Silberband 040 - Dolan-Alarm
entsann mich der altbekannten Tatsache, daß unsere Techniker und Ingenieure nach
Möglichkeit dafür sorgten, daß empfindliche Aggregate nicht der absoluten Schwerelosigkeit
ausgesetzt wurden. Vor allem die Deuteriumbehälter von Energieerzeugern benötigten ein
gleichmäßiges Schwerefeld, damit der Fusionsbrennstoff nicht tropfenförmig im Behälter schwebte
und von keiner Pumpe mehr angesaugt werden konnte. In Notfällen ließ sich dieser negative Effekt
durch besondere Vorrichtungen kompensieren, aber für jede fortgeschrittene Technologie war es
einfacher, ein künstliches Schwerefeld zu erzeugen.
Falls es also hier einen Paratronkonverter gab, mußte auch eine Quelle künstlicher Schwerkraft
existieren. Wir merkten nur nichts davon, weil wir noch immer unsere Antigravaggregate
eingeschaltet hatten.
Ich schaltete meinen Antigrav aus. Sofort spürte ich einen sanften Zug nach oben. Langsam
schwebte ich an Pinar Alto vorbei. Der Haluter starrte mir nach. Dann schien er zu begreifen.
Kurz darauf stießen meine hochgestreckten Arme gegen elastischen Widerstand. Gleich danach
erschien Alto neben mir.
»Tatsächlich«, stieß er hervor. »Der Konverter liegt unter einem energetischen Tarnfeld, das
sich wegen der einfallenden Hyperstrahlung nicht anmessen läßt. Wie sind Sie auf die Idee
gekommen, Mokart?«
Ich grinste.
»Indem ich nicht mehr nur meine Instrumente, sondern auch meine natürlichen Sinne gebrauchte«,
erwiderte ich.
Der Rest war einfach.
Pinar Alto entfernte sich so weit wie möglich von dem energetischen Tarnfeld, schaltete danach
sein Anzugtriebwerk auf Beschleunigung und verhärtete die Struktur seines Körpers.
Ich sah die grelle Entladung, als er durch das Energiefeld schlug. Dann vernahm ich einen
zornigen Schrei. Sekunden später prallte das erneut stabilisierte Energiefeld gegen mich und
trieb mich bedrohlich nahe an die Paratronwandung.
So schnell ich konnte, wich ich aus. Dem Konverter selbst konnte nichts passieren, da er
unabhängig von seiner Eigenbewegung stets im Mittelpunkt des Paratronfeldes blieb. Ich wußte, was
geschehen war. Pinar Alto hatte zu stark beschleunigt. Dadurch war seine Geschwindigkeit beim
Durchgang durch das Energiefeld nicht aufgezehrt worden; er war gegen den Konverter geprallt.
Fast eine Minute lang schwebte ich in Ungewißheit, denn der Haluter beantwortete meine Anrufe
nicht. Erst als das Tarnfeld erlosch, atmete ich auf.
Der Paratronkonverter glich einer vier Meter durchmessenden, blankpolierten Messingkugel.
Darauf hockte in seltsamer Verrenkung Pinar Alto und steckte mit dem Oberkörper in einer
Luke.
Ich schaltete meinen Impulsantrieb ganz kurz ein und trieb auf die Kugel zu. Kurz darauf
tauchte auch Altos Oberkörper wieder aus der Luke auf. Er griff nach seinem Mehrzweckschalter vor
der Brust, und schon vernahm ich seine Stimme aus dem Helmkom.
»Tut mir leid, daß ich mich nicht meldete, Mokart. Ich bin eingeklemmt worden, als ich die
Energieversorgung des Tarnfeldprojektors unterbrach, und ich wollte nichts beschädigen. Deshalb
mußte ich mich behutsam zurückziehen.«
»Schon gut, Alto«, erwiderte ich kurz angebunden. Mir war seit dem eigenmächtigen Handeln
Upper Kiscas allmählich immer klarer geworden, daß diese drei Haluter keinen Vergleich mit dem
verschollenen Icho Tolot aushielten. Sie mochten wissenschaftlich ausgebildete Kämpfer sein;
ihnen fehlte aber die lange Kampferfahrung Tolots. Sonst hätte beispielsweise Pinar Alto die
Helmkomverbindung nicht unterbrochen, bevor er die Hülle des Paratronkonverters öffnete. Jeder
terranische Raumsoldat wußte, daß man in kritischen Augenblicken für permanente Verbindung sorgen
mußte.
Ich zwängte mich an dem Haluter vorbei und ließ mich in die offene Luke gleiten. Infolge
meiner Konstitution gelang mir der Einstieg im Unterschied zu Pinar Alto mühelos. Ich überblickte
die Verzweigungen der transparenten Energieleitungen, durch die die scharfgebündelte Energie vom
Fusionsreaktor zu den einzelnen Verbrauchern floß. Starke Magnetfelder zwängten sie in die
vorgesehenen Kanäle.
Eine Energieleitung war zerrissen. Das mußte die Versorgungsleitung zum Tarnfeldprojektor
sein. Die perfekte Absicherung hatte es dem halutischen Hyperphysiker leichtgemacht; sobald
jemand die Leitung zerstörte, schaltete sich die Energiezufuhr automatisch ab.
Ich wand mich zwischen den Leitungsbündeln hindurch und gelangte nach kurzer Zeit an die Hülle
des
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