Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums
verletzt oder tötet?«
»Wir müssen Suchmannschaften ausschicken«, sagte Atlan.
Rhodan warf dem Arkoniden einen Blick zu.
»Was werden die Okefenokees sagen, wenn mitten in der Nacht Männer das Schiff verlassen und das gesamte Industriegebiet absuchen?« fragte Rhodan. »Sie werden fragen, was passiert ist.«
»Dann müssen wir ihnen die Wahrheit sagen«, schlug Atlan vor. »Noch ist nichts passiert, aber mit jeder Minute, die wir ungenutzt verstreichen lassen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß Beriot irgendeine Untat begeht. Auf jeden Fall sollten wir Screecher benachrichtigen.«
»Screecher«, wiederholte Rhodan nachdenklich. »Es fragt sich nur, ob er uns die Geschichte abkauft, die wir zu berichten haben.«
»Warum lassen wir die Zwerge nicht nach Beriot suchen?« erkundigte sich Oberstleutnant Ische Moghu. »Dann braucht keiner von uns das Schiff zu verlassen.«
Myteren hob beschwörend beide Arme.
»Beriot besitzt in seinem jetzigen Zustand außergewöhnliche Kräfte«, warnte er. »Er schlägt ein paar Okefenokees zusammen, bevor sie ihn festhalten können.«
»Nicht, wenn wir die Zwerge vorher von der Gefährlichkeit dieses Mannes unterrichten«, wandte Oberst Akran ein.
Rhodan erhob sich. Er hatte einen Entschluß gefaßt.
»Nun gut«, sagte er. »Benachrichtigen wir Screecher. Wir werden ihn fragen, was wir tun sollen.«
Kurz darauf erwies sich, daß die Entscheidung Rhodans überflüssig war, denn bevor jemand gehen konnte, um Screecher zu holen, kam der Zwerg an Bord der CREST.
Der Sargdeckel schlug mit einem dumpfen Knall zu.
Mit angezogenen Beinen lag Dr. Jean Beriot im Innern des Metallbehälters. Als er sich aufrichten wollte, stieß er mit dem Kopf gegen hartes Material. Er begann zu toben, aber der Sarg widerstand seinen Bemühungen. Der Deckel öffnete sich nicht mehr.
Beriot schrie, aber kein Laut drang durch den Sarg nach außen. Nach einiger Zeit vernahm Beriot wieder Musik, und seine Bewegungen erlahmten. Ruhig lag er da. Sein krankhaftes Vorstellungsvermögen gaukelte ihm phantastische Geschehnisse vor. Von irgendwoher kam ein leises Wispern. Beriot erblickte unheimliche Gestalten. Produkte des Wahnsinns, die einen wilden Tanz um ihn herum aufführten. Wieder versuchte er, aus dem Sarg zu entkommen. Dann gewann der Einfluß des Riesenkristalls die Oberhand, und Beriot ergab sich in sein Schicksal.
Bisher war er sich seines Ichs nicht bewußt geworden. Er war auch nicht in der Lage, die Geschehnisse auf sich zu beziehen. Er war ein auf Impulse reagierender Körper ohne Eigenbewußtsein.
Wäre seine Erinnerung nicht völlig ausgelöscht gewesen, hätte er vielleicht in diesen Augenblicken seine Überlegung zurückgewonnen .
Beriot wurde wieder unruhig, als der Sarg vom Sockel abhob. Das geschah langsam und ohne jeden Ruck. Beriot nahm die Bewegung nicht wahr. Da sich der Sarg jedoch von dem leuchtenden Kristall entfernte, reagierte Beriot auf die sich verändernde Stärke der hyperenergetischen Impulse.
Lautlos und langsam schwebte der Sarg in die Höhe. Der Kristall blieb zurück und verlor schnell an Leuchtkraft. Der Sarg mit Beriot gewann an Höhe. Er verließ die Halle durch die Deckenöffnung und raste mit zunehmender Geschwindigkeit aus der Atmosphäre des Planeten Kliban hinaus. Mindestens dreißig Okefenokees beobachteten, wie der Sarg aus der Trauerhalle glitt und am dunklen Himmel verschwand. Die Zuschauer schlossen ihre Augen und senkten demutsvoll die Köpfe.
Dort flog Scanion Ocachee, der Dreidenker, überlegten sie. Er hatte viel Gutes für sein Volk getan und wurde nun dafür belohnt.
Screecher erwachte. Draußen war es noch immer dunkel. Die Unruhe, die den Okefenokee schon einmal veranlaßt hatte, sein Lager zu verlassen, war noch stärker geworden. Screecher war ärgerlich über sich selbst. Im allgemeinen war er nicht so sensibel.
Er verließ seinen Ruheplatz und trat an eine Sichtöffnung. Die Nacht war bald vorüber. Screechers Zeitgefühl sagte ihm, daß Scan-Ion Ocachee inzwischen seine letzte Reise angetreten hatte. Das bedeutete, daß die Trauerhalle wieder betreten werden durfte.
Screecher verließ das Gebäude. Er war sicher, daß er vor Anbruch des Morgens keine Ruhe mehr finden würde. Er konnte also ebensogut Spazierengehen.
Ohne ein bestimmtes Ziel bewegte sich Screecher auf der schmalen Straße zwischen den Fabrikgebäuden entlang. Niemand zwang ihn zur Schnelligkeit, und trotzdem waren seine Schritte schneller als bei einem
Weitere Kostenlose Bücher