Silberband 046 - Der Todessatellit
einem Priester Ihrer Welt gebeten, Galaner von der Zwangsherrschaft eines Monstrums zu befreien, das sich Ribald Corello nennt. Der Supermutant ist eine Gefahr für uns alle, aus diesem Grund sind wir bereit, Ihnen jede erdenkliche Hilfe gegen ihn anzubieten.«
Balto Linsner-Kiess verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
»Wir brauchen Ihre Hilfe nicht, Terranerknecht! Ich stelle Ihnen ein Ultimatum. Wenn Sie das Drofronta-System nicht innerhalb einer halben Stunde Ihrer Zeit verlassen haben, bitte ich die drei maßgebenden Staatenbünde der Galaxis um Hilfe gegen Ihren ungesetzlichen Übergriff.«
Der Arkonide beherrschte sich eisern. Er war es gewohnt, als ›Terranerknecht‹ beschimpft zu werden – und er war es gewohnt, sich nicht provozieren zu lassen. Trotz der Beschimpfung hätte er dem Hohenpriester geholfen, denn niemand, auch kein Báalol-Priester, war von Natur aus schlecht. In mehr als elftausendfünfhundert Jahren hatte er immer wieder feststellen müssen, daß die Umstände wohl den einen oder anderen zum Verbrecher machten, daß aber bei geistig gesunden Menschen die Anlagen sich die Waage hielten. Manchmal genügte ein winziger Katalysator, um das Zünglein nach der besseren Seite ausschlagen zu lassen.
»Wir alle sind Menschen«, beschwor er den Hohenpriester eindringlich. »Und Menschen sollten gegen das Unmenschliche zusammenstehen.«
»Das Ultimatum läuft«, gib Linsner-Kiess eisig zurück.
»Ich werde Sie nicht zu Ihrem Glück zwingen«, erklärte der Lordadmiral mit mitleidigem Lächeln.
Offenbar wollte er das nutzlose Gespräch beenden, doch bevor er dazu kam, erscholl die Stimme von Major Kusumi aus den Lautsprechern der Rundrufanlage.
»Hier Ortungszentrale! Messungen einer sich in konzentrischen Kreisen ausbreitenden Strahlung ergeben, daß vor einiger Zeit in der Nähe von Galaner eine Masse eliminiert wurde, die etwa der eines terranischen Leichten Kreuzers der STÄDTE-Klasse entspricht.«
Auch Balto Linsner-Kiess mußte die Meldung vernommen haben, denn er wurde sichtlich nervös. Und seine Antwort darauf war so gut wie ein Schuldbekenntnis – freilich eines, das von keinem galaktischen Gericht anerkannt worden wäre.
»Ich habe keine Ahnung, wovon Ihre Ortung spricht, Atlan!« schrie er. »Mischen Sie sich nicht in unsere internen Angelegenheiten.«
Der Arkonide sah ihn so lange an, bis der Anti den Blick senkte.
»Wenn Sie Anteil an der Schuld haben, Linsner-Kiess, wird man Sie eines Tages zur Rechenschaft ziehen. Und denken Sie daran: Wer sich mit dem Teufel verbrüdert, wird vom Teufel gefressen werden.«
Er schaltete den Hyperkom abrupt ab, stand auf und wandte sich um.
»Hier hat sich eine ganz große Schweinerei abgespielt!« rief er zu Rhodan hinüber. »Leider können wir hier nichts mehr unternehmen, ohne galaktopolitische Verwicklungen heraufzubeschwören.«
Perry Rhodan vermochte nur stumm zu nicken. Ihn erschütterte weniger die Tatsache, daß Ribald Corello wieder einmal eine Schlacht für sich entschieden hatte, sondern das Schicksal der Kreuzerbesatzung. Wahrscheinlich waren die Männer gar nicht zur Gegenwehr gekommen.
»Wir ziehen uns zurück«, sagte er leise. »Aber nicht ganz. Vielleicht hat sich jemand von der ATLANTA retten können – oder wir finden das Raumschiff von Harkh Tonos …«
Er zuckte die Schultern, als er Atlans zweifelndem Blick begegnete.
»Ich weiß, die Aussichten stehen eins zu einer Milliarde, aber wir müssen es einfach versuchen.«
Atlan nickte und setzte sich erneut vor den Hyperkom. Er rief die Kommandanten der zweihundert Kampfschiffe über Simultan-Verbindung und befahl ihnen den Rückzug aus dem Drofronta-System.
Gleich darauf setzte sich der Verband in Marsch, schwenkte aus der Kreisbahn um Galaner heraus und nahm Kurs auf den interstellaren Raum.
Vierzig Minuten später wurde ein kleines Beiboot geortet. Es entsprach dem Typ schneller Rettungsboote, wie sie auf den kleineren terranischen Einheiten verwendet wurden.
Atlan funkte das Boot über Hyperkom-Richtstrahl an. Sekunden später meldete sich Major Perricone Heublein.
Rhodan hielt den Atem an, als er das Gesicht des Majors auf dem Bildschirm sah. Heublein schien furchtbare Strapazen hinter sich zu haben. Er lebte etwas auf, als er Lordadmiral Atlan erkannte.
»Major Heublein, einziger Überlebender der ATLANTA!« meldete er sich. »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Lordadmiral. Es war furchtbar.«
Atlan wandte den Kopf und blickte Rhodan
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