Silberband 054 - Finale für Pluto
Unsicherheiten während der kurzen Gespräche, nicht für ihn typisch.
Ovaron kannte Titan genau, sowohl in seinem derzeitigen Stadium als auch in der fernen
Vergangenheit.
Ovaron deutete nach rechts, als der Gleiter langsamer wurde. »Ihr Schiff?« fragte er.
»Es ist einer der wenigen Vorteile eines Stützpunktkommandanten«, bemerkte Edmond, »daß man
über ein eigenes Raumschiff verfügt, dessen Benutzung überdies vom Imperium bezahlt wird.«
Er bremste stärker und gab dem falschen Ganjo Gelegenheit, die Örtlichkeiten genau zu
studieren. Das vierzig Meter durchmessende Kugelschiff war, verglichen mit den Schiffen, die im
All gegen die Sammler kämpften, ein veraltetes Modell, trotzdem war es in einem hervorragenden
Zustand und natürlich alles andere als unmodern. Nur zwei Bauserien trennten den Raumflugkörper
von den Schiffen, die heute verwendet wurden. Ein im Grund hochrobotisiertes Fahrzeug, mit dem
Pontonac schon oft völlig allein geflogen war.
Edmond spürte, wie die Erregung des Mannes neben ihm stieg.
Äußerlich war Ovaron nichts anzumerken, aber er schien im Augenblick eine Möglichkeit zu
erkennen, wie er im Fall einer vorzeitigen Entdeckung fliehen konnte. Um das Schiff herum standen
nur ein paar Wachroboter, die ohnehin nicht auf höchste Alarmstufe programmiert waren.
Pontonacs Sicherheit wuchs.
Dieses Wesen hier war mehr Vascalo als Ovaron. Noch schwieg Pontonac. Er wollte auch seine
Mitarbeiter nicht um den verdienten Schlaf bringen. Außerdem wollte er so handeln, daß sein
›Freund‹ hier den ersten Zug unternahm.
Der Gleiter bremste stark, durchfuhr eine Lichtschranke und summte dann die Steigung abwärts.
Mit dem kleinen Lift fuhren sie hinauf in Pontonacs Privaträume.
Tatsächlich warteten hier Roi Danton und Merceile, von den sechs Siganesen war nichts zu
sehen. Edmond bemühte sich, völlig gelassen zu erscheinen. Er fühlte, wie sein Verstand von der
Erregung einer bevorstehenden Jagd überflutet wurde. Zusätzlich zu seiner eigenen Aufregung
spürte er die innere Angespanntheit des fremden Bewußtseins. Obwohl sich der Mann flüssig
bewegte, souverän sprach, geradezu auffällig unauffällig handelte, merkte es der terranische
Halbmutant.
Aber er merkte auch, daß Vascalo nichts von alldem ahnte. Vascalo wiegte sich in
Sicherheit.
Das konnte der erste Fehler sein, den der Krumme in seinem Leben beging.
Edmond deutete auf die Sessel und sagte: »Wir haben Pech gehabt. Vascalo läßt sich nicht
übernehmen. Haben die Herrschaften Hunger?«
Roi nickte und deutete auf Merceile und sich.
»Eine Kleinigkeit für uns«, sagte er halblaut.
Pontonac vermißte diesmal die Regung, die er schon mehrmals gefühlt hatte. Der neue Ovaron
schien alle Eifersucht verloren zu haben.
»Und etwas mehr für mich«, sagte Ovaron. »Etwas mehr als eine Kleinigkeit. Und ein großes Glas
mit etwas Kühlem.«
Der Raum war groß, sparsam eingerichtet und sehr wohnlich möbliert. Verschiedene Lichtquellen
und Musik aus versteckten Lautsprechern verbreiteten eine gemütliche, entspannende Atmosphäre.
Pontonac tippte auf dem Kommandobrett neben dem Speiselift die benötigten Artikel und schaltete
den Servierroboter ein.
Das Bestellte kam, wurde serviert, und die vier Personen begannen schweigend zu essen. Die
Strapazen der letzten Tage machten sich bemerkbar, und nur Pontonac war frei davon. Er war
ausgeschlafen, sein Verstand und seine Reflexe funktionierten mit seltener Klarheit.
Wie lange würde es dauern, bis die hochsensible Merceile merkte, daß hier in Wirklichkeit
nicht Ovaron, sondern Vascalo saß?
Unter einem Vorwand verließ Pontonac den Tisch etwas später, ging hinüber in sein Dienstzimmer
und drückte einen Knopf.
Damit gab der Kommandant des Mondes der Überwachungsstation, die in drei Schichten arbeitete,
einen Hinweis, sie sollten die Geräte besser überwachen und auf Schiffsbewegungen achten.
Pontonac zog eine andere Jacke an, steckte einen schweren Strahler in eine Schutzhülle und
befestigte die Waffe unter der Achsel. In einem großen Spiegel vergewisserte er sich, daß man die
Waffe nicht sehen konnte, dann ging er wieder zurück in den Wohnraum. Dort war eine Unterhaltung
im Gange.
Pontonac setzte sich hinzu, beobachtete schweigend und bemerkte endlich den Blick von
Merceile.
Dieser Blick richtete sich auffallend lange auf die Hände Ovarons.
»Es ist sieben Uhr morgens«, sagte Roi. »Sollten wir nicht schlafen
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