Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
während sie weitermarschierten.
Die Sonne stand schon hoch, und es war unerträglich heiß geworden, als der Yrek plötzlich anhielt und nach vorn deutete.
»Wir sind da«, sagte er, und seine Stimme schwankte erheblich.
Der Graben endete abrupt am Rand eines Talkessels, dessen Wände steil in die Tiefe fielen.
Auf dem Grund des Tales aber stand auf seinen beschädigten Teleskopstützen ein Kugelraumer mit einem Durchmesser von zweihundert Metern.
Ein Explorerraumschiff des Solaren Imperiums.
Die Beschriftung war deutlich zu erkennen.
Es war die EX-1068 – eins der vermißten acht Schiffe …
9.
Das Schiff war ein Wrack, schwer beschädigt und flugunfähig.
Deutlich konnte Kurohara die Einwirkungen energetischer Einschüsse sehen, die riesige Löcher in die Hülle gerissen und Brände im Innern des Kugelraumers verursacht hatten.
Wenn es überhaupt Überlebende gab, so mußten sie sich rechtzeitig aus dem Schiff in Sicherheit gebracht haben.
Die EX-1068 also …
Kurohara hatte die Liste der vermißten Schiffe genau studiert. Kommandant des Explorerschiffes war der Geologe Major Gun DeLabrin gewesen, ein hervorragender Wissenschaftler, der einen guten Ruf in der Raumflotte besaß.
Gewesen …?
Kurohara sah hinab in den fast runden Talkessel, in dem die EX-1068 stand. Nichts rührte sich dort. Die Windverhältnisse waren schlecht zu überprüfen, aber sicherlich gab es Luftwirbel und gefährliche Strudel. Immerhin rasten über den Talkessel Stürme bis zu einer Geschwindigkeit von vierhundert Stundenkilometern dahin.
Der Abstieg würde sich sehr schwierig gestalten, nicht allein wegen der sporadisch auftretenden Winde. Er war steil. Wege oder Gräben gab es nicht. Es sah ganz so aus, als hätten die Yreks dieses Tal immer gemieden, auch zu einer Zeit, als es noch keine EX-1068 gab.
»Marata, komm her. Du mußt mir noch erzählen, wie dieses Schiff hierherkam. Was weißt du davon? Seid ihr hinabgestiegen in das Tal? Habt ihr Kontakt mit den Fremden aufgenommen?«
Der Yrek überlegte keine Sekunde.
»Das Tal ist verzaubert. Wir sind niemals hinabgestiegen, weil es Windströmungen gibt, die sich nicht vorausberechnen lassen. In der Ebene ist das anders; dort weiß man, daß Sturm ist. Man kann sich darauf einrichten und entsprechend handeln. Hinter dem Schutz eines Gebirges gibt es keinen Wind – auch das wissen wir. Aber in diesem Tal weiß niemand, was geschehen kann. Man geht ahnungslos, und dann – urplötzlich – packt einen der Sturm und schleudert einen gegen den nächsten Felsen. Nein, mein großer Freund, niemand vom Stamme der Yreks wird in dieses Tal hinabgehen, selbst dann nicht, wenn ein so schönes, großes Schiff mit wertvollen Geschenken dort auf uns wartet.« Er zögerte einen Augenblick, dann setzte er hinzu: »Ich muß zugeben, einige von uns versuchten es. Die Hälfte kam dabei um, der überlebende Rest jedoch brachte Dinge mit, die das Herz eines jeden Kriegers erfreuen.«
Kurohara ahnte, daß es nicht allein der Sturm war, der die Eingeborenen davon abhielt, in das Wrack einzudringen. Den Sturm waren sie gewohnt, und sie verstanden, sich gegen ihn zu schützen. Nicht aber gegen die automatischen Abwehrvorrichtungen eines terranischen Raumschiffes, vorausgesetzt natürlich, sie funktionierten noch.
»Also gut, Marata, dann liegt es an dir, ob du uns begleiten willst oder nicht. Wir zwingen dich nicht dazu. Aber dort unten im Talkessel liegt ein Schiff unseres Volkes. Du wirst verstehen, daß wir wissen wollen, was mit der Mannschaft geschah. Wir danken dir, daß du uns hierher führtest. Sehen wir uns wieder?«
Die Antwort kam selbst für Kurohara überraschend:
»Natürlich sehen wir uns wieder. Unten beim Schiff – wie ihr die Kugel aus den Sturmwolken nennt. Ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen, meinen Stamm durch wertvolle Geschenke zu bereichern.«
Und ohne eine Erwiderung abzuwarten, rutschte er den Hang hinab, wurde von einem Windstoß ergriffen – hielt sich aber mit seinen starken Händen an den Zweigen der spärlich wachsenden Bäume fest. Langsam und vorsichtig glitt er weiter in die Tiefe.
Kurohara wandte sich an den Epsaler:
»Nun, wer macht den Anfang?«
Mervin stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und schob sich an den beiden vorbei.
»Na gut, mal wieder ich. Aber wenn ich euch einen guten Rat geben darf: haltet euch fest. Wird eine erstklassige Kletterpartie.«
Er sah hinter Marata her, der bereits die Hälfte des Abstiegs hinter
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