Silberband 048 - Ovaron
darf. Denkt aber nicht zuviel Unsinn, sonst wird es zu anstrengend für mich und Fellmer. Wenn ihr Hilfe benötigt, kreuze ich auf. Mit der Spezialausrüstung. Versucht aber, ohne mich auszukommen. Wir treffen uns dann morgen an der eingezeichneten Stelle, die ihr auf der Karte leicht findet. Bis dann …«
Er verschwand vor ihren Augen.
Paladin deutete in die vor ihnen liegende Ebene hinab.
»Gehen wir, Lord Zwiebus. Sie können sich von mir tragen lassen, wenn Sie es wünschen.«
»Ein wenig Bewegung tut mir gut. Danke.«
»Wie Sie wollen«, sagte der Paladin und setzte sich in Bewegung.
Zur Ebene hinab führte ein ausgetretener Pfad, der von Tieren oder Affenmenschen stammen mochte. Er war nicht zu steil und bereitete den beiden Wanderern keine Schwierigkeiten. Lord Zwiebus achtete nur wenig auf seine Umgebung und überließ Paladin diese Aufgabe. Seinem verkniffenen Gesicht nach zu urteilen, dachte er scharf über ein Problem nach.
»Bald sind wir in der Ebene«, sagte wenig später Harl Dephin, der inzwischen an Myrus Tyn das Kommando über den Roboter weitergegeben hatte. Er saß auf dem linken inneren Arm des Giganten und genoß die frische Luft und ungehinderte Aussicht. Unter der Achselhöhle Paladins war die geöffnete Notschleuse. »Ich finde, die Erde ist schön, weil sie noch so leer ist.«
»Sie ist nicht überall so leer«, sagte Lord Zwiebus. »Lemuria ist ein besiedelter Kontinent mit gigantischen Industrieanlagen und großen Städten. Es leben hier Millionen von Cappins.«
Das Gelände wurde flacher, dafür aber auch unübersichtlicher. Der Pfad gabelte sich. Einer führte nach Norden, der andere weiter nach Osten. Sie nahmen den zweiten. Vor ihnen lag die Steppe mit fast meterhohem Gras.
Myrus Tyn, der in Paladins Kommandozentrale saß, hatte alle Bildschirme eingeschaltet. Mit Infra-Ortungsstrahlen suchte er das Gelände ab, um so vor jeder Überraschung sicher zu sein.
Sie marschierten mehr als zwei Stunden, ehe sie den ersten Fluß erreichten.
Er führte so wenig Wasser, daß sie ihn ohne Schwierigkeiten durchqueren konnten. Lord Zwiebus wurde nur bis zum Knie naß, was ihm jedoch der wärmenden Sonnenstrahlen wegen nichts ausmachte. Am anderen Ufer blieb er stehen.
»Ich bin hungrig«, meinte er kurz und nahm den Vorratsbeutel vom Rücken. »Wie wäre es mit einer kleinen Pause?«
»Da wir Zeit bis morgen haben und nichts überstürzen wollen, ist nichts dagegen einzuwenden«, stimmte Harl Dephin zu, der selbst keine Pause in diesem Sinne benötigte. Paladin hatte ihn getragen, und satt war er auch. »Aber dann marschieren wir bis Sonnenuntergang durch. Wir müßten dann bis auf hundert Kilometer an das unterirdische Gefängnis herangekommen sein.«
Lord Zwiebus öffnete den Sack und holte zwei Konserven hervor. Er öffnete sie und wartete, bis sie sich erwärmt hatten. Paladin stand daneben auf der Uferböschung und sicherte.
Zwiebus aß gierig, dann brachen sie wieder auf. Die leeren Dosen waren in den Sack zurückgewandert.
Hinter ihnen sank die Abendsonne dem Horizont entgegen. In einer Stunde würde es dunkel sein, und ihr Ziel lag noch in weiter Ferne.
Sie durchwateten einen zweiten Fluß und standen auf einem flachen Hügel, von dem aus die Sicht nach allen Seiten frei war. Im Südosten lag ein eingezäuntes Gebiet, auf dem flache Gebäude errichtet worden waren. Sogar eine Energiestation mit Sendeeinrichtung war vorhanden. Dazu Betonwürfel mit kleinen Fensteröffnungen.
»Das wird wohl wirklich eine Zuchtstation sein«, meinte Harl Dephin. »Sie haben sie wahrscheinlich deshalb außerhalb der Städte erbaut, damit ausbrechende Fehlmutationen die Cappins selbst nicht gefährden. Solche Ausbrüche müssen an der Tagesordnung sein.«
»Hoffentlich werden wir nicht bemerkt.«
»Wir bleiben hier, bis es dunkel geworden ist, dann nehme ich Sie auf und gehe weiter. Sie werden sehen, wie schnell wir vorbei sind. Dort unten ist ein Wald. Ihn werden wir durchqueren.«
»Können Sie sehen?«
»Paladin besitzt eine hervorragende Infrarot-Anlage.« Der Roboter ging ein Stück weiter, bis er eine Mulde fand, in der er nahezu verschwand, auch wenn er stehen blieb. »Hier warten wir, bis die Sonne untergegangen ist. Sie können wieder essen, Lord Zwiebus, wenn Sie Appetit verspüren.«
Das ließ sich der Neandertaler nicht zweimal sagen.
»Na, was machen sie jetzt?« erkundigte sich Gucky, der eine Zeitlang die telepathische Beobachtung aufgegeben hatte, um ein wenig zu
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