Silberband 055 - Der Schwarm
schrie Froud-Crofton. Aber wieder war es nicht seine eigene Stimme. Er besaß keine Stimme mehr.
Ich muß die Menschen außerhalb des Schwarms vor dieser Gottheit warnen, überlegte er weiter.
Das Y'Xanthomrier!
Vielleicht konnten die Immunen etwas damit anfangen. Vielleicht lieferte er damit einen Hinweis.
Er konzentrierte sich auf die Maschine, in die man ihn eingepflanzt hatte. Er wußte genau, welche Impulse er benutzen mußte, um bestimmte Reaktionen zu erreichen.
Die Kontrolleure: »Wir warnen dich. Wir werden es nicht zulassen.«
Froud-Crofton bemühte sich, nicht auf diese Drohung zu achten. Er mußte es versuchen. Wenn er sich anstrengte, konnte er es schaffen.
»Tu es nicht!« flehten die anderen. »Wir wollen dich nicht verlieren. Du gehörst zu uns.«
Froud-Crofton merkte, daß er in seinem Entschluß schwankend wurde. Er mußte schnell handeln. Das Kollektiv gewann immer größere Macht über ihn.
Er konzentrierte sich auf ›seine‹ Maschine.
Tapmedie Ulpanius lag auf dem Rücken und litt unter einem heftigen Anfall, der viel früher gekommen war, als er erwartet hatte. Er konnte nichts mehr sehen und zitterte am ganzen Körper. Seine Zunge war völlig trocken.
Jetzt, da sich der Tod ankündigte, erwachte noch einmal der Lebenswille in Ulpanius. Er wälzte sich mühevoll auf den Bauch und kroch langsam auf die Maschine zu, in der sich Froud-Crofton befinden mußte. Der Stobäer sah die Maschine nicht, aber er wußte, in welche Richtung er sich bewegen mußte. Er wunderte sich, daß er vorankam und nicht wieder gelähmt wurde. Vielleicht wußten seine Gegner, wie es um ihn stand.
Eine von Tapmedies dünnen Händen berührte die Maschine.
Ulpanius sank wieder in sich zusammen.
»Terraner!«
Er sehnte sich danach, jetzt mit jemand zu sprechen. Es war schrecklich, in diesem Raum sterben zu müssen, der so fremdartig wirkte und so weit von seiner Heimat entfernt war.
»Froud-Crofton!«
Er bekam keine Antwort.
Alles wäre anders, wenn Froud-Crofton sich nicht für mich interessiert hätte, dachte er verzweifelt. Er wäre lieber an seiner Strahlenkrankheit gestorben, als jetzt auf diese Weise zu enden.
Ulpanius sah ein paar Schatten, vielleicht war es auch nur der Wechsel des Lichts.
Ich kann nicht träumen! dachte er traurig. Nicht einmal das.
Er wollte noch einmal nach Froud-Crofton rufen, aber ihm fehlten die Kraft und die Entschlossenheit. Er hörte das Murmeln und Summen der Maschinen ringsum. Es schien lauter geworden zu sein.
Er hätte jetzt den Traum der Ahnen träumen müssen, doch er konnte es nicht. Seine Gedanken waren zu verworren. Er konnte sich nicht in sich selbst versenken. Die Umgebung war zu fremd. Sie belastete ihn.
Das Pulsieren seiner Organe kam ihm übermäßig laut und schnell vor.
Dann hörte es plötzlich auf.
Und Tapmedie Ulpanius starb.
27.
Froud-Crofton merkte, daß er als Selektor nicht nur seine eigene Maschine beherrschte, sondern auch Einfluß auf viele andere Teile der Funkstation hatte. Das Kollektiv wehrte sich gegen seine Absichten, aber es gab sehr viele biologisch-technische Verbindungen, die keine andere Wahl hatten, als im Sinne des Selektors zu funktionieren.
Die Kontrolleure schwiegen seltsamerweise, aber Froud-Crofton war überzeugt davon, daß sie ihn beobachteten.
Die Impulse des Kollektivs wurden immer wirrer.
»Komm jetzt zu uns! Du darfst diese Nachricht nicht abstrahlen.«
Froud-Crofton spürte, daß es ihn ungeheure Anstrengung kostete, überhaupt etwas zu veranlassen. So, wie er seine Maschine und Teile des Kollektivs in seine Funktion mit einbeziehen konnte, vermochten andere Teile des Systems ihn zu beeinflussen. Und diese Individuen taten alles, um ihn an der Ausführung seiner Pläne zu hindern.
Es war ein stummer, aber erbarmungsloser Kampf.
Die anderen hatten den Vorteil, schon wesentlich länger innerhalb des Systems zu leben und sich genau auszukennen. Außerdem hatten sie Erfahrung in der Behandlung von Neuen.
»Wir lassen es nicht zu«, dachten die innerhalb der Funkstation vereinigten Individuen. »Wir wollen dich nicht verlieren.«
Froud-Crofton bemühte sich, das alles zu ignorieren. Er war noch immer mit der Formulierung der Nachricht beschäftigt. Unter dem geistigen Druck, dem er ausgesetzt war, fiel ihm eine sinngemäße Aneinanderreihung von Worten ausgesprochen schwer. Aber er bemühte sich weiter. Die Maschine, in der er sich befand, war bereit. Sie bedeutete kein Problem für den Arzt.
»Nein!« Jetzt
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