Silberband 047 - Die Cappins
Garten, betrachtete ein wenig trübsinnig die ruhige Wasserfläche des Sees und bedauerte, daß niemand in der Nähe war, den er bitten konnte, sein Segelboot fachgerecht aufzutakeln. Bully hatte es anscheinend vorgezogen, in Terrania zu bleiben. Klarer Fall. Der Dicke wollte nicht gesehen werden, und in der Riesenmetropole gab es eine Menge Hotels.
»So ein Heimlichtuer«, meinte Gucky wütend und beschloß, die Segelei aufzugeben. »Lege ich mich eben in die Sonne.«
Und genau das tat er auch.
Als er gerade fast eingeschlafen war, hörte er Schritte im Kies.
Im Kies! Nur in seinem Garten gab es Kies!
Empört richtete er sich im Liegestuhl auf und drehte sich um.
»Hallo, Atlan, alter Arkonide. Was willst du denn hier?«
Atlan nahm in einem Sessel Platz, der neben dem Liegestuhl auf der Terrasse stand.
»Bist du ein Cappin?« fragte er und machte dabei ein todernstes Gesicht.
Gucky schnappte wütend nach Luft.
»Wohl verrückt geworden, was? Ich und ein Cappin! Wie soll ein Cappin mich übernehmen? Niemals einen Mutanten wie mich!«
»Eben!« sagte Atlan und sah sich suchend um. »Hast du was zu trinken?«
»Fruchtsaft«, antwortete Gucky und rülpste diskret.
»Von mir aus Fruchtsaft«, gab sich Atlan zufrieden.
Als die Gläser auf dem Tisch standen, erkundigte sich Gucky:
»Was sollte das bedeuten? Eben?«
»Ich bin davon überzeugt, daß die Cappins keinen Mutanten übernehmen können. Also weder dich noch Ras noch Fellmer. Und ich nehme an, sie werden auch Zwiebus und Alaska nicht übernehmen können. Ich als Arkonide scheide wohl auch aus. Zwischen meinem Volk und den Terranern haben sich im Lauf der Jahrtausende etliche Unterschiede herausgebildet. Das ist der Grund, warum ich das ›Sonderkommando Atlan‹ gegründet habe.«
»Das, bitte, was?«
»Sonderkommando Atlan«, sagte Atlan. »Und ich nehme an, du wirst dabei mitmachen.«
»Weiß Perry davon?«
Atlan lächelte.
»Warum sollte er? Je weniger Eingeweihte wir haben, desto besser werden wir arbeiten können. Unser Ziel ist es, den Cappin zu finden, der sich in einem von uns verborgen hält. Wir, das Sonderkommando, scheiden mit größter Wahrscheinlichkeit aus. Ohne Vorurteile werden wir uns auf die Suche begeben, nicht nur auf der Erde. Der Cappin kann sich überall aufhalten. Nur wissen wir nicht, wie er sich verraten könnte. Wir haben keinen einzigen Anhaltspunkt. Aber wir müssen ihn finden. Wir müssen, Gucky, verstehst du?«
»Natürlich verstehe ich, Atlan. Ich frage mich nur, wie du das schaffen willst, was alle anderen nicht schaffen.«
»Nun, wir haben drei Mutanten und zwei Männer, die schon einige Erfahrungen im Umgang mit den Cappins haben. Lord Zwiebus wurde einst von ihnen experimentell umgewandelt, und Alaska begegnete einem Cappin während eines Transmittersprunges. War ein Pech für beide. Vielleicht wird es bald unser Glück sein.«
Gucky schüttelte den Kopf und schielte in Richtung Bar.
»Ich weiß nicht, so hinter Perrys Rücken …«
»Rede keinen Unsinn, Kleiner. Du weißt genau, daß ich nichts tun würde, was ihm schadet. Aber er ist voreingenommen. Ich bin es nicht. Ich würde selbst den besten Freund und zuverlässigsten Mann verdächtigen. Und genau das muß ich leider tun, bis wir den Cappin entlarvt haben.«
Gucky stand auf und watschelte durch die offene Tür zur Bar. Ohne Rücksicht auf seinen Besucher holte er die geheimnisvolle Flasche aus dem kleinen Fach und schenkte sich ein Glas ein. Als er Atlans neugierigen Blick bemerkte, gab er seinem Herzen einen Stoß und nahm mit einem wehmütigen Seufzer ein zweites Glas aus dem Schrank.
»Guter Tropfen«, lobte Atlan, um sofort auf das andere Thema zurückzukommen. »Die anderen wissen Bescheid. Du bist der letzte, den ich einweihte. Sobald du einverstanden bist, halten wir die erste Einsatzbesprechung ab. Hier bei dir. Kann ich dein Visiphon benutzen?«
»Mann, du hast vielleicht ein Tempo!« meinte der Mausbiber überrascht. »Und hier bei mir?«
»Natürlich!« Atlan stand auf und blieb in der Terrassentür stehen. »Was glaubst du, wie die anderen sich freuen werden, wenn sie deinen guten Tropfen probieren dürfen. Mir hat er geschmeckt.«
»Mir auch«, sagte Gucky und grinste ziemlich gemein. »Aber ich glaube nicht, daß die anderen sich so sehr freuen werden.«
»Und warum nicht?«
»Weil du ihnen das letzte Glas fortgetrunken hast«, erwiderte Gucky mit einer Mischung von Bedauern und Schadenfreude.
Die zweite Einsatzbesprechung
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