Silberband 055 - Der Schwarm
die Verdummten ihrem Drängen nachgaben und sich auf mich stürzten. Die beiden Männer, die den Gleiter vom Stützpunkt hergeflogen hatten, standen bereit, um mir notfalls beizuspringen. Ich hoffte, daß ihr Eingreifen nicht nötig sein würde.
»Komm zu uns«, drängte der Sprecher der vier Bandenmitglieder wieder.
»Ich möchte euch keine Scherereien machen«, erklärte ich und zog mich langsam zurück.
Die vier lachten. »Mit diesen Hohlköpfen nehmen wir es immer noch auf.«
Die vier brachten plötzlich Eisenstangen zum Vorschein, die sie unter ihren Umhängen versteckt hatten, und gingen damit drohend auf die Verdummten los. Ein Tumult brach aus. Die Verdummten schrien auf und stoben wie eine Herde verschreckter Schafe in allen Richtungen davon.
»Jetzt nichts wie weg von hier«, sagte der Wortführer der Banditen.
Ich konnte mit der bisherigen Entwicklung zufrieden sein. Immerhin hatte ich Anschluß an eine Bande gefunden. Aber lange währte mein Triumph nicht.
Schon drei Häuserblocks weiter kam es in einer Querstraße zu einem Zwischenfall, der meinen Plan zunichte zu machen drohte.
Als das Sonnenlicht durch eine Wolkenbank brach, sah ich nicht weit vor uns ein silbrig schimmerndes Netz, das sich über die ganze Breite der Straße und bis hinauf zu einer Hochstraße spannte.
Ich rief noch eine Warnung, aber sie kam zu spät. Der Mann an der Spitze der Gruppe hatte sich bereits darin verfangen.
Kaum eine Sekunde später erschien in einer Fensteröffnung ein riesiger, behaarter Körper, der von zehn langen, dünnen Beinen getragen wurde.
Die drei anderen schrien auf und rannten davon. Ich stand nun vor der Wahl, ihnen zu folgen, um den Anschluß an die Bande nicht zu verlieren – oder den Kampf gegen die Riesenspinne aufzunehmen.
Mein Entschluß stand fest, als ich in das angstverzerrte Gesicht des im Netz gefangenen Mannes blickte.
Die Riesenspinne kam mit rasender Geschwindigkeit heran. Als ich meinen Paralysator in Anschlag brachte, war sie nur noch fünf Meter von ihrem Opfer entfernt.
Ich schoß einen konzentrierten Strahl ab, verfehlte jedoch den Kopf des Ungeheuers und traf nur zwei der haarigen Beine. Die Riesenspinne stelzte weiter, die beiden gelähmten Beine nach sich ziehend. Ich schoß wieder und traf diesmal ihren Kopf an der Seite.
Auch das schien der Spinne nicht viel auszumachen. Sie rannte weiter, die scharfen Mundwerkzeuge vollführten dabei hektische Bewegungen.
Sie hatte inzwischen ihr Opfer erreicht. Sie drückte den Leib gegen den Mann, umschloß ihn mit den acht gesunden Beinen. Dabei öffnete sie die Klauen des Oberkiefers weit, an deren Enden die Giftdrüsen austraten.
In diesem Augenblick schoß ich wieder. Der Paralysestrahl traf das Ungeheuer voll. Trotzdem konnte ich nicht mehr verhindern, daß sich die Oberkieferklauen in einer Art letztem Reflex in die Oberschenkel des Opfers bohrten.
Ich ergriff die auf dem Boden liegende Eisenstange und schlug so lange auf die Spinne ein, bis sie bewegungslos vom Netz baumelte. Dann befreite ich den Mann und schaffte ihn in das nächstliegende Haus.
Dort besah ich mir seine Wunden und bereute es, keine Medikamente mitgenommen zu haben. Aber ich gab trotzdem nicht auf. Ohne lange zu überlegen, holte ich mein Funksprechgerät hervor und setzte mich mit Galbraith Deighton in Verbindung.
Ich hörte statt einer Begrüßung:
»Sie halten mich ganz schön in Trab, Staehmer. Was ist los?«
Ich schilderte ihm den Zwischenfall und fügte hinzu: »Ich muß versuchen, diesen Mann zu retten, denn er ist das einzige Verbindungsglied zu einer der organisierten Banden. Wenn er stirbt, kann ich von vorn anfangen. Können Sie sofort einen Medo-Gleiter schicken?«
»Ist schon zu Ihnen unterwegs.«
Ich stellte die Verbindung mit dem Medo-Gleiter her und dirigierte ihn zu meinem Versteck. Zehn Minuten nach dem Vorfall mit der Riesenspinne landete er. Ich schaffte den Bewußtlosen mit Hilfe eines Sanitäters aus dem Haus und in den im Medo-Gleiter untergebrachten Operationsraum. Dort erwarteten uns ein Arzt und eine Krankenschwester. Alles war bereits für die Behandlung vorbereitet.
»Wird er durchkommen?« fragte ich den Arzt, der die inzwischen bis zu den Hüften bläulich verfärbten Beine behandelte.
»Er wird«, bestätigte er. Bevor er ihn mir wieder überließ, sagte er: »Ich gebe Ihnen Pillen, die Sie ihm verabreichen, wenn er zu sich kommt. Er sollte mindestens bis morgen früh absolute Ruhe haben.«
Zusammen mit dem
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