Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Hundertsonnenwelt. »Wer immer auch seinen Einfluß auf die Posbis ausübt, er ist ein Verräter. Hier sind die wahren Freunde des Zentralplasmas. Hier ist Perry Rhodan!«
»Ich kann nicht! Ich kann nicht …«, klagte das Zentralplasma. Es schien sich gegen den Unbekannten aufzulehnen. Es hörte sich an, als wolle es zu verstehen geben, daß es nichts gegen die Macht unternehmen könne, die anscheinend alle Funktionen auf der Hundertsonnenwelt übernommen hatte.
Und Waringer wußte in diesem Augenblick, daß alle seine Appelle ohne Wirkung sein würden.
Ein höhnisches Lachen ertönte aus den Lautsprechern.
»Erspart euch eure schönen Worte. Ich warte nicht mehr länger. Ihr habt die Chance vertan, euer Leben durch schnelle Flucht zu retten. Ich werde jetzt an die Hyperinpotronik den Feuerbefehl erteilen.«
»Das ist Wahnsinn!« versuchte Waringer noch zu vermitteln.
Das Zentralplasma schrie gequält auf.
»Feuer! Feuer!«
Die GONOZAL war bereits auf 80 Millionen Kilometer an die Hundertsonnenwelt herangekommen. Die Ortungszentrale meldete Waringer, daß die Space-Jet nur noch 106 Kilometer über der Oberfläche war.
Da blitzte das Mündungsfeuer auf der Posbi-Welt auf.
Waringer schaute nervös auf die Ortungsschirme, welche die Space-Jet erfaßt hatten. Aber das wäre gar nicht notwendig gewesen. Denn in diesem Moment registrierte die optische Bilderfassung eine gewaltige Explosion und projizierte sie auf die Bildschirmgalerie.
Die Space-Jet war unter dem Punktbeschuß der Bodenabwehr verglüht!
Für Waringer begann nun die Zeit der Ungewißheit. Da er mit Perry Rhodan nicht in Funkkontakt treten konnte, wußte er nicht, ob es ihm und seinen drei Begleitern gelungen war, die Space-Jet noch rechtzeitig zu verlassen. Er konnte nur hoffen, daß alles planmäßig verlaufen war. Und richtete seine nächsten Aktionen darauf aus.
Um die GONOZAL spannte sich plötzlich der grüne HÜ-Schirm, während sie mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Hundertsonnenwelt zuraste. Waringer ließ das Tempo erst in letzter Sekunde drosseln, als ein Absturz des USO-Kreuzers auf die Posbi-Welt schon unvermeidlich schien.
»Ihr wollt es nicht anders«, meldete sich wieder der Unbekannte, der das Zentralplasma in seine Gewalt gebracht hatte.
Auf der Oberfläche der Hundertsonnenwelt blitzten wieder die Mündungsfeuer ungezählter Impulskanonen auf. Grelle Lichtfinger griffen in den Weltraum hinaus und badeten die GONOZAL in ihrer sonnenheißen Glut.
Waringer befahl seinen Leuten, dem Beschuß zu trotzen, solange der Schutzschirm der Belastung gewachsen war.
Plötzlich meldete sich wieder das Zentralplasma. Diesmal über Hyperkom.
»Ich habe keine Wahl. Es gibt keinen Kompromiß. Wenn der Kreuzer nicht augenblicklich den unmittelbaren Bereich der Hundertsonnenwelt verläßt, kann ich den Einsatz der Transformgeschütze nicht mehr verhindern.«
Waringer sah die Blicke seiner Leute auf sich gerichtet. Sie alle wußten, daß sie verloren waren, würde das Zentralplasma die Transformgeschütze einsetzen.
»Rückzug!« ordnete Waringer an.
Die Männer atmeten auf. Waringer konnte nur noch hoffen, daß sein Scheinanflug das Zentralplasma und die Hyperinpotronik ausreichend beschäftigt hatte. Er hatte mit diesem Manöver nur bezweckt, die Aufmerksamkeit und das Feuer auf sich zu lenken, um eine Landung Rhodans und der drei anderen zu begünstigen.
»Feuer! Feuer!«
Irmina hörte diesen Befehl in ihrem Helmempfänger. Ihr Finger ruhte auf dem Schalter für den Schleudersitz. Sie blickte zu Rhodan hinüber. Dieser hob langsam die Hand.
Die Space-Jet flog in einer Höhe von 106 Kilometern über die Oberfläche der Hundertsonnen weit dahin.
»Gleich ist es soweit!« bemerkte Irmina. Da ihr Sprechfunkgerät nur auf Empfang geschaltet war, konnte sie niemand hören.
Rhodan ließ die Hand sinken. Gleich darauf ließ er sich mit dem Schleudersitz aus der Steuerkanzel der Space-Jet katapultieren. Atlan und Fellmer Lloyd folgten Sekundenbruchteile später.
Irmina zögerte auch nicht länger. Sie schloß die Augen und betätigte den Schalter für den Schleudersitz.
Sie hielt die Augen immer noch geschlossen, so daß sie nicht sah, was mit ihr passierte. Aber sie spürte es. Einen Herzschlag lang legte sich ein schwerer Druck auf ihren Körper, der erst verschwand, als der Antigravprojektor nach einer Verzögerung zu arbeiten begann.
Irmina öffnete die Augen. Über ihr war blendende Grelle – die künstlichen Atomsonnen
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