Silberband 038 - Verschollen in M 87
Ortungsgerät ein!« ordnete Marshall an.
Als er auf den Bildschirm des Infra-Orters blickte, konnte er erkennen, daß sich eine Reihe
von Gestalten unter ihnen gleichmäßig hin und her bewegten.
»Sie tanzen«, erklärte Malvas. »Wahrscheinlich haben sie einen Anlaß zum Feiern.«
Die beiden Raumfahrer ließen die Wohngegend hinter sich, und die Musik wurde leiser.
»Ich bin froh, daß wir nicht den gleichen Weg zurückfliegen müssen«, sagte Malvas aufatmend.
»Ich habe schon viel von hypnotischen Gesängen gehört, aber nie daran geglaubt – bis zu
diesem Augenblick.«
»Unsinn!« antwortete Marshall heftig. »Sie dürfen sich so etwas nicht einreden. Diese Musik
hat für die Plantagenarbeiter vielleicht die gleiche Bedeutung wie für uns ein
Weihnachtslied.«
Malvas gab keine Antwort – ein sicheres Zeichen dafür, daß er alles andere als überzeugt
war. Marshall war sogar geneigt, dem Spezialisten recht zu geben, denn auch er hatte sich der
Wirkung der Musik nur schwer entziehen können. Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, neben
den Musikanten zu landen und mit den Fremden zu tanzen.
Aus der Ferne klang die Musik wie das Zirpen unzähliger Grillen.
»Was nun?« fragte Malvas. »Auf dem Infra-Orter ist nichts zu sehen.«
»Ich spüre auch niemanden«, sagte Marshall. »Wir fliegen jetzt in Richtung der Festung. Ich
bin überzeugt davon, daß wir früher oder später auf einen einzelnen Blauen stoßen.«
Malvas seufzte. Wieder stand Marshall vor der Frage, ob er das Gehirn seines Begleiters
sondieren sollte. Er wußte wenig über Malvas, obwohl die Tatsache, daß Rhodan ihn für dieses
Unternehmen ausgewählt hatte, bereits Empfehlung genug war.
»Ich glaube, Sie spionieren gerade in meinen Gedanken«, sagte Malvas plötzlich. Seine
Feststellung hatte nicht nach einem Angriff geklungen, aber Marshall hatte jenen Unterton von
Resignation daraus hervorgehört, der ihm schon bekannt war. Die Menschen wußten, daß sie sich
einem Mutanten nicht verschließen konnten, es sei denn, sie waren mentalstabilisiert. Doch das
waren die wenigsten.
Marshall war verblüfft.
»Ich hatte, ehrlich gestanden, die Absicht«, sagte er. »Aber ich lasse es bleiben.«
»Na, bitte«, knurrte Malvas. »Ich bin Ihr Begleiter. Sie müssen sich auf mich verlassen
können. Ich fliege mit Ihnen auf einem fremden Planeten durch die Nacht, und Sie haben die
Möglichkeit, sich von meiner Zuverlässigkeit zu überzeugen. Es ist nur verständlich, wenn Sie es
tun.«
Der Ausbruch des Mannes überraschte Marshall nicht. Malvas war nervös, weniger aus Angst, als
aus dem Gefühl heraus, Marshall könnte mit ihm unzufrieden sein.
»Hören Sie zu«, sagte er. »Ich werde mich nicht um Ihre Gedanken kümmern.«
Der Infra-Orter zeigte ihnen die Anwesenheit einiger kleinerer Tiere in den Feldern unter
ihnen an. Wahrscheinlich kamen sie in der Dunkelheit aus ihren Erdhöhlen, um ihren Anteil der
Ernte zu holen.
Dann drangen zwei Impulse durch, die von größeren Wesen kamen.
»Ich wette, es sind zwei Aufseher«, sagte Marshall. »Wir wissen nicht, ob wir noch einmal eine
solche Chance bekommen.«
»Aber es sind zwei«, wandte Malvas ein.
Noch während sie sich unterhielten, konnten sie beobachten, wie sich die beiden Fremden
voneinander entfernten. Einer blieb stehen, während der andere auf die Unterkunft zuging.
»Wenn es wirklich zwei Blaue sind, haben wir unverschämtes Glück«, murmelte Marshall. »Wir
müssen näher heran.«
Gleich darauf stellten sie fest, daß sich ihre Hoffnung erfüllt hatte. Aus unmittelbarer Nähe
zeichneten sich deutlich die Umrisse eines Aufsehers auf dem Bildschirm ab. Der Truktaner schien
nicht zu wissen, daß er in Gefahr war. Bewegungslos stand er auf dem Pfad zwischen den
Feldern.
»Warten Sie noch!« flüsterte Marshall dem Spezialisten zu. »Der andere muß weit genug weg
sein, bevor wir etwas unternehmen.«
Plötzlich verstummte die Musik bei den Unterkünften. Es wurde so still, daß Marshall
befürchtete, der Blaue könnte das kaum wahrnehmbare Zischen der beiden Rückentornister hören.
Warum hören Sie auf zu spielen? fragte sich Marshall beunruhigt.
War die Space-Jet entdeckt worden?
Marshall versuchte, sich in die Gedanken des Aufsehers einzuschalten. Die Gefühle des Fremden
waren verworren, er schien innerlich um einen Entschluß zu ringen. Marshall glaubte zu erkennen,
daß der Blaue vor der Entscheidung stand, noch einen Kontrollgang zu
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