Silberband 054 - Finale für Pluto
mir habe.
Mit geschlossenen Augen, ganz entspannt, lag Ovaron in dem schweren Sessel. Pontonac sagte
leise zu Roi Danton und zu Merceile:
»Sir, verlassen Sie diesen Raum, nehmen Sie die Siganesen und die Frau mit und fahren Sie
zurück in die Kommandantur. Ich werde hier warten und nötigenfalls den Körper des Ganjos
bewachen. Über mein Funkgerät können Sie jederzeit Verbindung mit mir aufnehmen oder umgekehrt.
Sie alle sehen recht erholungsbedürftig aus. Außerdem habe ich den Eindruck, als werde Ovaron
auch ohne unsere Hilfe fertig. Einverstanden?«
Roi nickte, betrachtete die schmale Gestalt des Mannes vor ihm einige Sekunden lang und dachte
flüchtig daran, daß sich hinter vielen liebenswürdigen und reizenden Menschen oft die härtesten
und unbarmherzigsten Kämpfer verbargen. Dieser Gedanke war entscheidend. Roi zog Merceile mit
sich, half den Siganesen, ihre Plätze in den Taschen seiner Jacke wieder einzunehmen, und
verabschiedete sich kurz von Pontonac. Er spürte, daß er noch immer etwas unter den Folgen des
Aufenthaltes im Marsav-Safe litt.
Dann verließ er die unterirdische Station.
Und genau zwanzig Minuten später bahnte sich das Verhängnis an.
Ovaron hatte geschickt den günstigsten Augenblick abgewartet. Im Moment, als die
dezimierte Flotte der Sammler angegriffen wurde, als die höchste Verlustrate bekannt wurde und
die terranischen Schiffe rücksichtslos gegen den Keil der Fremdlinge vordrangen, wurde Vascalo
für einige Sekunden abgelenkt.
»Jetzt!« flüsterte der Ganjo.
Er führte den Pedosprung durch. Vascalo hatte für kurze Zeit die absolute Kontrolle über sich
verloren.
Als der Krumme bemerkte, daß sich ein anderer Cappin seiner bemächtigen wollte, reagierte er
mit einer Schnelligkeit, die unfaßbar war.
Er wendete seine Fähigkeit als Instinktiver Pedoautokrat an.
In dem kurzen Augenblick der versuchten Übernahme floh das sechsdimensional bestimmbare
Wachbewußtsein von Vascalo.
Es traf den zurückgelassenen Körper von Ovaron.
Aber … zu schnell!
Der Körper des Ganjos hatte sich nicht einmal verändert. Nach wie vor saß er im Sessel dort,
irgendwo fern von Vascalo, in einem unterirdischen Gewölbe. Ein starkes Zusammenzucken war die
Reaktion. Und noch mehr.
Aber das wußte nicht einmal Vascalo.
Ovarons Körper jedenfalls hatte keine Gelegenheit bekommen, zu jener quallenartigen Masse
zusammenzufallen.
Pontonac richtete seinen Blick auf den Körper und dachte scharf nach. Weder er noch der Ganjo
sprachen.
Ovaron wurde blaß, schien zu taumeln, und seine Finger krallten sich um den Bezug der
Armlehnen.
Was war geschehen?
Es war höchst unwahrscheinlich – das hatte Vascalo schon sein ganzes Leben
lang gewußt –, ihn durch einen anderen Pedotransferer zu übernehmen.
Falls es dennoch geschah, floh sein sechsdimensionaler Geist ohne jeden bewußten Befehl aus
dem verkrüppelten Körper. Er flüchtete sich in den Körper jenes Wesens, das ihn, Vascalo, hatte
übernehmen wollen. Das war eine der Fähigkeiten, die den Ausdruck ›Instinktiver Pedoautokrat‹
rechtfertigten.
Eine zweite Fähigkeit kam hinzu: Vascalo, der nun im Körper des Angreifers steckte und von ihm
vollständig Besitz ergriff, war selbst absolut nicht hilflos geworden.
Denn diese Fluchtmöglichkeit war nicht hundertprozentig. Hier waren siebzig Prozent mehr wert
als hundert Prozent.
Dreißig Prozent der seelischen und geistigen Energie von Vascalo blieben in seinem eigenen
Körper zurück.
Diese drei Zehntel waren dank der Fähigkeiten des verkrüppelten Mutanten so stark, daß sie
verhinderten, daß der Körper durch den Angreifer – in diesem Fall war es der Ganjo –
kontrolliert werden konnte.
Vascalo existierte sozusagen an zwei Stellen gleichzeitig.
Der Rest von drei Zehnteln geistiger Energie konnte den verkrüppelten Körper, in dem Ovaron
steckte, einwandfrei beherrschen. Nicht einmal die engsten Mitarbeiter des Krummen würden merken,
daß sich zwei Wesen in dieser einen Hülle bekämpften.
Der Körper des Angreifers wurde von den sieben Zehnteln der Energie ebenfalls völlig
kontrolliert. Also steckte im Körper Ovarons nun ein Großteil des Geistes von Vascalo. Die
Kontrolle war nach zwei Sekunden sinnlosen Kampfes oder unbewußter Reaktionen, die Pontonac
deutlich bemerkte, vollkommen.
Aber der Cappin besaß noch eine dritte Fähigkeit. Auch von ihr ahnte Pontonac nichts.
Ebensowenig hatte der Ganjo von diesen Fähigkeiten
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