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Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums

Titel: Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schweben.
    Jean Beriot legte beide Hände auf den Sargdeckel.
    In dieser Stellung verharrte er.
    Zwischen seinen Fingerspitzen und dem harten Metall des Sarges floß ein gleichmäßiger Energiestrom hin und zurück. Wäre Beriots Gehirn gesund gewesen, hätte er nicht bemerkt, daß der Sarg unter seinen Händen wie lebendig war.
    Im grellen Licht, bekleidet mit dem weißen Umhang, den alle Raumfahrer in der Krankenstation der CREST trugen, wirkte Jean Beriot wie ein Gespenst. Seine körperlichen Mißbildungen verstärkten diesen Eindruck.
    Die Musik in der Halle brach plötzlich ab. Nur Beriots keuchender Atem war zu hören.
    Da sprang der Sargdeckel auf.
    Beriot fuhr mit einem erschreckten Grunzen zurück.
    Das Licht des Kristalls fiel in den Sarg und beleuchtete Scanion Ocachees wächsernes Gesicht. Obwohl Ocachee nach menschlichen Begriffen häßlich war, drückte sein Gesicht noch im Tode Würde und Intelligenz aus.
    Behutsam kam Beriot wieder an den Sarg heran. Er kletterte auf die seitliche Erhöhung des Sockels und starrte in den Sarg hinein. Es schien, als würde er mit dem Toten stumme Zwiesprache halten. Nach einiger Zeit strich er mit zitternden Fingern über Ocachees Gewänder. Sie fühlten sich weich an, während der Körper darunter hart wie ein Brett war.
    Beriots Griffe wurden entschlossener. Er ging auf die andere Seite des Sockels, weil er von dort besser an den Sarg herankam. Mit beiden Händen packte er zu und zog Ocachee an den Beinen. Gleich darauf ließ er sie wieder fallen. Das wiederholte sich ein paarmal. Schließlich hingen Ocachees Beine über den Sargrand.
    Beriot knurrte verwundert.
    Mit der hohlen Hand strich er über das Gesicht des Zwerges und zog ihn an den verkümmerten Ohren.
    Plötzlich packte Beriot den Zwerg am Kopf und an den Beinen und hob ihn aus dem Sarg. Sekundenlang stand er mit seiner Last wie versteinert neben dem Sockel. Dann trottete er zur Hallenwand und legte Scanion Ocachees Leiche in eine kleine Nische. Als er sich aufrichtete, blickte er lauernd nach allen Seiten. Sein Gesicht war vor Erregung verzerrt. Beriot hatte jetzt nichts mehr mit einem Menschen gemein. Mit schwingenden Armen kehrte er zum Sockel zurück. Seine Blicke richteten sich auf den leeren Sarg, als könnte er nicht fassen, daß niemand mehr darin lag.
    Seine Hände griffen nach dem Sargrand. Er zog sich daran hoch.
    Obwohl Dr. Jean Beriot nur eineinhalb Meter groß war, mußte er seine Beine anziehen, um innerhalb des Sarges Platz zu finden.

7.
    Dr. Treiber betrat die Krankenstation der CREST IV mit der Überzeugung, daß ihn eine ruhige Nacht erwartete. Der zweite Teil einer Nachtwache verlief immer ruhiger als der erste. Wenn sich jemand unpäßlich fühlte, ging er noch abends zur Behandlung. Die stationären Fälle würden Dr. Treiber wenig Kummer bereiten, denn sie wurden nur in größeren Zeitabständen untersucht.
    Dr. Treiber runzelte die Stirn, als er feststellte, daß weder Dr. Myteren noch sein Assistent auf der Station waren. Der Arzt konnte sich schlecht vorstellen, daß seine Kollegen ihren Platz bereits vor der Ablösung verlassen hatten.
    Vielleicht, überlegte Treiber, waren Myteren und der junge Mann in der Kabine Beriots. Der Chefphysiker wurde isoliert gehalten.
    Treiber durchquerte die Krankenstation und öffnete die Tür zu Beriots Kabine.
    Vor ihm am Boden lagen Dr. Myteren und sein Assistent. Sie waren mit Sicherheitsgurten aneinandergebunden. Man hatte ihnen Kompressen in den Mund gesteckt. Myteren war bei Bewußtsein und starrte mit hilfloser Wut zu Dr. Treiber empor.
    Dr. Treiber beeilte sich, seinem Kollegen den Knebel aus dem Mund zu ziehen.
    »Benachrichtigen Sie sofort Perry Rhodan!« sprudelte Myteren mit rauher Stimme hervor. »Beriot ist geflohen.«
    Treiber zögerte, dann entschloß er sich, zunächst die beiden Männer zu befreien.
    Dann ging Myteren zum Interkomanschluß und gab Alarm.
    Fünfzehn Minuten später stand fest, daß Dr. Jean Beriot sich nicht mehr an Bord der CREST IV aufhielt.
    In der Zentrale des großen Schiffes saßen die Verantwortlichen beisammen und berieten, was sie tun konnten, um Zwischenfälle zu vermeiden.
    »Für das Verhalten des Kranken gibt es keine Erklärung«, betonte Dr. Myteren zum wiederholtenmal.
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Doc«, sagte Rhodan. »Aber es ist nun einmal passiert. Sie und Ihr Assistent sind das beste Beispiel für die Gewalttätigkeit des Kranken. Was geschieht, wenn er einen Okefenokee anfällt und

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