Silberband 050 - Gruelfin
Ybsanow, der Chef des Archivplaneten. Er ist gleichzeitig Patriarch der Moritatoren. Er erteilt Ihnen hiermit Landeerlaubnis, bittet Sie aber, mit dem riesigen Schiff abseits des Raumhafens in unbewohntem Gelände zu landen, um keine Verwüstungen hervorzurufen.«
Rhodan verbeugte sich und antwortete:
»Wir werden nicht mit dem großen Schiff landen, sondern mit einem wesentlich kleineren. Danke für die Landeerlaubnis, Ybsanow.«
Der Patriarch war alt und weißhaarig. Ybsanow betrachtete Ovaron mit äußerst skeptischer Miene. Jedoch war seine Sprache, als er antwortete, zuvorkommend und von ausgesuchter Höflichkeit.
»Die Archivwelt ist unbewaffnet, und zudem ist Tuo Fryden eine schutzlose, liebreizende Stadt.«
Rhodan hörte den Vorwurf und ging darauf ein.
»Der Weltraum aber, Patriarch Ybsanow, ist voller Takerer, und Takerer sind weder liebreizend noch schutzlos.«
Auf der Stirn Ybsanows bildeten sich steile Falten.
»Auch werden Sie weder in Tuo Fryden noch außerhalb Takerer finden, Fremder.«
Rhodan lächelte gewinnend zurück und sagte, ebenfalls ausgesucht höflich:
»Vielmehr ist es so, daß uns die Takerer suchen. Ein kleines Schiff auf Tuo Frydens Raumhafen fällt kaum auf, ein Gigant wie die MARCO POLO aber um so mehr. Ich sehe in Ihren Augen, Patriarch, daß Sie unsere Vorbehalte und unsere Vorsicht begreifen und schätzen, würde doch auch die liebreizende Stadt beschädigt, wenn die Takerer uns angriffen.«
Der Patriarch lächelte kaum wahrnehmbar und antwortete:
»Wie ich sehe, Kalabasch, haben Sie Fremde von hoher Kultur und feiner Lebensart gefunden.«
Atlan verfolgte die Unterhaltung wachsam, schweigend und konzentriert. Nun sagte er:
»Wir alle sind sehr glücklich, Patriarch, inmitten einer Galaxis voller Kriege faire und zuvorkommende Freunde gefunden zu haben. Ist es unbillig zu verlangen, daß wir in etwa einer Stunde auf dem Hafen von Tuo Fryden landen?«
Der Moritatorenpatriarch antwortete:
»Sie werden erwartet.«
Ovaron sagte voller Hoffnung und sichtlich erleichtert:
»Ich danke Ihnen, Patriarch.«
»Vielleicht haben Sie in einigen Tagen nicht den geringsten Grund, uns zu danken«, antwortete der Patriarch und blendete sich aus der Kommunikation.
Atlan fragte:
»Ab wann übernehme ich die Leitung?«
Rhodan sagte:
»Ab jetzt, kommen Sie, Ovaron, suchen wir die Wahrheit.«
Als Rhodan und Ovaron durch die Korridore, die Lifts und die Gänge auf die Schleusenräume der CMP-1 zugingen, merkten sie schon, daß sich außer ihnen das ganze Team versammelte. Die Schritte des Haluters waren hinter ihnen, als sie auf die Gruppe der Männer um Menosh Kuruzin stießen.
»Alles klar, Menosh?« fragte Rhodan.
Kuruzin grüßte kurz und sagte:
»Alles klar, Sir. Das Team ist, bis auf den Haluter, einsatzbereit. Aber … da kommt Icho schon!«
Sie gingen an Bord.
Als sie in geringer Höhe, mit abgeschalteten Triebwerken und voll laufenden Antigravaggregaten über die Stadt schwebten, sahen sie es deutlich.
Tuo Fryden war uralt.
Von oben sahen Stadt und Raumhafen aus wie zwei verschieden große Kreise, durch eine v-förmige Straße verbunden. Um beide Flächen herum erstreckten sich Wälder oder Parks oder eine Mischung aus beiden Formen. Die Stadt selbst war strahlenförmig angelegt, aber der große Platz war nicht in der Mitte des Kreises, sondern exzentrisch etwas außerhalb. Breite Reihen riesiger Bäume säumten die geraden Straßen, die Bahnen gingen in die Umgebung über und bildeten ein offenes System.
Joaquin Manuel Cascal, der in Zivilkleidung, durch einige technische Ausrüstungsgegenstände leicht verfremdet, in der Zentrale des Schiffes stand, betrachtete konzentriert die Bildschirme.
»Eine Stadt, angelegt wie ein französischer Barockgarten. Weiß Er damit etwas anzufangen, Roi?«
Roi Danton trug, abgesehen von seinem Degen, normale Kleidung.
»Scherzt Er, Cascal?« fragte er.
Cascal entgegnete, die Augen noch immer auf dem Bild, daß er mit wissenschaftlicher Systematik studierte:
»Ich scherze immer, Durchlaucht. Aber, wie schon Ihr Kollege Shakespeare zu sagen wußte, liegt in dem Scherz eines Narren mehr Weisheit als in der Rede eines Königs.«
Die Stadt enthielt, das war deutlich zu erkennen, nur wenige große Gebäude. Es gab viele schlanke Nadeln aus Beton und Glas oder aus einem Material, das so aussah, es gab eine Unzahl kleinerer Bauten in vielfältigen Formen. Und dazwischen immer wieder viele Grünflächen. In der Luft zwischen vielen
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