Silberband 052 - Exil im Hyperraum
in die Gaswolke.«
Die Reaktoren der Kraftwerke dröhnten.
Oberstleutnant Menesh Kuruzin, Kommandant der CMP-1, sah besorgt auf die Kontrollen. Je tiefer sie in die Terrosch-Rotwolke eindrangen, desto stärker wurde die Belastung für die Schutzschirme. Mit dem HÜ-Schirm allein hätte der Kreuzer längst umkehren müssen. Nur der Paratronschirm, der sich wie eine Blase um das Schiff gelegt hatte, schützte die CMP-1.
Ab und zu entstanden draußen im Raum gewaltige Strukturrisse, durch die die vor dem Paratronschirm aufgestaute Energie in den Hyperraum abgeleitet wurde.
Neben Kuruzin saß Mentor Kosum. Der Emotionaut hatte die SERT-Haube auf dem Kopf, aber sie war nicht eingeschaltet, denn die notwendig werdenden Manöver konnten auch von Kuruzin erledigt werden.
Um die CMP-1 herum bewegten sich wallende Nebelschleier. An manchen Stellen war die Materie dichter geballt. Dort quirlten die energiegeladenen Gaspartikel durcheinander.
In der Nähe der CMP-1 operierten noch ein Dutzend anderer Kreuzer, die in diesem Chaos von Energien jedoch nur schwer zu orten waren.
»Viel tiefer dürfen wir nicht in die Wolke eindringen«, meinte Kosum.
Der Nubier lächelte.
»Ein kleines Risiko sollten wir eingehen.«
Kosum schüttelte sich und schob die Haube tiefer in die Stirn. Er bereitete sich auf einen Alarmstart vor. Wenn allerdings die Schutzschirme zusammenbrechen sollten, konnte die CMP-1 nicht mehr gerettet werden.
Aus dem Funkraum wurde gemeldet, daß die MARCO POLO ihre Position verlassen hatte und dem Sammler folgte.
Kuruzin verzog das Gesicht.
»Das bedeutet, daß wir das Trägerschiff einpeilen müssen, sobald wir hier fertig sind. In dieser Wolke bestimmt kein Vergnügen.«
Ein anderer Kreuzer flog dicht an der CMP-1 vorbei. Kuruzin registrierte den Vorgang mit unwilligem Kopfschütteln.
»Auf diese Weise erreichen wir überhaupt nichts. Bestenfalls spielen wir mit uns selbst Versteck.«
Aus dem Interkom klang die Stimme des Ortungsoffiziers.
»Die Lage wird immer verworrener, Oberstleutnant. Wenn wir noch tiefer in diese Wolke eindringen, werden klare Ortungen unmöglich sein. Schon jetzt haben wir den Kontakt zu vielen Beibooten verloren Normalfunkverständigung ist auch auf kurze Entfernung nicht möglich.«
»Schon gut!« beruhigte ihn Kuruzin. »Wir kehren bald wieder um.«
»Bald?« wiederholte Kosum. »Wenn ich das Glänzen Ihrer Augen richtig deute, sind wir geradewegs ins Zentrum aufgebrochen.«
Kuruzin antwortete nicht. Er ließ die Bildschirme nicht aus den Augen. Draußen schwebte leuchtender Nebel vorüber. Kosmischer Wind schien die Gasfetzen zu bewegen.
»Was hoffen wir hier eigentlich zu entdecken?« Kuruzin sprach mehr zu sich selbst. »Glaubt Rhodan wirklich, daß innerhalb dieser Wolke etwas Interessantes existieren könnte?«
Wieder meldete sich der Ortungsoffizier.
»Die Massetaster spielen verrückt, Sir.«
»Kreuzer, die in der Nähe herumfliegen«, vermutete Kuruzin.
»Nein!« Der Ortungsoffizier schien der Verzweiflung nahe zu sein. »Dann müßten schon alle einen Ring um uns gebildet haben.«
»Dann«, bemerkte Kosum scharfsinnig, »ist es etwas anderes.«
Kuruzin grinste, kontrollierte die Werte der Schutzschirme und lehnte sich aufatmend zurück. Noch lagen alle Werte im Normalbereich, aber das konnte sich blitzschnell ändern. Der Nubier wagte nicht daran zu denken, daß der Paratronschirm unter einem plötzlichen Ansturm fremder Energien zusammenbrechen könnte.
»Der Bursche im Ortungsraum hat Schwierigkeiten«, stellte er fest.
»Wir werden bald wissen, warum«, versicherte Kosum.
Die CMP-1 flog jetzt nur halbe Lichtgeschwindigkeit. In diesem Sektor wäre alles andere Selbstmord gewesen.
Ab und zu empfingen sie Funksprüche von den anderen Kreuzern und Korvetten. Einige Kommandanten schienen sehr aufgeregt zu sein. Offenbar hatten sie etwas entdeckt. Kuruzin bedauerte, daß die Impulse so verstümmelt waren, daß sie unverständlich blieben.
»Da geschieht irgend etwas«, sagte Kosum angespannt. »Haben wir Nachrichten von der MARCO POLO?«
Der Funker verneinte.
Das bedeutete, daß das Trägerschiff nach wie vor dem Sammler folgte, ohne daß es zu nennenswerten Ereignissen gekommen war.
Die CMP-1 stieß durch zusammengeballte Gaswirbel.
Plötzlich verkrampften sich Kosums Hände um die Lehnen der Pneumoliege.
Vor ihnen lag eine Art Lichtung, ein Gebiet, in dem das Gas weniger dicht zusammengeballt war. Der Sektor war jedoch nicht verlassen.
Ein
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