Silberband 055 - Der Schwarm
Aber wenn sie so dick sind wie Sie …«
Unbeeindruckt deutete der Funker auf den Bildschirm, den Opprus eingeschaltet hatte.
»Da oben stürmt es! Sie sollten bedenken, daß ein Zweieinhalb-Zentner-Mann nicht so schnell umgeworfen wird. Vielleicht sind meine mageren Begleiter froh, wenn sie sich im Notfall an mir festhalten können.«
»Ich weiß nicht«, sagte Opprus zögernd. »Es müßte ausreichen, wenn Pohklym und ich allein gehen.«
Doch Danton hatte sich schon entschieden.
»Gryndheim soll Sie begleiten. Es ist möglich, daß Sie in Kämpfe verwickelt werden.«
Die drei Männer bewaffneten sich und legten Schutzanzüge an. Für Opprus war die Wichtigkeit dieser Vorbereitungen niederschmetternd. Sie bewiesen, wie schnell sich die Verhältnisse innerhalb kurzer Zeit gewandelt hatten.
»Wer Imperium-Alpha verläßt, begibt sich in gefährliche Gebiete«, warnte Danton. »Sie müssen sich draußen verhalten wie im Dschungel eines fremden Planeten. Dann können Sie vielleicht durchkommen.«
Opprus nickte.
»Wir werden in Funkverbindung bleiben«, fuhr Danton fort. »Sobald Sie die meteorologische Station erreicht haben, überprüfen Sie das Ausmaß der Schäden. Wenn eine Reparatur unmöglich sein sollte, müssen Sie versuchen, wenigstens die Notanlage in Betrieb zu nehmen. Wir müssen die Satelliten wieder unter Kontrolle bekommen, sonst wird es zur weltweiten Katastrophe kommen.«
Er nickte den Männern noch einmal zu und ging hinaus, ein erschöpfter und von Strapazen gezeichneter Mann.
Opprus wandte sich an Gryndheim. »Sind Sie fertig?«
Der dicke Funker reagierte unwillig. »Fangen Sie bereits jetzt an zu drängen? Wir müssen sorgfältig planen und behutsam vorgehen.«
Opprus sah ihn abschätzend an. »Wir warten nicht länger, Gryndheim. Kommen Sie, Pohklym.«
Gryndheim nestelte noch immer an den Verschlüssen seines Schutzanzugs, folgte aber den beiden anderen auf den Korridor hinaus. Mit dem mechanischen Lift fuhren sie in die nächsthöhere Etage. Dort bestiegen sie einen Gleiter, der sie in die oberen Räume von Imperium-Alpha bringen sollte.
Es gab mehrere Stellen, an denen sie die Befehlszentrale verlassen konnten. Nach oben mußten sie auf jeden Fall.
Opprus wußte, daß sie eine tote Stadt vorfinden würden.
Coden Opprus war ein großer, massig wirkender Mann. Seine Bewegungen wirkten eckig, aber kraftvoll. Opprus war ein humorvoller Mann. Doch seinen Humor hatte er in den letzten Monaten fast völlig verloren.
Opprus saß am Steuer des Fahrzeugs, das sie durch einen breiten Tunnel trug. Neben ihm saß Pohklym, ernst und schweigsam wie immer. Sergeant Gryndheim hatte sich auf den hinteren Sitz gezwängt und schaute mißmutig aus dem Fenster. Zu sehen gab es hier nicht viel. Vor der Katastrophe waren Tunnel wie dieser ständig mit Fahrzeugen und Menschen überfüllt gewesen. Jetzt waren nicht einmal die Hauptkontrollstellen besetzt. Letzten Berichten zufolge waren mehrere Tunnel außerhalb von Imperium-Alpha eingestürzt. Die Immunengruppen, die unterwegs waren, berichteten immer wieder von Zerstörungen großen Ausmaßes. Das war nicht allein auf die zunehmende Bandentätigkeit, sondern auch auf das unkontrollierte Arbeiten eines übertechnisierten Apparates zurückzuführen.
»Ich möchte wissen, wie sie an die Wetterstation herangekommen sind«, überlegte Opprus laut. »Sie haben schon mehrere meteorologische Stationen zerstört, aber ich hatte geglaubt, daß sie das Zentrum nicht finden würden.«
Gryndheim beugte sich nach vorn. »Sie denken also an eine geplante Vernichtung?«
»Homo superior!« sagte Opprus.
»Das wäre gegen die Abmachungen, die Rhodan mit diesen Eierköpfen getroffen hat. Ich denke, wir können uns auf die Ersten Sprecher verlassen.« Gryndheim wurde nachdenklich. »Ich frage mich oft, ob die Neuen Menschen mit ihrer Auffassung über die menschliche Weiterentwicklung nicht recht haben.«
Coden Opprus schaute ihn interessiert an. »Wie meinen Sie das?«
»Es ist eine Sache der Entwicklung«, versuchte Gryndheim zu erklären. »Die Menschheit hat sich der Technik völlig verschrieben. Sie kann ohne diese Technik nicht mehr existieren. Jetzt beherrscht sie das von ihr geschaffene Instrument nicht mehr und wird davon vernichtet.«
Der Wagen bog in eine lange Kurve ein. Opprus umklammerte das Steuer mit beiden Händen.
»Glauben Sie, daß die Pläne des Homo superior eine echte Alternative darstellen?«
»In diesem Stadium sicher nicht«, erwiderte
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