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Silberband 050 - Gruelfin

Titel: Silberband 050 - Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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umfassender Anpassung ertragen, und was materielle Güter anging, so gab es nirgendwo im Solsystem Mangel. Selbst der ›ärmste‹ Solarier des fünfunddreißigsten Jahrhunderts lebte besser als die Angehörigen der gehobenen Mittelschicht des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Auf Kamash, dem siebten Planeten der irisierenden Sonne Paternal, war das anders. Dort lebten nur knapp vierzig Millionen Nachkommen terranischer Siedler, davon achtzehn Millionen in den beiden größten Städten des Planeten. Zweiundneunzig Prozent der Landfläche hatten urweltlichen Charakter, denn die modernen Methoden der Nahrungsgewinnung konnten auf Acker- und Weideland verzichten.
    Als Folge dieser Lebensverhältnisse hatte sich in Generationen ein Menschentyp ausgebildet, der die freie, ungezähmte Natur ebenso liebte, wie er sich in der hochgezüchteten Zivilisation seiner Städte zurechtfand. Aber wie überall, wo die Menschen identisch mit ihrer sozialen Funktion wurden, da brach sich der Individualismus nach einer neuen ›Seite‹ Bahn, fand seit Jahrtausenden verschüttete Pfade, die ihn zum tiefsten Geheimnis seines eigenen Ichs führten und Dinge entdecken ließen, die man in früheren Zeiten als Humbug oder Aberglaube angesehen hatte.
    Auf Kamash verlief alles ein wenig anders als anderswo, doch ahnten bisher die wenigsten Menschen etwas davon, und die wenigen Personen, die davon wußten, kümmerten sich kaum darum.
    »Ich habe alles veranlaßt.«
    Patulli Lokoshan hob den Kopf und entdeckte, daß er sich bereits neben dem Notbehandlungsblock befand, in dem Scholschowo eingeschlossen war.
    »Es ist gut, Sir«, murmelte er. »Ich werde mich auf die Liege dort legen. Wundern Sie sich bitte nicht, falls ich später wie ein Schlafwandler durchs Schiff gehe. Ich habe noch nie die Psyche eines Bewußtlosen kopiert, kann also nicht genau voraussagen, welche Auswirkungen sich dabei ergeben werden.«
    »Wir verstehen«, antwortete Atlan. »Viel Erfolg, Major.«
    »Wir werden uns bemühen, Sir«, sagte Lokoshan, während er sich auf der Liege ausstreckte.
    Nach einiger Zeit spürte Patulli, wie sich etwas in ihm veränderte. Es war nicht etwa so, daß sich sein Geist vom Körper löste, dazu war er unfähig, aber das rhythmische Pulsieren von Scholschowos Zellaura stimmte sein Zentralnervensystem allmählich um.
    Patulli Lokoshan ›öffnete‹ sein Unterbewußtsein dem immateriellen Einfluß Scholschowos und ließ sich quasi von dessen Unterbewußtsein übernehmen, um es kopieren zu können.
    Doch der Mental- und Psychokopist war vorerst völlig handlungsunfähig. Seine Glieder zuckten unkontrolliert. Er keuchte und stöhnte, als litte er unter großen Schmerzen, obwohl er keine Schmerzen spürte. Sobald er versuchte, eine willkürliche Bewegung durchzuführen, entglitt ihm die Kontrolle über Scholschowos Unterbewußtsein.
    Er hatte ungefähr das Gefühl, als wollte er zum Grund eines tiefen Sees tauchen, ohne den Kopf unter die Oberfläche bringen zu dürfen. Geriet der Kopf – symbolisch für sein Bewußtsein gesetzt – unter Wasser, dann verlor sein Geist die Fähigkeit, sich zu orientieren, und er lief Gefahr, zu ertrinken.
    Der Major verzweifelte beinahe.
    Im Grunde genommen wußte er bereits, daß die Aufgabe, die der Großadministrator ihm gestellt hatte, seine Fähigkeiten überstieg. Er vermochte zwar ein grobes Muster von Scholschowos Mentalität zu erfassen und zu kopieren, aber an die Bewußtseinsinhalte eines bewußtlosen Lebewesens kam er nicht heran. Er stieß auf eine unbeschreibliche immaterielle Schranke, und wie sollte er Scholschowos Psyche kopieren, wenn der wesentliche Teil davon ausgefallen war und der Rest ziellos in furchtbarem Dunkel umhergeisterte!
    Hilf mir, Lullog! Es war ein lautloser Verzweiflungsschrei.
    Dorthin, wohin du willst, kann ich dir nicht folgen, mein Gebieter. Du mußt dich der Strömung anvertrauen. Laß dich in die Tiefe ziehen. Sobald ich fürchten muß, daß du in Gefahr schwebst, strahle ich deine Zellaura aus.
    Danke, Lullog. Laß mich nicht allein – in der Finsternis, hörst du?
    Ich werde über dich wachen. Dafür habe ich einen Wunsch bei dir frei. Ja?
    Wie heißt der Wunsch?
    Das weiß ich noch nicht.
    Dann kann ich nicht versprechen, ihn zu erfüllen, Lullog.
    Keine Antwort.
    Na schön, Erpresser. Und nun paß gut auf!
    Nach und nach reduzierte Patulli Lokoshan seine bewußten Denkprozesse mit dem Ziel, sie ganz ›abzuschalten‹ und nur noch die unwillkürlichen Reaktionen des

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