Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
Danton. Haben wir Meldungen über Tote oder Verletzte?«
Ereget Hamorys Gesicht erschien auf einem der Schirme.
»Ich glaube, daß absoluter Pessimismus in jeder Lebenslage die richtige Einstellung ist«, sagte er leise. »Wir haben nur ein paar Beulen und Schnitte, sonst nichts. Wir werden aber sicher noch unangenehmere Dinge bekommen.«
Danton nickte ihm zu. Sein Gesicht glich einer Maske.
»Was immer passiert, Ereget, helfen Sie mir bitte, absolute Ruhe zu bewahren. Gegenwehr bedeutet in diesem Stadium Selbstmord. Versprechen Sie mir das?«
Hamorys kaltes Grinsen erschien wieder.
»Ich bin Arzt, kein Gladiator«, erwiderte er und beendete das Gespräch.
Die breiten Gleisketten der panzerähnlichen Fahrzeuge bewegten sich. Ungeheure Gewichte mußten darauf lasten, denn die näher kommenden Wagen unter den flimmernden Energieschirmen walzten Steine nieder und hinterließen tiefe Eindrücke. Die beiden Enden der Linie waren jetzt herumgeschwenkt und würden vermutlich einen dichten Ring um das Wrack schließen, aus dem niemand entkommen konnte. Die Freihändler hatten es geahnt, aber dieser Aufmarsch erschütterte sie: Der Dschungel war in Wirklichkeit nichts anderes als ein ideales Versteck dieser unbekannten Gegner gewesen.
»Wir sind hoffnungslos in die Defensive gedrängt worden«, stellte Rasto Hirns fest. »Und der Ring um das Wrack ist geschlossen.«
Es war auf den Schirmen sehr genau zu sehen.
In etwa sechshundert Metern Entfernung standen die überschweren Panzerfahrzeuge still. Die Schirme schützten sie. Die Rohre richteten sich hinauf in die beiden offenen Schleusen, zielten auf die Korvette. Die Funkgeräte schwiegen, also beabsichtigten die Fremden in den Panzern momentan nicht, mit den Freifahrern in Verbindung zu treten. Es sah so aus, als warteten sie ebenfalls auf etwas, das in jeder Sekunde geschehen konnte. Danton hoffte, daß es nicht die Zerstörung des Schiffes bedeuten möge.
Ein Schweigen der Hoffnungslosigkeit breitete sich unter den wenigen Männern der Zentrale aus.
»König?« Es war Rasto Hirns' Stimme.
»Ja?«
»Was glauben Sie, planen unsere lieben Freunde?«
Danton zuckte die Schultern.
»Ich habe nicht mehr als Vermutungen«, sagte er leise. »Vermutlich haben sie vor, die einundfünfzig Normalbluter an Bord zu übernehmen. Natürlich werden sie nicht genau wissen, wie viele wir sind. Und über das Geheimnis der Paraplanten wissen sie auch nichts.«
Oro Masut warf ein:
»Schließlich haben wir noch drei Korvetten an Bord, die mit einem geringen Aufwand an Zubehör und Arbeitszeit startklar gemacht werden können. Die Fremden werden unsere Rolle spielen wollen.«
»Das fürchte ich auch«, sagte einer der Männer.
»Sie werden sicher versuchen, mit mindestens einer Korvette, in der Gestalt von uns Menschen abzufliegen. Was mit den Paraplanten geschieht, die sie ja nicht körperlich übernehmen können, ahnen wir nicht. Aber wir sind ja einiges gewöhnt.«
Noch immer stand der Ring und bewachte das Schiff. Der hochgewirbelte Sand hatte sich inzwischen gelegt, und jetzt erkannte man die breiten Lücken im Dschungel und die Gruben, aus denen breite Spuren herausführten. Nichts mehr rührte sich draußen in dem diffusen Licht, das durch den Dunst gefiltert wurde.
»Wir könnten natürlich haufenweise Theorien aufstellen«, sagte Danton und lehnte sich in den Kontursessel, »aber genaues Wissen über das, was über uns kommen wird, haben wir nicht.«
Danton kämpfte, um der Hoffnungslosigkeit Herr zu werden. Er dachte darüber nach, ob ein anderer Versuch der Flucht, vielleicht mitten in der Nacht, sinnvoller gewesen wäre. Aber seine Gegner verfügten über Ortungsgeräte, die auch die finsterste Nacht in hellen Tag verwandeln konnten. Was alles er dachte, stets ergab sich das gleiche Resultat:
Sie hatten alles getan, was sie konnten.
»Hier Ortung. Ein Raumschiff landet.«
Sie blickten sich an, dann nickte Danton langsam.
»Nichts anderes war zu erwarten. Vermutlich werden wir äußerst höflich behandelt, was an der Gefährlichkeit nichts ändert. Bitte ruhig bleiben.«
Die Ortung warf das Bild des landenden Kreiselschiffes auf einen Nebenschirm, und die Männer scharten sich darum.
Das Schiff sank langsam durch die dunstige Atmosphäre des Planeten II des Prison-Systems.
»Sie werden das Wrack besetzen«, sagte Rasto Hirns und zerrte wütend an seinem schwarzen Bart.
»Das werden sie sicher tun«, pflichtete ihm Oro Masut bei.
Sie beobachteten weiter
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