Silberband 054 - Finale für Pluto
sah.
Unter den Stiefeln des Terraners wölkte der Staub auf, und diese Staubspur stand noch immer in
der Luft, als die Gestalt bereits unsichtbar war. Für eine Strecke von mehr als drei Kilometern
schlechtes Gelände hatte der Fliehende nicht mehr als fünf Minuten Zeit gebraucht. Plötzlich
begann Vascalo zu schwitzen.
Er regelte die Anzugsversorgung neu ein, winkelte die Arme locker an und begann zu laufen.
Er folgte genau der Spur des Mannes und hatte sein Schutzfeld ausgeschaltet. Langsam lief er
nach Norden, betrachtete während des Laufens seinen Schatten, der, bedingt durch die
Unregelmäßigkeiten des Bodens, hin und her schaukelte und sprang.
Eine Stunde lief er in diesem Tempo, dann konnte der Körper, den er beherrschte, nicht
mehr.
Vascalo wurde wieder langsamer.
Außerdem drehte sich sein Schatten und war jetzt rechts von ihm. Das Ziel auch von Vascalo war
das Schiff. Dort konnte er überleben – hier draußen starb er. Sein Durstgefühl nahm zu, und
nirgends gab es Wasser.
Er konnte nicht einmal den Helm öffnen und einen der Konzentratwürfel zu sich nehmen, die hier
im Anzug eingearbeitet waren.
Sein Optimismus nahm ab.
Das Gelände jenseits des Kraters stieg an, und die ersten runden Hügel tauchten auf. Er mußte
der Spur des Terraners folgen, denn wenn er in den Tälern ging, konnte Pontonac von einem der
Hügel herunterschießen.
Und da sein Schutzfeld eine Menge Energie fraß, war es besser, es so selten wie möglich
einzuschalten. Er ging weiter, schweigend und voller Zorn.
Nachdem er seit einer halben Stunde zwischen den großen Steinen des alten
Flußbettes umhergesprungen war, setzte sich Edmond endlich auf eine flache Steinplatte und sah
auf die Uhr, die durch ein transparentes Fenster der Handschuhstulpe zu sehen war.
»Noch vierzehn Stunden – mindestens!« sagte er erschöpft.
Sechs Stunden eines mörderischen Marsches, eines irrsinnigen Zwischenspurts und dieser
nervenraubenden Kletterei lagen jetzt hinter ihm. Er schätzte seinen Vorsprung auf etwa einen bis
zwei Kilometer.
Er hatte vier Probleme.
Die Energieversorgung seines Raumanzuges würde diese Zeitspanne leicht aushalten. Auch die
Waffenmagazine reichten für eine mittlere Schlacht aus, wie er lächelnd feststellte.
Aber er hungerte, und das Durstgefühl war kaum mehr auszuhalten. Jetzt, da es dunkel und kühl
wurde, half ein psychologischer Trick. Aber er mußte sich zusammennehmen. Schon einmal hatte er
den Helm des Raumanzugs öffnen wollen.
Essen, Trinken und die Batterie seiner künstlichen Gliedmaßen.
Er konnte jetzt im Raumanzug nicht einmal den Ladezustand kontrollieren, er würde es erst
merken, wenn die Bewegungen langsamer und unsicherer wurden. Dann stellte sich das dritte Problem
in voller Deutlichkeit. Wie sollte er, unter dem Raumanzug, die Klappe des Oberschenkels öffnen
und die Batterie austauschen?
Viertes Problem: Wann holte ihn Vascalo ein?
»Es gibt nur einen Weg, Eddie«, sagte er zu sich. »So schnell wie möglich zum Schiff. Auch in
der Nacht wandern. Du wirst dann die Schönheiten des Sternenhimmels genießen können!«
Er öffnete für einige Sekunden den Regler und ließ reinen Sauerstoff in seinen Anzug strömen.
Das beseitigte das störende Juckgefühl, erfrischte etwas und ließ ihn in einer Art hellsichtigen
Rausches den Durst etwas vergessen.
In der ›Dämmerung‹ ging er weiter. Er umrundete, während die Strahlen der Sonne flacher
wurden, während die Steine die gespeicherte Hitze wieder abgaben, die mächtigen Steine und
kämpfte sich weiter nach Norden. Er folgte den leichten, wenig ausgeprägten Windungen des
trockenen Flusses und kam schließlich nach zwei Stunden an die Ruinen einer uralten, längst
ausgestorbenen Stadt.
Wo aber war der Cappin?
Er erwachte, als er die erste Erschütterung spürte.
Er hatte nicht schlafen wollen, dachte er, als er sich aufrichtete, gleichzeitig seine Waffe
hob und das Schutzfeld einschaltete.
Er kam auf die Beine, zwinkerte und wollte sich die Augen reiben, aber seine Faust schlug
gegen den Helm.
Er war tatsächlich eingeschlafen!
Und jetzt hatte ihn ein rollender Stein geweckt. Hier, in dem stauberfüllten Winkel zwischen
zwei Mauerresten aus riesigen Quadern, hatte er sich im letzten Licht des Tages hingelegt, um
eine halbe Stunde auszuruhen und anschließend weiterzulaufen. Vorsichtig sah Pontonac auf die
Uhr.
Vier kostbare Stunden!
Zwar hatte er dabei von der wertvollen Energie
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