Silberband 047 - Die Cappins
Trotzdem hätte Corello gern diese mutigen Männer kennengelernt.
Er lehnte sich zurück und ließ von einem Roboter einen Speicherkristall bringen, den er besprechen wollte. In den letzten Jahren hatte er sich angewöhnt, alle wichtigen Ereignisse auf diese Weise festzuhalten. Sein phänomenales Gedächtnis belieferte ihn zwar mit allen Daten aus der Vergangenheit, aber er hatte die Absicht, seiner Mutter einmal in allen Einzelheiten über seine Taten zu berichten. Er hoffte noch immer, daß er eines Tages so viel psionische Energie produzieren konnte, um seine Mutter zum Leben zu erwecken. Seine Vorstellungen, wie er dabei vorgehen sollte, waren unklar, aber er klammerte sich an die Idee, daß es möglich wäre.
Der Roboter, der den Kristall gebracht hatte, schaltete das Aufnahmegerät ein und schob ein Mikrophon über den Sessel des Mutanten.
Corello wußte, daß er keine schöne Stimme hatte, deshalb gab er sich Mühe, seine Berichte langsam und deutlich zu sprechen. Er wollte, daß jedes einzelne Wort später verstanden werden konnte.
Er nannte zunächst das Datum. Er hatte sich angewöhnt, die Erdzeit zu verwenden.
»Heute ist der fünfte Januar dreitausendvierhundertvierunddreißig«, begann er. Er unterbrach sich, weil seine Stimme sehr unsicher klang. Er löschte den Satz und sprach noch einmal. Diesmal gefiel ihm seine Stimme besser.
»Dieser Tag gehört zu den entscheidensten in meinem Leben«, hörte er sich weitersprechen.
Er schloß die Augen. Wie kam er dazu, solche bombastischen Worte zu gebrauchen?
»Ich hatte wieder Halluzinationen«, fuhr er fort. »Es wäre jedoch falsch, wenn ich ihnen Bedeutung beimessen würde. Bestimmt bin ich krank. Jeder wird einmal krank. Ich darf mich nicht so sehr auf den Zellaktivator verlassen, denn es ist ziemlich sicher, daß er gegen seelische Krankheiten nicht hilft. Ich vermute, daß ich überlastet bin.«
Corello machte eine Pause. Warum erzählte er das? Wäre es nicht wichtiger gewesen, über die fünf Eindringlinge und seine Gegenmaßnahmen zu berichten?
»Fünf Fremde sind ins Tapurium eingedrungen. Irgendwie ist es ihnen gelungen, den Schutzschirm zu durchbrechen. Ich kann sie auf parapsychischem Weg nicht orten. Sie besitzen mentalstabilisierte Gehirne. Ich vermute, daß es Besatzungsmitglieder jenes Raumschiffs sind, das vor einiger Zeit in die Lasztman-Ballung eingedrungen ist. Es sind Freunde Perry Rhodans. Vielleicht ist Rhodan sogar selbst dabei.«
Corello lehnte sich zurück. Sein Kopf wurde von der Nackenstütze gehalten. Er löschte alles, was er bisher gesprochen hatte. Es schien ihm stellenweise unlogisch. Das rührte von seiner Krankheit her. Er wußte manchmal nicht mehr, was er tat. Noch schlimmer war, daß ihn seine Erinnerung im Stich ließ. Er wußte nicht, welche Befehle er gab, wenn er einen Anfall hatte. Sicher war nur, daß er in diesem Stadium Anordnungen widerrief, die er zuvor an seine Marionetten durchgegeben hatte.
Als der Kristall wieder aufnahmebereit war, überkam ihn das Gefühl grenzenloser Hilflosigkeit.
Eine Weile saß er still und bewegungslos da. Dann rief er einen Roboter herbei.
»Vernichte alle Kristalle, die ich bisher besprochen habe«, befahl er. »Sie liegen in Raum vierundachtzig. Du mußt sie in den Konverter werfen.«
Der Roboter wollte davongleiten, aber Corello rief ihn noch einmal zurück.
»Nimm diesen hier auch mit. Ich werde in Zukunft keine mehr besprechen.«
Stumm erledigte der Roboter alle Befehle, die er erhielt. Er war ein Automat und machte sich keine Gedanken über die Probleme seines Meisters. Hätte er eine komplizierte Positronik besessen, hätte er vielleicht unter der Unlogik von Corellos Befehlen gelitten.
Das Bewußtsein, daß die Kristalle bald nicht mehr existieren würden, verschaffte Corello ein Gefühl der Erleichterung. Etwa deshalb, weil er jetzt sicher sein konnte, daß seine Mutter auf diesem Weg nie von seinen Taten erfahren würde? Begann er sich etwa seiner Taten zu schämen?
Er spürte immer deutlicher, daß er in zwei Persönlichkeiten gespalten war. Bedauerlicherweise kannte er nur eine davon. Wie er während seiner Anfälle dachte und handelte, vergaß er fast völlig. Kleine Episoden, die ihm im Gedächtnis haftenblieben, waren eher dazu angetan, seine Unruhe zu vergrößern, als ihn zu beruhigen.
Corello blickte angespannt auf die Bildschirme. In der Stadt war alles ruhig. Die Situation innerhalb des Tapuriums war ungeklärt. Corello konnte beobachten, daß
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