Silberband 038 - Verschollen in M 87
konnte spüren, wie Kasom ihn von der Schulter gleiten ließ. Gleich darauf blitzte das Licht von
Kasoms Helmscheinwerfer auf. Poindexter sah einen kleinen Raum vor sich.
»Alles verlassen«, stellte Kasom zufrieden fest. »Hier lasse ich Sie liegen, bis alles vorüber
ist.«
Poindexter wagte nicht, zu protestieren, obwohl ihm die Aussicht, allein und bewegungsunfähig
zurückzubleiben, wenig gefiel. Kasom legte ihn sanft auf den Boden. Poindexter starrte zu der
riesigen Gestalt hinauf.
»Angst?« grollte Kasom.
»Ein bißchen«, gestand der Offiziersanwärter. »Was haben Sie jetzt vor?«
»Ich kann den anderen nur helfen, wenn ich mich nicht dauernd um Sie kümmern muß. Deshalb
bleiben Sie hier. Die Fremden werden Sie nicht finden, weil wir sie ablenken werden. Machen Sie
sich keine Sorgen. Ich vergesse Sie nicht.«
Poindexter versuchte, einen Arm zu bewegen.
»Was machen Sie da?« erkundigte Kasom sich. »Bleiben Sie ruhig.«
»Schalten Sie meinen Helmscheinwerfer ein«, bat Poindexter. »Ich möchte nicht in der
Dunkelheit zurückbleiben.«
Kasom zögerte, aber dann kam er dem Wunsch des jungen Raumfahrers nach. Als der USO-Spezialist
gleich darauf den kleinen Raum verließ, schaltete er seinen eigenen Scheinwerfer aus. Poindexter
sah, wie die Tür von außen zugedrückt wurde.
Er war allein.
Eine Weile lag er völlig still und lauschte. Er hörte jedoch nichts außer seinem eigenen Atem
und das Schlagen seines Herzens. Sogar im Helmlautsprecher war es still; die Männer des
Einsatzkommandos verzichteten offenbar darauf, sich über Funk zu verständigen. Poindexter fragte
sich, ob die fünf Fremden inzwischen draußen vorbeigekommen waren, oder ob sie sich noch auf der
anderen Seite des Ganges aufhielten.
Was, wenn sie infrarotempfindliche Ortungsgeräte besaßen? Dann würden sie ihn zwangsläufig
finden. Poindexter versuchte sich auszumalen, was sie mit ihm tun würden.
Ein schleifendes Geräusch unterbrach Poindexters Gedanken. Es kam von der der Tür
gegenüberliegenden Wand. Poindexter konnte die Ursache des Lärms nicht erkennen, weil Kasom ihn
so gelegt hatte, daß er die Tür beobachten konnte.
»Vruun! Vruun! Vruun!« hörte Poindexter plötzlich aus unmittelbarer Nähe.
Sekundenlang war er vor Entsetzen wie betäubt. Mit unsäglicher Anstrengung gelang es ihm,
seinen Kopf so weit zu drehen, daß das Licht des Helmscheinwerfers den rückwärtigen Teil des
Raumes erhellte.
Da sah Poindexter die Vruuns.
Sie krochen durch eine halbrunde Öffnung in der Wand zu Dutzenden in den kleinen Raum. Noch
liefen sie unruhig hin und her. Ihre Furcht vor dem am Boden liegenden Mann war noch größer als
ihre Freßlust. Aber das würde sich bald ändern.
Poindexter konnte sehen, wie die in Saugnäpfen endenden Tentakel der Vruuns vor Erregung
zitterten. Unmittelbar neben der Wand teilte sich ein Vruun. Ein paar machten sich an den
Überresten der Wandverkleidung zu schaffen, die bald vollständig aufgefressen war.
Allmählich vermochte Poindexter wieder klar zu denken.
»Bitte melden!« rief er in sein Helmmikrophon.
»Poindexter?« antwortete der USO-Spezialist sofort. »Was wollen Sie?«
»Etwa hundert Vruuns befinden sich in dem Raum, in dem Sie mich zurückgelassen haben.«
Poindexter wunderte sich, daß seine Stimme nicht ihren Dienst versagte. »Es werden immer mehr.
Sie kommen durch eine Öffnung in der Wand.«
»Ist das alles?« erkundigte Kasom sich.
»Die Biester sind hungrig«, antwortete Poindexter verzweifelt. »In ein paar Minuten werden sie
ihre Angst abgelegt haben und über mich herfallen. Ich kann mich kaum bewegen.«
»Poindexter, hier spricht Rhodan«, klang die Stimme des Großadministrators jetzt im
Helmlautsprecher des Offiziersanwärters auf. »Kasom kann jetzt nicht zurückkommen und Ihnen
helfen.«
»Warum nicht?« fragte Poindexter mit erstickter Stimme.
»Die fünf Fremden befinden sich im Augenblick genau zwischen Ihnen und uns. Sie werden also
noch ein bißchen auf Hilfe warten müssen.«
»Um Himmels willen, Sir! Sie müssen mir helfen. Die kleinen Ungeheuer werden mich … sie
werden …«
»Bleiben Sie ruhig!« rief Rhodan. »Noch ist nichts verloren. Ich werde versuchen, mit Kasom an
den Kugelköpfen vorbeizukommen und Ihnen zu helfen.«
»Beeilen Sie sich bitte!« flehte Poindexter.
Seine Augen waren ständig auf die Vruuns gerichtet. Einige der Parasiten hatten sich bereits
bis auf zwei Meter an den Gelähmten
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