Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
Augen befanden sich Klappen aus Metall. Er saß in einem Sessel und konnte sich nicht bewegen. Neben ihm saß noch jemand: Ovaron. Und eine Stimme, die wie Atlans Stimme klang, sagte: »Nötigenfalls müssen wir das Risiko eingehen und es selbst versuchen.«
Jemand antwortete: »Ich bin dagegen. Noch haben wir Zeit.«
Er sah Ovaron hinter einer Speicherverkleidung knien. Der Ganjase blickte sich nur kurz zu ihm um und lächelte befriedigt.
»Ich wußte, daß Sie mir folgen würden.«
Rhodan antwortete nicht. Er hatte begriffen, daß Ovaron nicht unter der Zwiespältigkeit der Ereignisse litt. Für den Ganjo spielte sich alles kontinuierlich ab. Alles um sie herum war für Ovaron Realität.
Rhodan beschloß, keine Andeutungen mehr zu machen. Er mußte auf eine Gelegenheit warten, dem Ganjasen zu beweisen, daß etwas nicht stimmte.
Ovaron deutete auf ein verschlossenes Schott, das ein paar Meter vor ihnen lag. »Da müssen wir durch. Der Korridor dahinter führt direkt in den anderen Flügel des Gebäudes.«
Rhodan blickte ihn verwundert an.
»Woher wissen Sie das?«
Einen Augenblick sah Ovaron traurig aus.
»Ganjasen haben diese Technik entwickelt. Das Gebäude könnte von Ganjasen erbaut worden sein.«
»Ich wünschte, die Cappins wären nie in unsere Galaxis gekommen.«
»Dann«, erwiderte Ovaron achselzuckend, »gäbe es keine Menschheit.«
Rhodan dachte an die Menschheit, von der er immerhin zweihunderttausend Jahre getrennt war. Was würde geschehen, wenn ihm in der Vergangenheit ein entscheidender Fehler unterlief? Wenn er die Brutmaschine nicht vernichtete? Würde die Erde dann später die Heimat von Präbios sein?
Aber das war alles längst entschieden. Es ging um etwas anderes.
»Das Schott ist verschlossen«, drang Ovarons Stimme in seine Gedanken. »Ich möchte wetten, daß auf der anderen Seite ein paar takerische Wächter stehen.«
»Was wollen wir tun?«
»Wir müssen die Takerer in diesen Raum locken, sie überwältigen und in den anschließenden Korridor eindringen.«
Er richtete sich auf und ging auf das Schott zu.
»Ich bleibe hier stehen«, erklärte er Rhodan seinen Plan. »Sie müssen irgendein stromführendes Kabel losreißen und es gegen das Schott halten. Das wird unsere Freunde munter machen.«
Rhodan hatte es längst aufgegeben, gegen Ovarons Vorschläge zu protestieren. Er wußte, daß er nicht wirklich hier war, aber Ovaron wußte das nicht.
Rhodan kletterte auf einen Vorsprung und griff nach einer Kabelleitung unter der Decke. Er löste sie aus der Halterung und zog ein Kabel heraus. Es fühlte sich fest an.
Realität! dachte Rhodan. Vielleicht war es wirklich Realität. Vielleicht war der andere Rhodan im Sessel Halluzination. Rhodan merkte, daß er wieder zitterte.
Er konnte nicht feststellen, welcher Rhodan echt und welcher Illusion war.
Eine entsetzliche Entdeckung. Er mußte auf beiden Ebenen um sein Leben kämpfen. Aber war er nicht als Rhodan in der Vergangenheit schon ein paarmal gestorben?
Seine Überlegungen wurden von Ovarons ungeduldiger Mahnung, sich zu beeilen, unterbrochen.
Rhodan suchte nach einem spitzen Gegenstand. Er scheuerte die Isolation an einer Metallkante auf. Graue Substanz rieselte heraus.
Ovaron stieß eine Verwünschung aus.
»Sie kennen sich wirklich gut aus!« bemerkte Rhodan spöttisch. Er riß einen großen Hebel aus der Halterung und ging damit auf das Schott zu. Der Ganjase begriff, was Rhodan vorhatte, und nickte anerkennend.
»Es ist möglich, daß diese Narren sofort schießen, wenn Sie das Schott aufstoßen.«
»Ganz bestimmt?« meinte Rhodan gelassen.
Er schlug zu. Es gab ein merkwürdiges Geräusch, fast wie das Schlagen einer Glocke.
Rhodan warf den Hebel Ovaron zu, der ihn geschickt auffing.
Das Schott öffnete sich knirschend. Zwei Takerer sprangen herein. Ovaron schlug den ersten nieder. Er holte zum zweiten Schlag aus, doch der Mann hatte bereits geschossen. Rhodan löste sich auf und …
»Das ist sie!« sagte Ovaron triumphierend. »Die Maschine!«
Sie standen auf einer Galerie und blickten auf eine kuppelförmige Anlage hinab. Sie war auf der einen Seite geöffnet. Aus drei verschieden großen Röhren krochen ununterbrochen Zyklopen, PseudoNeandertaler und Zentauren. Sie rannten auf das große Tor zu, das Rhodan und Ovaron bereits von außen gesehen hatten.
Ovaron richtete die erbeutete Strahlwaffe auf die Kuppel.
»Wir haben es geschafft.«
Langsam, als könnte jede schnelle Bewegung alles auslöschen,
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