Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 055 - Der Schwarm

Titel: Silberband 055 - Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
einer leichten Beute. Es war kaum anzunehmen, daß ein Verdummter den Trick durchschaute. Bestimmt folgte er dem Mädchen in den Hausflur.
    So wie ich. Nur war ich kein Verdummter. Aber der Mann, der die Falle ersonnen hatte, mußte auch über eine gewisse Intelligenz verfügen.
    An sie appellierte ich, als ich sagte: »Du bleibst hier im Hausflur und bewachst den Eingang. Ich werde in diesem Haus die Nacht verbringen. Versuch nicht, dich heimlich davonzumachen, denn dann wird es das Mädchen büßen. Ich behalte es als Geisel.«
    Zuerst konnte ich den flehenden Blick des Stummen nicht deuten. Erst als ich mich mit dem Mädchen in einen Büroraum zurückgezogen hatte, bekam ich Klarheit.
    Ich fragte sie, in welchem Verhältnis sie zu dem Mann stand, und sie antwortete: »Er ist mein Vater.«
    Das Mädchen schlief auf drei Stühlen, die ich zusammengestellt hatte. Sie umschlang im Schlaf den Kater, von dem die Paralyse abgefallen war und der sich eng an sie kuschelte.
    Ich hatte in einem Büroraum einen Funkempfänger gefunden und ihn auf die Frequenz des Hauptquartiers eingestellt. Dann setzte ich mich ans Fenster, schaute in die dunkle Straße hinaus und lauschte auf den Funkverkehr.
    Terrania City war eine Geisterstadt. Nur hinter manchen Fenstern brannte Licht. Es stammte hauptsächlich von Kerzen, in einigen Fällen aber auch von elektrischer Beleuchtung. Da das Stromnetz zusammengebrochen war, mußte der Strom von Aggregaten oder Batterien stammen, die einige wenige Glückliche irgendwo organisiert hatten.
    Die monotone Stimme aus dem Funkempfänger machte mich müde. Die stets gleichlautenden Schreckensnachrichten deprimierten mich.
    Von einem Bergwerksplaneten funkten zwei normalgebliebene Ingenieure, die sich gegen eine Horde vollkommen durchgedrehter biopositronischer Roboter zu verteidigen hatten, unermüdlich ihre Notrufe.
    Ein Passagierschiff, das seit Anbeginn der Verdummungswelle im Gebiet der Blues vollkommen hilflos durch das All trieb, bat um Hilfe für tausend verdummte Menschen. Der Funkruf wurde von einer Frau abgegeben, die sich nach wochenlangem Versteckspiel mit den Verdummten endlich in die Kommandozentrale retten konnte.
    Von einem Kolonialplaneten kam die Meldung, daß ein führungsloses Schlachtschiff der Solaren Flotte über dem einzigen Raumhafen abgestürzt sei.
    Es kamen nur selten Meldungen, die dazu angetan waren, Hoffnungen zu wecken. Eine solche traf von Olymp ein. Sie stammte von Roi Danton, der sich noch zu Anson Argyris' Unterstützung auf dem Handelsplaneten befand, und lautete sinngemäß: Die Ernte dürfte in Bälde gesichert sein.
    Ich mußte irgendwann am Fenster eingeschlafen sein.
    Als ich die Augen aufschlug, war es heller Morgen. Aus dem Lautsprecher des Funkempfängers kamen immer noch Hiobsbotschaften. Das Mädchen schlief so, wie ich es am Abend zuvor hingebettet hatte. Die Katze saß auf dem Boden und leckte sich die Pfoten.
    Ich zückte den Paralysator und stieg über die Treppe hinunter in den Hausflur. Der Stumme stand hinter einem Pfeiler, eine schwere Eisenstange in der Hand. Von dem anderen fehlte jede Spur.
    Der Stumme sah mir erwartungsvoll entgegen, unverständliche Laute ausstoßend, die aber unschwer als Fragen zu verstehen waren.
    Offensichtlich sorgte er sich um seine Tochter. Ich hielt ihn mit dem Paralysator in Schach und ging ohne ein Wort an ihm vorbei ins Freie. Ich ließ ihn absichtlich über das Schicksal seiner Tochter im ungewissen. Vielleicht wurde ihm dadurch bewußt, wie leichtfertig er bisher ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte.
    Mehr konnte ich nicht tun. Ich war kein Missionar, sondern hatte einen anderen Auftrag auszuführen.
    Irgendwo in diesem Betondschungel saß eine Macht, die ich zu zerschlagen hatte. Und ich war ihr noch keinen Schritt näher gekommen.
    Da ich noch nicht einmal auf eine der Banden gestoßen war, entschloß ich mich, dem Schicksal etwas nachzuhelfen.

30.
    Eben lag die verwüstete Straße noch wie ausgestorben da. Die Verdummten fürchteten die aus dem Zoo ausgebrochenen Bestien und mißtrauten einander, deshalb verhielten sie sich zurückhaltend und wagten sich nur selten ins Freie.
    Doch kaum war der Versorgungsgleiter gelandet, da kamen sie aus ihren Verstecken. Zuerst vereinzelt, dann in großer Zahl. Es war immer das gleiche Bild. Kaum landete irgendwo ein Gleiter mit Wasser oder Proviant, stellten sich auch schon die Verdummten in Scharen ein. Es gab unter ihnen ein ungeschriebenes Gesetz, wonach in solchen

Weitere Kostenlose Bücher