Silberband 052 - Exil im Hyperraum
der Ansprache formierten sich die Pilger wieder zu einem geordneten Zug, der sich nur sehr langsam auf die Stadt Pedoar zu bewegte. Avimol hätte mühelos viermal so schnell gehen können, aber man mußte Rücksicht auf die Pilger nehmen, die von Welten mit geringerer Schwerkraft und milderem Klima kamen.
Soncopet und Loboruth unterhielten sich flüsternd. Quinfaldim hielt geistesabwesend das Marschtempo, sein Schädel schwankte leicht, und die flirrende Hitze des späten Vormittags ließ den Strom der Schweißperlen, die seinen Nacken herabrannen, niemals versiegen.
Avimol dagegen fühlte sich eigenartig leicht. Ihn störte die starke Sonnenstrahlung nicht, denn sie befanden sich auf einer Hochebene, und hin und wieder kam ein erfrischender Lufthauch aus der Richtung, in der das Grüne Meer am nächsten lag. Links und rechts der Straße erstreckten sich weite Flächen blühender Vegetation, in allen Farben prangende Blumen und verschwenderisch blühende Sträucher und Bäume. Manchmal brachte ein Luftzug Wolken von Pollen und berauschenden Düften herüber.
Als die Sonne Hyron am höchsten stand, schleppte sich der Pilgerzug gleich einem müden Tausendfüßler zwischen den Tempelbauten und den anderen Bauwerken Pedoars dahin.
Weiße Diener führten die Pilger in den kühlen Schatten eines Tempels, damit sie sich ausruhen und erfrischen konnten. Die Große Versammlung beim OVERESCH sollte erst gegen Abend stattfinden. Soncopet und Loboruth waren zu sehr daran gewöhnt, ihre Kräfte nicht unnötigerweise zu beanspruchen, als daß sie auf Avimols Vorschlag eingingen, ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Quinfaldim wäre ohnehin nicht dazu zu bewegen gewesen, der lange Marsch hatte ihn erschöpft.
So trat denn Avimol allein wieder aus dem Schatten des Tempels. Er befand sich noch immer in gehobener Stimmung, zu der wohl auch die Tatsache beitrug, daß es auf dem ARRIVANUM keine Gefahren gab, vor denen man auf der Hut sein mußte. Avimol empfand es als wohltuend, nicht ständig auf optische Eindrücke, Geräusche und Gerüche lauern zu müssen, die ihm die Nähe von Gefahr verrieten.
Unterwegs stieß er auf andere Pilgergruppen, die ebenfalls in den Tempel geführt wurden. Dazwischen bewegten sich Tausende von höheren Ganjoprestern in ihren wallenden Roben gemessenen Schrittes durch die Straßen.
Zwischen den Tempelbauten lagen große Gärten, in denen die niedersten Diener die automatischen Pflege- und Pflanzungsanlagen steuerten und kontrollierten. Sprenkelanlagen berieselten die Gemüsepflanzungen und hüllten sie in dampfartige Wasserschleier, kleine künstlich angelegte Bäche glucksten und plätscherten zwischen den Gehölzgruppen und Blumenhügeln dahin, und zahllose Insekten weideten auf den duftenden Blüten.
Avimol betrat einen Garten, der eher wie ein Park angelegt war. Auf einer Bank in der Nähe eines Springbrunnens ließ er sich nieder, legte seine Biotarn-Ausrüstung neben sich und lehnte sich entspannt zurück.
Es wird Zeit, daß der Ganjo heimkehrt, dachte er bei sich. Nur er kann das Ganjasische Reich erneuern. Dann wird auch Uarte ein Planet werden, auf dem die Geburtenrate höher als die Sterberate liegt und auf dem man weiter als von einer Stunde zur anderen planen kann.
Avimol wurde durch den Frieden und die Ruhe seiner Umgebung in leichten Schlaf versetzt. Dennoch war er sofort hellwach, als er das Geräusch von Schritten hörte. Er öffnete die Augen, ohne sich zu bewegen, seine Muskeln spannten und entspannten sich abwechselnd, um für den Kampf bereit zu sein.
Dann fiel ihm wieder ein, wo er war, und er lächelte. Inzwischen hatte er auch erkannt, daß ein humanoides Lebewesen von etwa dem gleichen Körpergewicht wie er schräg von hinten über den kurzgeschnittenen Rasen langsam an ihn herankam. Am Geruch erkannte er, daß es sich um ein männliches Exemplar handelte, das saubere Kleidung trug und sich regelmäßig wusch. Er wandte den Kopf und erblickte einen hochgewachsenen Mann mit schwarzem Haar. Der Mann war ein einfacher Ganjoprester wie er, wie sein rosafarbener Umhang auswies.
Als ihn Avimol musterte, lächelte er höflich.
»Gruß dir, Bruder Pilger«, sagte er. »Gestattest du, daß ich mich ein wenig zu dir setze?«
Avimol rückte etwas zur Seite.
»Bitte, Bruder Pilger«, antwortete er. »Mein Name ist Avimol.«
Der andere blieb neben der Bank stehen. »Verzeih mir, Bruder Avimol. Ich hätte mich zuerst vorstellen müssen. Mein Name ist Askosan.« Askosan setzte
Weitere Kostenlose Bücher