Silberband 038 - Verschollen in M 87
der Wunsch nach Einsamkeit in
die Kuppel geführt – und er war auch nicht allein gekommen. Jyll Ahnt Aymar, der Anführer
der Skoars, war an seiner Seite. Rhodan hoffte, daß der Skoar es als Kompliment auffaßte, hier
stehen zu dürfen – nicht etwa als ungebetener Gast, sondern als gleichwertiger Partner.
Rhodan hatte den Skoars von Anfang an den Respekt entgegengebracht, der ihnen gebührte, aber er
hatte den Kugelköpfen zu verstehen gegeben, daß er den gleichen Respekt für sein eigenes Volk und
für sich forderte.
Seltsamerweise war es der sonst sehr schweigsame Jyll, der das Schweigen brach.
»Warum sind Sie mit mir hierhergegangen?« fragte er. Die Skoars waren nicht in der Lage,
Gefühle in ihre Stimme zu legen, jedenfalls nicht in dem Maß, wie ein Mensch das konnte.
»Die große, gelbe Sonne, die Sie über uns sehen, ist Truk«, sagte Rhodan. »Ich wollte, daß Sie
sie nicht nur auf den Bildschirmen beobachten.«
Jyll wandte sich ab.
»Ich wurde an Bord eines Walzenschiffs geboren«, erinnerte der Skoar. »Für mich ist Truk eine
Sonne wie jede andere.«
»Es gibt einen Unterschied«, widersprach Rhodan. »Der Skoarto hat Sie hierhergerufen.«
Jyll bewegte sich unruhig. Seine vier großen Augen glühten im Licht, das durch die
Glassitkuppel fiel. Er schien erregt zu sein.
»Ja, der Skoarto«, sagte er demütig.
»Er hat Ihre Flotte vor dreihundert Jahren weggeschickt und dann vergessen«, sagte Perry
Rhodan. »Glauben Sie, daß es noch immer der gleiche Skoarto ist, der Sie jetzt gerufen hat?«
Jyll straffte sich.
»Es gibt nur einen Skoarto, Terraner«, sagte er.
»Sie haben ihn nie gesehen«, wandte Rhodan ein. »Sie sind nur ein Nachkomme von Skoars, die
mit ihm zusammengetroffen sind.«
»Sie meinen, daß der Skoarto vielleicht nur eine Legende ist, die sich jemand zunutze machen
will?«
»Wer weiß?« Rhodan zuckte mit den Schultern. Er mußte sich anstrengen, wenn er mit den Skoar
sprach, denn die menschlichen Stimmbänder waren nicht für das Zentrums-Idiom geschaffen.
»Ich glaube, wir haben nur überlebt, weil wir auf diesen Augenblick gewartet haben«, sagte
Jyll nachdenklich. »Unser Kampf gegen die Vruuns, unsere Anstrengungen, wenigstens ein paar
Schiffe funktionsfähig zu erhalten – das alles sind Beweise dafür, daß wir auf eine
Nachricht des Skoartos gewartet haben.« Eines seiner Ärmchen richtete sich auf Rhodan. »Ich halte
es nicht für einen Zufall, daß Sie uns abgeholt haben.«
»Wir Terraner kennen keinen Aberglauben«, sagte Perry Rhodan. »Wir wurden durch den
Hyperfunkspruch angelockt. Ich glaube nicht, daß wir die Walzenschiffe sonst gefunden
hätten.«
Jyll Ahnt Aymar schwieg. In der Geschichte der Skoars hatten Mythos und Wahrheit sich so
miteinander vermischt, daß es schwerfiel, die Hintergründe aller skoarischen Erzählungen
aufzudecken. Rhodan war jedoch fest davon überzeugt, daß dieser geheimnisvolle Skoarto
existierte. Er bezweifelte jedoch, daß er ihn ausgerechnet im Truk-System kennenlernen würde. Die
Botschaft, die an die Walzenschiffe ergangen war, erschien nach einer Wartezeit von dreihundert
Jahren zu nichtssagend. Kein Oberbefehlshaber konnte erwarten, daß nach einem solchen Zeitraum
eine kurze Nachricht genügte, um alle Streitkräfte zu alarmieren.
Konnte das wirklich kein Befehlshaber?
Vielleicht war der Skoarto dazu in der Lage. Vielleicht vertraute er auf seine Stärke und auf
die Wirkung seines Namens.
Aber wie konnte ein solches Wesen in Gefahr gebracht werden?
»Ich nehme an, daß Sie mehr über unser als über Ihr eigenes Schicksal nachdenken«, bemerkte
Jyll Ahnt Aymar.
Rhodan lächelte.
»Glauben Sie, daß der Skoarto sich wirklich auf Truktan aufhält?«
»Natürlich«, antwortete Jyll überzeugt. »Er hat uns davon unterrichtet.«
»Wenn wir Truktan anfliegen, müssen Sie es uns überlassen, wie wir vorgehen. Wir dürfen die
CREST keiner Gefahr aussetzen. Deshalb werden wir zunächst einige Erkundungsflüge mit Beibooten
unternehmen.«
»Ich werde nicht versuchen, Sie oder einen Ihrer Offiziere zu beeinflussen«, erwiderte Jyll
Ahnt Aymar. »Vergessen Sie jedoch nicht, daß der Skoarto in Gefahr ist. Wir müssen schnell
handeln.«
Rhodan spürte die Ungeduld des anderen. Gleichzeitig gab Jyll ihm zu verstehen, daß er sich
seiner Rolle an Bord der CREST IV bewußt war. Obwohl sie sich erst seit ein paar Tagen kannten,
besaß Jyll ein großes Einfühlungsvermögen in die
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