Silberband 047 - Die Cappins
die Tiere ihre für sie vorgesehenen Reservate zum Teil verlassen hatten und im gesamten Tapurium auf Jagd gingen.
Alles ist in der Auflösung begriffen, dachte er.
Leider waren alle aus dem Tapurium eingehenden Bilder sehr undeutlich. Das lag daran, daß die Flugroboter, die die Aufnahmen machen sollten, nicht genügend Energie besaßen. Corello hatte einen Teil der Verteidigungsanlage eingeschaltet. Sechsdimensionale Kraftfelder bewirkten, daß jede untergeordnete Energieform geschwächt wurde. Auf diese Weise wollte Corello verhindern, daß die fünf Eindringlinge Energiewaffen und andere Geräte benutzten.
Plötzlich sah Corello auf einem der Bildschirme fünf Gestalten, die nebeneinander durch das Hügelland Soorn gingen. Corello hatte allen Gebieten des Tapuriums Namen gegeben. Drei dieser verschwommen sichtbaren Gestalten sahen sich ähnlich, die beiden anderen dagegen unterschieden sich voneinander.
»Die Eindringlinge!« rief der Mutant. »Sie sind bereits bis ins Soornland vorgedrungen.«
Hinter dem Soornland lag nur noch das Land Haytos, dann kam der Tempel Corellos.
Corello wollte gerade ein paar Dutzend Kampfroboter losschicken, als neben den Kontrollen wieder eine schattenhafte Gestalt sichtbar wurde. Im ersten Augenblick wehrte sich der Mutant gegen sein starkes Unterbewußtsein. Er wollte die Halluzination verdrängen, gab aber unwillkürlich seinen inneren Wünschen nach. Die Gestalt nahm deutlichere Formen an. Wieder erschien seine Mutter.
Ihre schönen Augen schienen von innen heraus zu leuchten.
Corello vergaß fast, daß er eine Erscheinung vor sich hatte, eine Projektion seines Unterbewußtseins. Er dachte nicht mehr daran, daß er Kampfroboter ins Soornland schicken wollte.
»Es ist dir noch immer nicht gelungen, dich von den Folgen der Embryo-Blockade zu erholen«, klagte Gevoreny Tatstun. »Noch immer erfüllst du die Aufgaben, die dir das Offensivprogramm der Antis und Aras gestellt hat.«
»Verachte mich nicht!« bat Corello verzweifelt, der jetzt völlig vergessen hatte, daß er Zwiesprache mit sich selbst hielt, mit den Erinnerungen, die sein Unterbewußtsein in immer stärkerem Maße freigab.
»Du wirst dich selbst verachten, wenn du nicht endlich die Schranken niederreißt, die dich daran hindern, Frieden mit der Menschheit zu schließen«, prophezeite die Erscheinung. »Den ersten Schritt hast du schon getan, indem du die Fremden ins Tapurium eindringen ließest. Warum machst du nicht endgültig Schluß mit dem Offensivprogramm und sprichst mit den Männern, die zu dir kommen?«
Corello merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er geriet in einen immer stärker werdenden inneren Konflikt.
Er machte eine fahrige Handbewegung.
»Geh weg!« rief er kreischend. »Ich will dich nicht mehr sehen. Geh weg!«
Die Gestalt schwankte. Die Augen verloren ihren Glanz.
»Du nimmst mir den Atem«, jammerte der Mutant. »Willst du, daß ich ersticke?«
Gevoreny Tatstun schien sich auflösen zu wollen, doch dann wurde sie noch einmal mit der Vorstellungskraft von Corellos Unterbewußtsein erneuert.
Sie wirkte jetzt so echt, daß sie sich kaum noch von der toten Frau im Sarg auf dem Schreindach unterschied.
Corello blickte fasziniert auf die Gestalt.
»Du wirst nicht ersticken. Quäle dich nicht länger. Du weißt jetzt, daß du in Wirklichkeit kein Verbrecher bist. Die Embryo-Blockade hat dich dazu gemacht. Indem du das Offensivprogramm der Antis und Aras erfüllst, stellst du dich gegen dein eigenes Volk.«
Corello wand sich auf dem Sessel. Sein Kopf rutschte aus der Nackenstütze und fiel schwer zur Seite. Der Schmerz ließ den Mutanten aufschreien. Er konnte sich aus eigener Kraft nicht erheben. In diesem Zustand konnte er auch keine Roboter herbeirufen, die ihm bei seinen Bemühungen helfen würden.
»Ich habe alles selbst entschieden!« stieß er trotzig hervor. »Ich bin kein Opfer fremder Mächte. Ich bin so stark, daß kein Anti und kein Ära es mit mir aufnehmen könnte. Kein Wesen in der Galaxis ist so stark, um gegen mich bestehen zu können.«
Gevoreny Tatstun schien nach ihrem Sohn greifen zu wollen, aber ihre ausgestreckten Hände glitten durch den Sessel und durch Corellos Körper hindurch.
»Du hast jene, die dich im Mutterleib vergiftet haben, längst besiegt.« Die Gestalt zog die Arme zurück. »Aber du führst noch immer ihr Offensivprogramm durch. Du selbst bist dein größter Gegner, Ribald Ishibashi.«
Corello krümmte sich im Sitz zusammen.
»Nenne mich
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