Silberband 037 - Arsenal der Giganten
zwei Kartentischen materialisiert.« Waydenbrak hustete. »Wir
taten so, als hätten wir ihn nicht bemerkt, um den Männern draußen in den Gängen Gelegenheit zu
geben, mit den Projektoren heranzukommen und die Feuerleitzentrale zu umstellen.«
»Aber das ist nicht gelungen«, vermutete Rhodan.
»Nein!« sagte Waydenbrak beinahe heftig. »Einer der Männer verlor die Nerven und griff nach
der Waffe. Sofort entmaterialisierte der Zwerg. Wir sollten dem Mann, dem das passiert ist,
keinen Vorwurf machen. Er sah den Zwerg deutlich vor sich, die Gelegenheit erschien so
günstig.«
»Natürlich«, sagte Rhodan ruhig.
Waydenbrak schien unsicher zu werden.
»Sicher klappt es beim nächstenmal«, hoffte er.
Beim nächstenmal! Rhodan lächelte verzerrt. Immer hofften sie auf ein nächstes Mal. Was blieb
ihnen auch anderes übrig?
»Ja, sicher«, sagte er und unterbrach die Verbindung in die Feuerleitzentrale.
Abrupt wandte er sich vom Interkom ab. Seine Blicke glitten über die Männer in der Zentrale
hinweg; er schien jeden einzelnen einer genauen Prüfung zu unterziehen.
»Sie haben gehört, warum unser Plan fehlgeschlagen ist«, sagte er. »Wir müssen immer damit
rechnen, daß ein übereifriger oder müder Mann einen Fehler begeht. Trotzdem werden wir es
weiterhin mit den fahrbaren Projektoren versuchen. Keiner von uns hat wohl geglaubt, daß es beim
erstenmal funktionieren würde.«
O doch! dachte er. Sie alle haben an einen Erfolg geglaubt.
Er sah die erloschene Zuversicht in den Augen der Männer wieder lebendig werden, und er war
dankbar, daß er diese Kraft besaß; die Kraft, mit ein paar Worten zu überzeugen und
Entschlossenheit zu wecken. In ihrem tiefsten Innern schienen diese Männer sogar davon überzeugt
zu sein, daß der Mann, der das Solare Imperium aufgebaut hatte, sie über zweiunddreißig Millionen
Lichtjahre hinweg in die heimatliche Galaxis zurückführen konnte.
Immer wenn Rhodan dieses Vertrauen spürte, das ihm andere entgegenbrachten, wurde die
Verantwortung zu einer Last.
Er wandte sich an Ralf Marten.
»Sie müssen noch einmal Kontakt aufnehmen«, sagte er. »Vielleicht sogar noch ein paarmal.«
Der erschöpfte Mann grinste Rhodan an, als wollte er ihm Mut machen.
»Es macht mir nichts aus«, sagte Marten. »Ich glaube, jetzt bin ich wieder völlig munter.«
Dabei, dachte Rhodan, wäre Marten vor Erschöpfung umgefallen, wenn er hätte stehen müssen.
Sie mußten fast eine Stunde warten, bis der Zwerg wieder innerhalb des Schiffes geortet
wurde.
»Er ist im Gewächshaus des vierzehnten B-Decks«, sagte Ralf Marten mit tonloser Stimme.
Perry Rhodan schaltete die Interkomanlage ein und befahl den Technikern, das Gewächshaus mit
fahrbaren HÜ-Schirmprojektoren zu umstellen.
28.
Die Gewächshalle war nur ein kleiner, in sich geschlossener Teil der riesigen
hydroponischen Gärten der CREST. Die Halle maß etwa 100 Quadratmeter und war mit hydroponischen
Tanks verschiedener Größe gefüllt. Zwischen den einzelnen Tanks gab es schmale Gänge, damit die
Techniker und Biologen die Anlagen ständig überprüfen konnten. Der größte Teil der Pflanzen
wucherte über den Behälterrand hinaus, so daß jeder, der die Gewächshalle betrat, das Gefühl
hatte, vor einem undurchdringlichen Pflanzenmeer zu stehen.
In diesem Raum wuchs Gemüse aller Art. Zum Teil wurde damit der Vitaminbedarf der Besatzung
gedeckt. Außerdem dienten die hydroponischen Tanks als willkommene Sauerstoffspender. Alle hier
wachsenden Pflanzen waren von Biologen speziell für die an Bord eines Raumschiffs herrschenden
Verhältnisse gezüchtet worden. Es gab merkwürdig aussehende Gewächse darunter, die jedoch ihren
Zweck besser erfüllten, als es herkömmliche Arten vermocht hätten. Vor allem handelte es sich um
schnell wachsende Exemplare, so daß in der Gewächshalle praktisch immer geerntet werden konnte.
Die Techniker und Biologen, die sich mit den hydroponischen Tanks beschäftigten, wurden von der
Besatzung des Flaggschiffs mit sanfter Ironie als ›Bauern‹ bezeichnet.
Als der Zwerg zwischen den Behältern inmitten des Gewächshauses materialisierte, war er viel
zu erschöpft, um dieser ungewöhnlichen Umgebung eine besondere Bedeutung beizumessen. Er spürte,
daß er mit seinen Kräften am Ende war. Er brauchte jetzt eine längere Ruhepause. Da er sein Ziel
erreicht hatte, konnte er sich in ein sicheres Versteck zurückziehen, um sich zu erholen.
Er schaute sich
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