Silberband 038 - Verschollen in M 87
ich sind gerade dabei, uns eine interessante
Geschichte erzählen zu lassen.«
Die Bilder, die der Gedankenauf Zeichner jetzt produzierte, waren deutlich genug, um die
beiden Männer den Sinn der Symbole erkennen zu lassen. Der Vruun-Jäger, der offenbar gemerkt
hatte, daß der Anfang seiner Erzählung nur schlecht übertragen worden war, begann noch einmal von
vorn …
Jyll Ahnt Aymar war einer von dreihundertachtzig Überlebenden. Vor
dreihundert Jahren terranischer Zeitrechnung hatten die Skoars von ihrem höchsten Vorgesetzten,
dem Skoarto, den Befehl erhalten, mit ihren Walzenschiffen die rote Riesensonne anzufliegen und
dort eine Kreisbahn einzuschlagen. Der Skoarto hatte keine Erklärungen gegeben, sondern weitere
Einsatzbefehle angekündigt.
Die Jahre verstrichen, ohne daß Nachrichten eintrafen. In hündischer Ergebenheit
warteten die Skoars. Sie waren eingeschlechtliche Lebewesen, die allmählich zu degenerieren und
auszusterben begannen. Trotzdem unternahmen die Überlebenden große Anstrengungen, um wenigstens
einen Teil der Flotte einsatzbereit zu halten.
Während die Skoars immer weniger wurden, breiteten sich die Parasiten, die
Vruuns, weiter aus. In ihrer Freßgier verwandelten sie die Walzenschiffe allmählich in
fluguntaugliche Wracks.
Die Skoars beschränkten sich darauf, nur noch wenige Schiffe in Ordnung zu
halten. Sie verbanden die Schiffe miteinander, um ein möglichst kleines Operationsgebiet für
ihren Kampf gegen die Vruuns und den allgemeinen Zerfall zu bekommen. Sie konnten es jedoch nicht
verhindern, daß einzelne Pulks allmählich abtrieben. Anfangs wurden die Vruuns pausenlos gejagt
und verfolgt, aber immer mehr Skoars starben oder begingen aus Verzweiflung Selbstmord. Die
wenigen Nachkommen wurden in eine Umgebung des Schreckens hineingeboren.
Die Skoars verloren allmählich ihre wichtigen Energiequellen. Nach einer
Wartezeit von zweihundert Jahren wurden die Vruuns nur noch gejagt, um den Nahrungsbedarf der
Überlebenden zu decken.
Dann fielen die letzten intakten Beiboote aus. Dreißig Jahre konnten die Skoars
nicht mehr von Schiff zu Schiff fliegen. In diesem Zeitraum vermehrten sich die Vruuns derartig,
daß sie die gesamte Flotte vernichteten.
Endlich gelang es einigen Skoars, aus der metallischen Haut der Vruuns große
Ballons zu schaffen. Die Ballons wurden mit den Gelatinekugeln gefüllt, die bei der Teilung der
Vruuns entstanden. Durch eine kleine Düse konnte das Gas entweichen und verlieh damit den Ballons
einen primitiven Antrieb. Die ersten Skoars, die es wagten, an einen Ballon geschnallt den
Abgrund zwischen den einzelnen Schiffsverbänden zu überqueren, erlitten einen qualvollen Tod.
Manche Ballons platzten, andere trieben in den Weltraum oder stürzten in die Sonne.
Doch die Skoars gaben nicht auf. Endlich bewährte sich eine Konstruktion, die
ein Skoar namens Brall Vaynt Üllkjah entwickelt hatte. Drei Ballons wurden an einem Beiboot
befestigt. Schwenkbare Metallgestelle sorgten dafür, daß während des Fluges Kurskorrekturen
vorgenommen werden konnten. Die Skoars lernten schnell, welche Menge des Teilungssekrets in die
Ballons eingefüllt werden mußte, um eine bestimmte Strecke zu überwinden.
Jetzt konnte der Kampf gegen die Vruuns fortgesetzt werden. Die Skoars stellten
jedoch bald fest, daß sie zu spät kamen. Die dreitausend Schiffe waren bis auf wenige Einheiten
zu nutzlosen Metallbehältern geworden. Nun versuchten die Skoars, wenigstens ein Schiff
betriebsklar zu machen. Aber auch das mißlang ihnen.
Endlich, nach dreihundert Jahren, traf der erwartete Funkspruch des Skoarto ein.
Die Vergessenen versuchten, auf diese Nachricht zu antworten, doch Jyll Ahnt Aymar bezweifelte,
daß die Sendestärke ihres letzten Funkgeräts ausgereicht hatte, um den Skoarto über das Schicksal
der dreitausend Schiffe zu unterrichten.
Jyll Ahnt Aymar nahm die Kabelanschlüsse von seinem Kopf und legte sie behutsam auf
den Gedankenauf Zeichner. Dann trat er einen Schritt zurück. Weder er noch seine Begleiter
sprachen. Offenbar warteten sie auf die nächsten Schritte der Terraner.
Roscoe Poindexter starrte noch immer auf den jetzt wieder dunklen Bildschirm des
Gedankenaufzeichners. Er hatte nicht alles verstanden, was der Skoar zu erklären versucht hatte,
aber er begriff, daß diese Wesen ein noch tragischeres Schicksal erlitten hatten als die
Besatzung der CREST IV. Seit dreihundert Jahren hatte man sie vergessen. Nun,
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