Silberband 040 - Dolan-Alarm
großen Worte!« winkte ich ab. »Irgend jemand mußte schließlich etwas gegen OLD MAN
tun – und wir hatten damals die beste Gelegenheit dazu. Ich bin sicher, daß Sie mit weitaus
größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, Sir.«
General Ferenczys Lippen preßten sich zusammen. Er wandte sich halb um und musterte die
zahllosen Monitore, auf denen das Innere der gigantischen Hangarplattform von OLD MAN abgebildet
wurde. Hin und wieder sah man einige winzige Gebilde an den Kugelriesen der Ultraschlachtschiffe
hantieren: Techniker, Ingenieure und Kybernetiker, die mit hektischem Eifer dabei waren, die rund
fünfzehntausend Großkampfschiffe von OLD MAN umzurüsten.
Ich mußte daran denken, daß in jeder Hangarsektion zweitausend Mann arbeiten, die sich in der
titanenhaften Weite der Hangars verloren.
»Seit sich OLD MAN unter unserer Kontrolle befindet, hat das Flottenkommando damit begonnen,
Offiziere und Mannschaften für die Übernahme des Riesenroboters auszubilden«, sagte Ferenczy.
OLD MAN befand sich inzwischen auf einer stationären Kreisbahn um die Erde, und zwar in
lunarer Distanz. Das Oberkommando der Solaren Raumflotte rechnete stündlich mit der erwarteten
zweiten Großoffensive der Zweitkonditionierten.
»Ich weiß Bescheid«, erklärte ich. »Zusätzlich zu der Besatzung benötigen Sie für die
Ultraschlachtschiffe von OLD MAN ja auch noch Korvetten und Moskito-Jäger, die erst von den
solaren Werften produziert werden müssen.«
Ich ballte die Fäuste und starrte mit brennenden Augen zu der kleinen Scheibe des Mondes, der
sich links aus dem Erdschatten ins Sonnenlicht schob.
Wie lange würde dieses friedliche Bild noch zu sehen sein?
Seit der erfolgreichen Abwehr der Dolaninvasion herrschte im Solsystem zwar Ruhe, aber dafür
waren Dolans nur kurz darauf in mehreren Systemen des Solaren Imperiums gesichtet worden und
hatten dort Angst und Schrecken verbreitet.
Terra hatte zwar Raumschiffverbände abgestellt, um den bedrohten Kolonialwelten zu Hilfe zu
kommen, aber diese Hilfe war eher bescheiden, denn man durfte das Solsystem nicht zu sehr durch
Abzug von Schiffen schwächen. Allen Verantwortlichen war klar, daß die Hauptstoßrichtung der
Dolans weiterhin das Solsystem war und die Angriffe der Zeitpolizei auf die Kolonialwelten nur
dazu dienen sollten, die Abwehrkraft Terras zu schwächen.
Erst nach einigen Minuten bemerkte ich, daß General Ferenczy mich an den Schultern
rüttelte.
»Ja, was ist …?«
Ferenczy stöhnte.
»Mann, haben Sie mich eben erschreckt! Sie hätten Ihr Gesicht sehen sollen, Oberst Mokart.
Woran dachten Sie vorhin?«
Ich verzog ironisch die Lippen. Mit meinen Gedanken war ich bereits halb in der Schalthalle
der großen Positronik des OLD MAN.
»Daran, daß wir endlich aus der Defensive heraus müssen, General«, antwortete ich rauh. »Wir
müssen das Übel an der Wurzel packen – dort, woher die Zweitkonditionierten mit ihren Dolans
kommen!«
Ich verließ die Kommandozentrale des Riesenroboters. Unter dem Schott wandte ich mich noch
einmal um. General Ferenczys Gesicht war bleich geworden. Offenbar ahnte er, was ich
vorhatte – er schien sich jedoch nichts davon zu versprechen.
Ich machte eine vielsagende Handbewegung, die den Riesenroboter einschloß. Dann ging ich.
Nach neun Stunden angestrengter Arbeit, in deren Verlauf ich eine hektische Debatte
mit der Positronik geführt hatte, befand ich mich praktisch wieder da, wo ich begonnen hatte.
Es gab einfach keine erkennbare Lösung. Und diejenige, die mir vorschwebte, ließ sich mit den
vorhandenen Mitteln nicht verwirklichen.
Ich rief General Ferenczy über Interkom an und bat ihn, mir kurzfristig für einige Stunden
eine Moskito-Jet zur Verfügung zu stellen, mit der ich zum Mond fliegen wollte.
Er sah mich einige Sekunden lang nachdenklich an. Anscheinend überlegte er, ob es Zweck hatte,
mich nach dem Grund meiner Bitte zu fragen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Da stimmte er zu.
General Ferenczy wußte genau, daß ich von der USO mit einem Sonderauftrag abgestellt worden war
und Staatsmarschall Bull mir einen roten Ausweis gegeben hatte, der mich dazu berechtigte, von
allen Dienststellen des Solaren Imperiums vollste Unterstützung zu fordern. Wenn ich nicht reden
wollte, dann würde auch er kein Wort aus mir herausbringen.
Ich schwieg jedoch nicht, weil ich dem General etwa nicht traute, sondern weil ich mir selbst
noch nicht völlig über den
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