Silberband 053 - Die Urmutter
Erheiterung.
Welche verrückten Sachen würden wir in den nächsten Stunden noch denken? Es war alles, was wir jetzt noch tun konnten.
»Warum«, dachte Rhodan nach einiger Zeit, »versuchen Sie nicht, einmal in Terton zu transferieren?«
Mein Bewußtsein erstarrte.
»Das ist unmöglich!«
»Und warum?«
Ich erklärte: »Terton ist kein Lebewesen. Er ist eine Fiktion. Meine Negative Summe, die durch die Kraft der Urmutter substantiell geworden ist.«
Er antwortete nicht. Seiner Ansicht nach mußte ich es zumindest versuchen. Es hätte schließlich nichts ausgemacht. Verschlechtern konnte sich unsere Situation auf keinen Fall. Aber ich scheute davor zurück. Schlimmer: Schon der Gedanke, daß es gelingen könnte, machte mir zu schaffen. Ich hatte Angst.
Rhodan spürte das. »Wovor fürchten Sie sich?«
»Ich nehme nicht gern Beziehungen zu meiner schwarzen Seite auf. Ich will nicht den Schrecknissen meines Unterbewußtseins gegenüberstehen. Abgesehen davon, daß ich es sowieso für unmöglich halte, in Terton einzudringen.«
Rhodan schwieg. Er ließ mich allein mit meinen Gedanken. Er wartete darauf, daß ich es tun würde.
»Sie können mich nicht zwingen!« schrien meine Gedanken. »Ich werde es nicht tun!«
Ich hätte jetzt gern mit ihm diskutiert, aber er schwieg beharrlich. Er wußte genau, wie er mich behandeln mußte.
»Ich werde Sie jetzt völlig übernehmen und Ihr Bewußtsein kontrollieren«, drohte ich ihm. »Ich werde Sie zwingen, diese Sache zu vergessen.«
»Das können Sie«, gab er zu. »Aber können Sie sich selbst zwingen, nicht mehr daran zu denken?«
Er hatte mich da, wo er mich haben wollte. Ich hatte mich selbst in die Enge getrieben. Aber ich hatte mich noch nicht damit abgefunden, Terton zu übernehmen.
Aber ich dachte: »Gut! Ich tue es! Sind Sie jetzt zufrieden?«
»Nein«, erwiderte er. »Zufrieden bin ich erst, wenn ich aus dieser Röhre heraus bin. Also los! Worauf warten Sie noch? Wenn Sie länger zögern, machen Sie Ihren Entschluß doch wieder rückgängig.«
»Sie brauchen mir nicht zuzureden wie einem kranken Kind.«
Nun kamen keine Gedanken mehr. Er verstand es großartig, sich gegen mich zu verschließen.
Mein Bewußtsein bebte. Ich dachte an den Dunklen, der dort draußen stand und auf meinen Tod wartete. Würde ich ihn übernehmen können? Und was würde geschehen, wenn es tatsächlich gelang?
Terton war nicht irgendein Wesen. Er war unheimlich. Sicher ließ er sich nicht von mir kontrollieren und beeinflussen.
Ich konzentrierte mich. In meinem Bewußtsein formte sich das Bild des Dunklen. Ich sah ihn vor mir stehen, schwarz und ohne Gesicht. Ich fühlte, daß ich schwankend wurde. Ohne länger zu überlegen, begann ich Rhodans Körper zu verlassen.
Etwas kam auf mich zu. Etwas Großes, Dunkles. Ich glitt hinein, und es ging so leicht, daß es mich grenzenlos überraschte. Es war außerdem angenehm. Ich verschmolz mit Terton. Es war keine Übernahme im üblichen Sinn, sondern ein Ineinanderfließen. Meine Negative Summe kehrte in mich zurück.
Es war atemberaubend. Als ich wieder halbwegs bei Sinnen war, fand ich mich in meinem eigenen Körper wieder. Ich lag flach am Boden. Die Röhre war verschwunden. Terton war verschwunden. Rhodan, der ein paar Schritte von mir entfernt am Boden lag, richtete sich auf und grinste.
»Das haben Sie gut gemacht.«
Ich stammelte verwirrt: »Ich habe überhaupt nichts getan. Es war, als hätte Terton nur darauf gewartet.«
»Natürlich. Er ist schließlich ein Teil von Ihnen.«
Ich brachte ein Lächeln zustande.
»Fürchten Sie nicht, daß ich mit all meinen negativen Eigenschaften gefährlich für Sie werden könnte?«
Rhodan schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Sie würden mich mißtrauisch machen, wenn Sie keine von jenen Schwächen hätten, die wir als menschlich bezeichnen. Dieses Ding ist in Ihr Unterbewußtsein zurückgekehrt. Sie werden damit leben müssen.«
Ich richtete mich auf. Unwillkürlich lauschte ich in mich hinein. Ich hörte nichts. Es blieb alles still. Terton würde keine Schwierigkeiten mehr bereiten.
Rhodan blickte mich ungeduldig an.
Ich besann mich darauf, wozu wir schließlich hier waren, und gab mir einen Ruck. Meine Furcht, die mich seit unserem Eindringen in diese Station beherrscht hatte, war völlig verschwunden. Ich war entschlossen und zu allem bereit. Ich glaubte jetzt daran, daß ich die Urmutter übernehmen würde.
»Die Programmierungszentrale muß ganz in der Nähe sein«,
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