Silberband 054 - Finale für Pluto
Pedopeilerhalle ab und beschloß, die Bomben so
dicht wie möglich ans Tor zu rollen. Den Takerern würde das bei dem fürchterlichen Gedränge nicht
auffallen.
Als sie die erste Bombe rollte, tauchte im Tor eine große, mattgolden schimmernde Kugel auf,
schwebte in den Korridor und entschwand aus ihrem Gesichtskreis. Merceile rollte die zweite, dann
die dritte Bombe.
Danach wandte sie sich um und kroch den grauenhaften Weg zurück. Sie mußte sich mindestens bis
zu ihrem Ausgangspunkt entfernt haben, bevor der Abbrandprozeß einsetzte.
Kaum hatte sie diesen Gedanken gedacht, da ging für sie die Welt in einem Inferno unter, das
die Wände in kochende Schmelze verwandelte.
Captain Tolous Bettron flog gegen eine schmelzend zusammensackende Wand und starb, bevor sein
zurückgedrängter Geist begreifen konnte, was überhaupt vorging.
Merceiles Bewußtsein flatterte hilflos umher, als ihr Gasthirn starb, riß sich los und wurde
in tiefe Nacht geschleudert.
Ribald Corello schrie markerschütternd auf. Sein Transportroboter öffnete sich, und
der zwergenhafte Mutant wankte steifbeinig ins Freie.
Balton Wyt sah Corello fassungslos an, erst dann bemerkte er das irisierende Leuchten, das von
Merceiles Eigenkörper ausging. Die Substanz wogte auf und ab, als tobte in ihr ein Sturm.
Er hörte auf, seine Finger nervös zu kneten. Seine Augen weiteten sich. Ein röchelnder Laut
drang aus seiner Kehle, als Merceiles Körpersubstanz ihre gallertartige Konsistenz verlor und
vollends aus den Öffnungen ihrer Kleidung floß.
Corello wankte zwei Schritte zurück, brach zusammen und wurde von Wyt aufgefangen, bevor er
sich beim Sturz den Schädel einschlagen konnte.
Balton Wyt mobilisierte seine Kraftreserven. Er aktivierte seinen mutierten Gehirnsektor,
konzentrierte sich auf Merceiles Körpersubstanz und schob sie telekinetisch zusammen, damit die
Zellen nicht den Kontakt zueinander verlören.
Der Gallertkörper leuchtete nicht mehr so stark. Balton Wyt brachte Corello in seinen
Transportroboter zurück und sprach beruhigend auf ihn ein. Der Supermutant war in Schweiß gebadet
und wurde von Zuckungen geschüttelt.
Balton Wyt hielt weiterhin die Masse von Merceiles Pseudokörper zusammen. Er hatte sich wieder
gefaßt und konnte darüber nachdenken, was die Ursache des seltsamen Verhaltens der Zellballung
war.
Eigentlich konnte es nur eine Ursache geben. Wahrscheinlich war Merceiles Gastkörper so
überraschend gestorben, daß sie ihr Bewußtsein nicht rechtzeitig hatte zurückziehen können.
Der Telekinet merkte nicht, daß er weinte. Er wurde vollkommen vom Schmerz um Merceile
beherrscht und von dem Willen, ihr so lange beizustehen, bis er Gewißheit über ihren Tod
hatte.
Denn der Tod war ihr sicher, wenn sie den Gastkörper nicht rechtzeitig verlassen hatte. Balton
wußte, daß ein Pedotransferer in einem solchen Fall mit seinem Opfer zusammen starb. Er sank auf
die Knie, ohne den Blick von dem Cappin-Körper zu lassen.
Ribald Corello erholte sich allmählich. Die Zuckungen seines Körpers hörten auf; der Blick
seiner Augen klärte sich.
Wyt trat zur Seite, damit der Supermutant den Körper Merceiles sehen konnte.
»Können Sie ihr helfen, Ribald?« fragte er eindringlich.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Corello. »Etwas mit ihrem Bewußtsein stimmt nicht.«
»Aber sie ist zurückgekehrt?«
»Wahrscheinlich. Und nun lassen Sie mich in Ruhe, Balton. Ich muß mich konzentrieren.« Seine
Stimme sank zu einem halblauten Gemurmel ab. »Total verwirrt. Mal sehen, ob ich …«
Nach etwa einer halben Minute bildeten sich Abschnürungen in dem zuckenden Gallertklumpen. Die
Konturen eines humanoiden Körpers formten sich: Gliedmaßen, Rumpf, Hals, Schädel, Gesicht.
Eindeutig der Körper eines weiblichen Wesens.
Die beiden Männer beobachteten die sich vollendende Gestalt Merceiles, ohne sich deren
Nacktheit bewußt zu werden. Erst als der Vorgang abgeschlossen war und Balton auf Merceile
zueilte, um sie zu stützen, wurde es ihnen dreien gleichzeitig klar.
Der Telekinet blieb stehen, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Er rannte in einen
Nebenraum, kam mit einer Decke zurück und hüllte Merceile ein.
Ihre Augenlider flatterten, dann richtete sie den Blick auf ihn.
»Merceile …?« hauchte sie. »Sie muß in mir gewesen sein, bevor ich starb. Wo bin
ich?«
»In Corellos Stützpunkt«, antwortete Balton. »Und Sie sind Merceile, oder meine Augen taugen
absolut nichts
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