Silberband 048 - Ovaron
schlafen. »Hast du sie im Griff?«
»Natürlich. Sie haben eine zweite Pause eingelegt. Jetzt warten sie auf den Einbruch der Dunkelheit. Vor ihnen liegt eine der von dir erwähnten Stationen.«
Gucky gähnte.
»Die Sache wird langweilig. Passiv sitzen wir hier herum und schlagen die Zeit tot.«
»Du wirst sehr bald genug zu tun haben«, prophezeite Fellmer Lloyd dem Mausbiber, der als Antwort müde nickte und auf die Uhr sah. »Wann soll ich dich ablösen?«
»Wenn du ausgeschlafen hast«, erwiderte der Telepath anzüglich.
Gucky rollte sich wieder zusammen, genau im Bereich des Wärmestrahlers. Sekunden später war er eingeschlafen.
Fellmer Lloyd lächelte und überprüfte zum fünftenmal die Spezialausrüstung, die Atlan ihnen mitgegeben hatte.
Als es dunkel geworden war, weckte der Paladin Lord Zwiebus. Er tat es mit einem sanften Fußtritt, der den Neandertaler gleich zwei Meter weiter beförderte.
»Entschuldigen Sie, Lord«, sagte Harl Dephin über den gedämpften Lautsprecher. »So genau lassen sich Paladins Bewegungen nicht koordinieren. Es ist soweit, kommen Sie hoch.«
Lord Zwiebus brummte etwas vor sich hin, nahm den Beutel und die Keule, und wenig später saß er wohlgeborgen in den Mittelarmen des Roboters, der sich sofort in östlicher Richtung in Marsch setzte.
Wenn es hier Alarmanlagen gab, so waren sie nicht zu bemerken. Die Orteranlagen Paladins jedenfalls registrierten nichts, was Verdacht erregte. Der Wald bot eine großartige Deckung und würde auch eventuelle Suchstrahlen derart reflektieren, daß auf den Schirmen der Cappins nichts zu erkennen sein würde. Vor wilden Tieren oder Affenmenschen fürchtete sich in diesem Augenblick keiner der Expeditionsteilnehmer. Am wenigsten Lord Zwiebus, der sich drei Meter über dem Boden absolut sicher fühlte. Er wußte, über welche Waffen der Roboter verfügte.
Sie legten mehr als zehn Kilometer im Wald zurück, dann erreichten sie freies Gelände. Der Paladin erhöhte seine Laufgeschwindigkeit, aber Lord Zwiebus spürte kaum eine Erschütterung. Nur der vorbeistreichende Wind verriet ihm, wie schnell der Roboter geworden war. Allem Anschein nach wollte Harl Dephin möglichst bald aus dem Radarbereich der Versuchsstation gelangen.
Als der Morgen dämmerte, kam das von Gucky bereits erwähnte Hochplateau in Sicht. Es lag nur knapp fünfzig Meter über der Steppe und sollte sich bis zum Meer hin erstrecken. Darüber ging gerade die Sonne auf.
Wie eine schwarze Steilwand lag es vor ihnen.
»Hoffentlich finden wir einen Aufstieg, Dephin.«
»Wir werden sehen. Wenn es nicht anders geht, werden wir die Flugaggregate benutzen.«
Eine halbe Stunde später war es gänzlich hell geworden, und ihr Ziel lag noch knapp dreißig Kilometer vor ihnen. Die Gefahr, Ungeheuern oder Affenmenschen zu begegnen, erhöhte sich damit rapide. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, daß sie einen bequemen und leicht begehbaren Aufstieg in der Felswand entdeckten, der sie auf das Plateau hinaufbrachte.
Oben angekommen, sah Paladin sich von einer sicheren Deckung aus um. Das Plateau war flach wie ein Tisch und wies kaum Pflanzenwuchs auf. Nur hier und da standen in kaum merklichen Senken Bäume, deren Wurzeln nur hier die lebensnotwendige Feuchtigkeit fanden. In diesen Hainen, so vermutete Lord Zwiebus, konnten sich Affenmenschen aufhalten. Sicherlich gab es hier oben weniger Ungeheuer, dafür jedoch mehr kleines Getier, von dem sich die primitiven Vorfahren der Menschen ohne große Gefahr ernähren konnten.
»Bald haben wir es geschafft«, sagte Harl Dephin und ließ Paladin weitergehen.
Zehn Kilometer vor der angegebenen Position setzte der Paladin Lord Zwiebus ab. Der Neandertaler wollte den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen, um, wie er behauptete, wieder in Übung zu kommen. Ihm seien die Knochen steif geworden.
Er ging sogar vor und übernahm die Sicherung.
Als sie einen kleinen Wald passierten, wurden sie von einer Horde Affenmenschen angegriffen, die so urplötzlich aus ihrem Versteck auftauchten, daß selbst die Systeme des Paladins sie nicht rechtzeitig erfassen konnten.
Es gehörte für die Primitiven schon eine gehörige Portion Mut dazu, ein Monstrum wie den Paladin mit Keulen und Steinen anzugreifen. Das war auch der Grund, warum sich Harl Dephin nicht dazu entschließen konnte, einfach das Feuer aus seinen überlegenen Waffen zu eröffnen.
Er zögerte.
Aber auch Lord Zwiebus konnte keinen Entschluß fassen.
Er dachte mit Grausen
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