Silberband 054 - Finale für Pluto
meiner Errichtung vom Ganjo einen Befehl
erhalten, das sogenannte Fundamentalprogramm. Dieses Programm bedeutet für mich, daß ich, sobald
ich Kenntnis davon erlange, daß meine Einzelteile verbrecherische Aktionen unternehmen, zu
handeln beginne.
Ich habe Kenntnis und Beweis dafür, daß dies geschieht.
Im Rahmen des ultimaten, durch nichts zu widerrufenden Fundamentalprogramms, das
alle anderen und früheren Schaltungen und Verbindungen außer Funktion setzt, handle ich. Ich habe
die erste Aktion bereits vor Tagen gestartet.
Diese Aktion hieß: Sämtliche Einzelteile meines übergeordneten, jedoch zu
kontrollierenden Systems haben sich auseinanderbewegt und dadurch eine komplexe Masse zerstört.
Dann reisten wir an den Ort, an dem unsere noch fehlenden Einzelteile handeln. Hier sind wir,
hier bin ich.«
Jetzt erschienen Bilder auf dem Schirm Bulls.
Jemand flüsterte erschrocken: »Verdammt … das ist doch die MARCO POLO!«
»Richtig. Und das andere Schiff?«
»Die POYCARA, Ovarons Schiff«, vermutete Bull.
Die beiden Raumer trieben mit geringem Abstand vor einer Kulisse, die Bull aus den
Schilderungen Merceiles kannte, als sie sich noch auf dem Mond Titan befand. Er wußte nicht, was
er von allem zu halten hatte. Es gab für diesen Prozeß keine Parallele, nichts konnte ihm helfen,
in kurzer Zeit eine richtige Entscheidung zu fällen.
Dann lief eine Stunde lang ein Programm über die Schirme, das mehr als erstaunlich war.
Filme wurden gezeigt und erklärt.
Unterhaltungen wurden wiederholt, die Rhodan mit dem Ganjo, Ovaron mit der Urmutter, die
Urmutter mit vielen anderen Personen geführt hatte. Die Schaltungen des Verräters Guvalasch
wurden laut wiedergegeben und zahllose Einzelheiten mehr. Deighton und Tifflor zeichneten diese
Botschaften auf. Wenn man Glück hatte, konnte man sie später in ein vernünftiges und
durchschaubares System bringen.
Natürlich hörte auch Vascalo mit.
Die Nachrichten stoppten den Kampf.
Die terranischen Flottenkommandanten und ihre Helfer aus den anderen Systemen waren am
tiefsten Punkt ihrer Verzweiflung angelangt. Sie nahmen an, daß jene dreihundertvierzigtausend
Sammler die letzte und entscheidende Verstärkung für die Takerer darstellten.
Nur wenige Menschen ahnten die Wahrheit.
Langsam und unmerklich hatte sich durch die ständige Eigenbewegung der Schiffe und
durch die zahllosen Manöver während Angriff und Verteidigung, der Ort des Kampfes weiter in
Richtung auf den Planeten Pluto verlagert.
Jetzt konzentrierte sich in der Nähe des Planeten, aber noch immer in einer respektablen
Entfernung, die Schlachtordnung.
Die Final-Blockschaltung, die Vascalo anwendete, hatte allen Sammlern befohlen, sich im
Augenblick passiv zu verhalten.
Dieser Augenblick dauerte lange … stundenlang.
Die Nachrichten liefen weiter. Bilder aus Gruelfin, die im Zeitraum von Monaten aufgenommen
worden waren, wurden wiedergegeben.
Dabei bewies sich, daß jeder einzelne der insgesamt vierhundertsiebzigtausend Sammler alles
das, was seine Linsen aufgenommen hatten, sein positronisches Rechenzentrum gespeichert und in
Informationsschritte umgesetzt hatte, an die Urmutter weitergegeben hatte. Und diese Sammler
schienen sämtliche Bezirke der Sombrero-Galaxis durchflogen zu haben.
Die Zentrale Schaltstation …
Die Terrosch-Rotwolke …
Der Kampf des inzwischen verstorbenen Taschkars gegen die Ganjasen …
Die Kommandos der terranisch-ganjasischen Mannschaften …
Dann wieder Ovaron und Rhodan …
Sämtliche Gestalten und Vorkommnisse der letzten Monate wurden noch einmal gezeigt.
Ununterbrochen liefen die Sendungen. Schließlich waren viele Stunden vergangen, als Deighton
endlich Kontakt zur Urmutter erhielt und sich direkt an sie wandte.
»Urmutter!«
»Wer spricht?«
»Ein Terraner, dessen Aufgabe es ist, sein Heimatsystem zu verteidigen!«
Bei diesen letzten Worten lachte Reginald Bull, der über den Hyperkom mit müden Augen alles
mitverfolgte, laut auf.
»Was willst du?«
»Ich habe aus den Sendungen herausgehört, daß du – wer immer du bist – uns Terranern
sagen willst, daß wir Vertrauen in deine bevorstehenden Handlungen haben sollen. Ist das
korrekt?«
Die Urmutter erwiderte: »Völlig korrekt.«
»Du wurdest also nach Einsetzen des Fundamentalprogramms dazu gezwungen, nach deiner
eigenartigen robotischen Logik zu handeln? Richtig?«
»Richtig!« sagte die Urmutter.
Einige Millionen Schiffsbesatzungen hörten
Weitere Kostenlose Bücher