Silberband 050 - Gruelfin
MARCO POLO Gelegenheit geben, wenigstens einige ihrer Kreuzer und Korvetten einzuschleusen.
Dazu mußte sie für kurze Zeit ihre Schutzschirme abschalten – und das wäre dann die Gelegenheit für Vavischon, in seinem eigenen Körper mit dem vorprogrammierten Rettungsboot zu fliehen.
Anschließend würde er den takerischen Flotten befehlen, die an die Oberfläche von TCR gefesselte MARCO POLO zu vernichten – mit oder ohne den Planeten.
Die Raumabwehr war nun rasch zu aktivieren, damit die terranischen Kreuzer nicht an TCR herankamen und womöglich die Kraftstationen vernichteten, von denen die Traktorstrahler versorgt wurden.
Er steuerte die Transportkapsel zum Eingang des Sextadimlabyrinths und zwang seinen monströsen Befehlskörper in den pulsierenden Energieschlund des Labyrinths zu marschieren.
Er war erst wenige Meter weit gekommen, da spürte er, wie sich eiskaltes Entsetzen in ihm ausbreitete.
Das Labyrinth war nicht leer.
Irgendwo in den imaginären Realitäten der sechsdimensionalen Trägerfelder lauerte ein ungeheuerliches Etwas, von dessen Zellaura eine übelkeiterregende Woge von Rachedurst ausging …
Ingwar Bredels energetische Ladungen ballten sich schockartig zusammen, als sie mit den Schaltleitungsfeldern kollidierten. Die Feldleiter brachen zusammen, und Bredel fand sich in einer graugrünen Dämmerung wieder, bis zu den Knien in einem schleimig-öligen Morast steckend.
Von panischer Angst ergriffen, watete und strampelte Ingwar auf eine Gruppe von kleinen Felsblöcken zu, die sich gleich tintenschwarzen Saurierrücken aus dem Sumpf hoben.
Er erreichte den ersten Block und zog sich keuchend hinauf. Hinter ihm schloß sich der Sumpf gurgelnd und schmatzend.
Ingwar Bredel befeuchtete seine Lippen – und merkte dabei, daß seine Mundpartie sich schnauzenartig vorgewölbt hatte. Zwei Paar große Reißzähne ragten über die harten, schmutziggelben Lefzen.
Er zitterte plötzlich. Furchtsam blickte er an sich herab. Der für menschliche Begriffe ideale Körper eines Kämpfers hatte sich schrecklich verwandelt. Ingwar sah dreizehige Hufe statt Füße, schwarzhäutige Krallenfinger mit Schwimmhäuten und einen von drahtartigen weißen Lockenhaaren besetzten, vorgewölbten Bauch. Dort, wo bei einem Menschen der Nabel saß, ragte ein auf blutgefülltem Hautschlauch sitzender violetter Stachel heraus. Der Stachel schien eine Art Eigenleben zu besitzen, er zuckte unmotiviert mal nach der einen, mal nach der anderen Seite. Unter der halbdurchsichtigen Haut des Trägerschlauches pulsierte kirschrotes Blut.
Bredel sah alarmiert hoch, als rollender Donner über den Himmel fegte. Dunkle Wolkenfetzen huschten dahin, und zwischen ihnen blinkte ein helles bleiches Licht.
Das Licht erzeugte seltsamerweise Furcht in Bredels Bewußtsein. Unruhig tappte er auf dem Felsbuckel hin und her und versuchte, irgendwo ein Versteck zu finden.
Doch außer den Felsblöcken gab es nur die dunkle, schleimig glänzende Fläche des Sumpfgebietes. Sie reichte nach allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont.
Das Licht wurde heller.
Bredel spannte die Rückenmuskeln, seine Brustmuskulatur wölbte sich strangartig vor – und plötzlich flog er.
Er besaß Flügel!
Die lederhäutigen Schwingen schlugen die Luft und erzeugten klatschende Geräusche. Ingwar Bredel torkelte etwas unbeholfen hin und her, bis er sich an diese Art der Fortbewegung gewöhnt hatte.
Unterdessen ließ der Schock des Zusammenpralls mit den Schaltleitungsfeldern nach. Dr. Bredel, Sanitätsleutnant des Landungskommandos der MARCO POLO, gewann sein Selbstbewußtsein wieder.
Plötzlich fürchtete er sich nicht mehr; weder vor dem unendlich erscheinenden Sumpf noch vor seinem ins monströse verwandelten Pseudokörper und auch nicht vor dem herabstürzenden Licht, das – wie er mit jäher Klarheit wußte – nichts anderes als der Pseudokörper Vavischons war.
Des gleichen Vavischons, den er im Auftrag seiner Opfer zu töten hatte …!
Ingwar Bredel lachte grimmig. Mit den wuchtigen Schlägen der mächtigen Flughäute schwang er sich höher und höher, dem kreischend abstürzenden Lichtfleck entgegen. Der Fleck besaß die Form eines umgedrehten Suppentellers und hatte an den Rändern eine Reihe heller strahlender Punkte.
Wirklichkeit oder Traum, Bredel kümmerte es nicht. Er wußte, daß mindestens eines Realität war: der Kampf zwischen ihm und dem Chef der Takerischen Exekutionsflotte.
Der Fleck schoß schneller heran, vollführte ein
Weitere Kostenlose Bücher