Silberband 040 - Dolan-Alarm
»Bisher haben wir planlos gehandelt. Unsere Aufgabe jedoch ist es, die Parabasis der
Zweitkonditionierten zu zerstören.«
»Wobei dies nicht einmal die Parabasis ist, die wir eigentlich aufsuchen wollen«, fügte Hisso
Rillos hinzu. »Schön, auch diese Station scheint von Wichtigkeit für unsere Gegner zu sein, aber
wir wissen viel zuwenig darüber, um beurteilen zu können, welche Folgen die Vernichtung der
Plattform hätte.«
Wir ließen uns im Kreis nieder, unmittelbar vor einer Gangmündung, damit wir im Notfall
schnell entkommen konnten.
Einige Minuten lang lehnte ich mich gegen die Wandung der Halle und schloß die Augen. Die
Gleichgewichtsstörungen hatten nachgelassen. Allmählich fühlte ich meinen Unternehmungsgeist
zurückkehren.
»Ich schlage folgendes vor«, sagte ich leise. »Wir suchen uns ein gutes Versteck, eine Basis,
die nach Möglichkeit in der Nähe von Energieaggregaten liegen sollte, um die Anpeilung der
Streustrahlung unserer Anzugaggregate zu vermeiden. Dort sollten Upper Kisca und noch zwei Leute
zurückbleiben. Die anderen stoßen auf direktem Wege zur Oberfläche vor und versuchen, einen der
Raupenroboter zu fangen. Wenn es uns gelingt, sein Positronengehirn oder das Äquivalent davon,
das er sicher enthält, abzutasten, könnten wir eventuell Informationen über das Sicherungssystem
der Plattform erhalten.«
Dieser Vorschlag wurde eine Viertelstunde lang diskutiert. Schließlich einigten wir uns
darauf, daß wir ein Versteck suchen wollten. Dort sollten dann Kisca, Cornyn, Lloyd und Rillos
zurückbleiben und sich passiv verhalten, während ich mit Pinar Alto zur Oberfläche vorstoßen
sollte.
Mit Hilfe unserer Energietaster gelang es uns, innerhalb der nächsten dreißig Minuten ein
Energieaggregat zu finden. Es schien sich um eine komplizierte Maschine zur Erzeugung
differenzierter Hochenergie-Überlagerungsfelder zu handeln. Welchem Zweck die betreffenden Felder
dienten, ließ sich mit unserer Ausrüstung nicht feststellen. Aber sie erzeugten eine so
hervorragende Abschirmung gegen jegliche Ortungsimpulse, daß wir das Versteck als absolut sicher
ansahen.
Hisso Rillos, der etwas von Medizin verstand, errichtete ein Plastikzelt, füllte es mit einer
Atmosphäre aus seinem Rückentornister und öffnete Kiscas Raumanzug, um seinen Kameraden zu
behandeln.
Fellmer Lloyd winkte mir zum Abschied zu.
»Seien Sie vorsichtig, Mokart«, mahnte er ernst.
Ich nickte.
Ganz sicher würden Alto und ich auf der Hut sein. Ob das bei einem solchen Risikoeinsatz viel
nützte, war eine andere Frage. Fellmer Lloyd hatte es da etwas leichter. Er würde die Annäherung
fremder Lebewesen sofort erkennen. Im Notfall mußte er uns über Hyperkom herbeirufen.
Im Laufschritt eilten Pinar Alto und ich den Weg zurück. Unterwegs hatten wir einen
Liftschacht entdeckt. Ihn wollten wir für unseren Vorstoß nach oben benutzen.
11.
Die Falle war so raffiniert, daß wir sie erst bemerkten, als sie längst
zugeschnappt war.
Eben noch schien sich der Liftschacht über uns mindestens hundert Meter hinzuziehen – und
in der folgenden Sekunde prallten wir hart gegen feste Materie.
Die Illusion erlosch erst eine Sekunde später. Das klärte uns wenigstens darüber auf, weshalb
wir ahnungslos in die Falle geflogen waren. Es mußte sich um eine täuschend echte optische
Projektion gehandelt haben, die uns eine Fortsetzung des Antigravschachts vorgegaukelt hatte. An
hypnotische Beeinflussung glaubte ich nicht, denn sowohl der Haluter als auch ich waren darauf
trainiert, derartige Angriffe bereits im Unterbewußtsein abzuwehren.
»Ich könnte versuchen, den Verschluß des Schachts über uns mit meinem Körper zu durchstoßen«,
flüsterte Pinar Alto.
Ich überlegte kurz, dann riet ich davon ab. Wer uns diese Falle gestellt hatte, kannte
inzwischen zweifellos die Fähigkeit der Haluter, mit ihrem verhärteten Körper stählerne Wände zu
durchbrechen. Folglich erwartete man vielleicht gerade diese Reaktion.
Wir verhielten uns ruhig.
Irgendwann würde unser Gegner sicher zum offenen Angriff übergehen. Dann mußten wir aus der
Situation heraus handeln. Ich fürchtete mich nicht davor, und auch Pinar Alto schien keine Angst
zu empfinden. Wir kannten unsere Stärke. So leicht waren ein Haluter und ein Oxtorner nicht zu
überwinden.
Als jedoch wenige Minuten später die Wände unseres Gefängnisses in intensivem Blau zu strahlen
begannen, erlitt unser Selbstbewußtsein
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