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Silberband 040 - Dolan-Alarm

Titel: Silberband 040 - Dolan-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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eingenommenen Summe an seine Gesellschaft abführen mußte, blieb eine Million für Orphon übrig,
und der Gedanke an diese phantastische Summe ließ den Kapitän den Gestank an Bord offenbar mit
stoischer Ruhe ertragen.
    Dr. Armond Bysiphere runzelte die Stirn und griff nach dem Schalthebel des Seitenschotts. Der
Hyperphysiker war der erste Assistent von Dr. Geoffry Abel Waringer, dem Schwiegersohn Perry
Rhodans. Bysiphere war ein großer und schlanker Mann mit rotbraunen Haaren und einem offenen
Gesicht.
    Das Schott schwang auf, und Bysiphere, der geglaubt hatte, der Gestank in den Gängen sei
keiner Steigerung mehr fähig, wurde eines Besseren belehrt. Unwillkürlich wich er einen Schritt
zurück, als ihm die stickige Luft aus dem mittleren Laderaum entgegenschlug.
    Vor ihm im Halbdunkel entstand eine Bewegung, und eine krächzende Stimme fragte: »Sind wir
endlich angekommen?«
    Bysipheres Augen gewöhnten sich langsam an die Lichtverhältnisse, und er nahm einige Gestalten
– Männer und Frauen – wahr, die vor ihm am Boden lagen und ihre Habseligkeiten festhielten, als
fürchteten sie, Bysiphere könnte sie ihnen abnehmen.
    Bysiphere schluckte Abscheu und Mitleid hinunter; beides waren Gefühle, die er sich in der
augenblicklichen Situation nicht leisten konnte.
    »Ich bin ebenfalls nur Passagier«, sagte er mit dumpfer Stimme.
    »Aber Sie können herumlaufen«, sagte die krächzende Stimme. Bysiphere erkannte, daß sie von
einem untersetzten Mann kam, dessen Gesicht von einem tagealten Bart bedeckt wurde. »Man hat uns
verboten, im Schiff herumzulaufen. Orphon hat gedroht, daß er jeden von Bord werfen läßt, der im
Schiff herumläuft.«
    Von allen Seiten kam zustimmendes Brummen, und Bysiphere spürte den Neid und die Ablehnung,
die diese Menschen jedem entgegenbrachten, der ein Minimum an Freiheit genoß.
    »Ich bin Arzt«, log er hastig. »Ich muß mich um die Kranken kümmern.«
    »Da sind Sie hier genau richtig, Doc«, sagte eine Frauenstimme. Ein unangenehm klingendes
Kichern folgte.
    »Ich habe wenig Zeit«, sagte Bysiphere. »Ich muß zu einem dringenden Fall.«
    Zwei Frauenarme streckten sich ihm entgegen. Sie waren dunkelrot, stellenweise sogar schwarz.
Hautlappen hingen herunter.
    »Wollen Sie etwa behaupten, dieser Fall wäre nicht dringend?« fragte die Frau, der diese
entstellten Arme gehörten. »Wir bekommen keine Medikamente. Orphon hat bisher auch keinen Arzt
geschickt.«
    Bysiphere starrte auf die Arme. Sollte er dieser Frau sagen, daß es an Bord der HAPPY OLDTIME
vielleicht zwanzigtausend Kranke, aber keinen einzigen Arzt gab?
    »Nun, Doc?« fragte eine drohende Männerstimme.
    »Ich habe keine Medikamente dabei«, sagte Bysiphere lahm. »Aber ich komme hierher zurück.«
    »Wir sind keine Idioten«, sagte der bärtige Mann. »Sie werden nie mehr hierherkommen. Es ist
auch ungewiß, ob wir die Erde jemals erreichen. Deshalb werden Sie Virginia jetzt behandeln.«
    Bysiphere überwand seinen Widerwillen und ließ sich neben der Frau nieder. Er war froh, daß es
nicht vollkommen hell war. Vorsichtig betastete er die Arme der Kranken. Hoffentlich erlebte er
hier nicht den Anfang einer Seuche.
    Um ihn herum war es still. Die anderen beobachteten, was er tat.
    »Wie sieht es aus, Doc?« fragte Virginia. »Es macht mir nichts aus, wenn die Arme amputiert
werden. Mein Vater hat viel Geld. Er kann mir Prothesen anfertigen lassen, die besser sind als
meine echten Arme.«
    »Sei still, Virginia!« zischte ein älterer Mann.
    Bysiphere ließ die Arme der Frau sinken und richtete sich auf.
    »Bringt Wasser!« sagte er.
    »Wasser!« wiederholte jemand spöttisch. »Wir haben nicht einmal genug Wasser zum Trinken,
Doc.«
    Bysiphere zuckte mit den Schultern.
    »Es ist auch nicht wichtig«, sagte er gleichgültig. »Diese Frau wird bald wieder gesund
sein.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Virginia hoffnungsvoll.
    »Vollkommen sicher«, sagte Bysiphere mit Nachdruck. Er spürte, daß die Feindschaft der
Kolonisten um ihn herum nachließ, aber er fühlte sich entmutigt, weil er ihnen keine echte Hilfe
bringen konnte. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, daß er an Bord gegangen war. Er hätte
zwei Tage Zeitverlust in Kauf nehmen und auf das Eintreffen des Kurierkreuzers aus dem
Eugaul-System warten sollen. Eine zweitägige Wartezeit wäre allerdings mit dem Risiko verbunden
gewesen, daß erneut Dolans im Yardin-System aufgetaucht wären.
    Als Stellvertreter Waringers

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