Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
denn der Raumtransport hatte unmittelbar nach dem Eingliedern der Behälter begonnen. Stundenlang raste das Schiff durch den Raum, wobei Sandal merkte, daß das Licht vieler Sonnen ständig aus wechselnden Richtungen kam.
Er sagte: »Tahonka – es sieht so aus, als ob dieses Wabenraumschiff den Schwarm verlassen würde. Das gibt uns sicher Gelegenheit, Rhodan und Atlan zu erreichen.«
Wiederum nach Stunden beobachteten sie, wie der riesige Energieschirm, der eine winzige Stelle des Schwarms überspannte, an einer Stelle aufklaffte. Der Wabentransporter und die Begleitraumschiffe schossen mit unverminderter Fahrt durch den langgezogenen Schlitz hinaus.
Dann spürten Tahonka-No und Sandal einen leichten Andruckschmerz.
»Wir haben den Schwarm verlassen!« Sandal rieb zwischen zwei Fingern der rechten Hand die Korallenkugel in seinem Ohrläppchen. »Wir sollten uns mit viel Geduld ausrüsten!«
Er wandte sich an Tahonka-No und schaute ihm lange in die milchigen Augen. Die halbe Dämmerung in diesem sechskantigen Raum mit der pulsierenden Haut des Gelben machte die Gesichter der beiden Männer zu hageren Masken.
»Verstehst du, was jetzt vorgeht?« fragte Sandal den Freund.
Tahonka sagte langsam: »Ich begreife nur, daß man eine große Menge von Gelben Eroberern oder Ersten Dienern auf einen Planeten bringt, der sich außerhalb des Schwarms um seine Sonne dreht. Dort geschieht etwas.«
Sandal zog den nächsten logischen Schluß: »Also hat die Verdummung etwas damit zu tun. Die verdummten Wesen aller Planeten meiner Heimat sollen nicht sehen und merken, daß eine Menge von Gelben dort landet und … Was tun sie eigentlich dort?«
Tahonka-No lachte freudlos und brummte: »Sie hinterlassen Schleimspuren, die einen Befehl ausstrahlen. Mehr weiß ich auch nicht. Und ich nehme ferner an, daß die dort schon gelandeten Wächter den Koloß voller aufgeschwemmter Gelber scharf bewachen werden, wenn dieses Wabenschiff einmal gelandet ist. Mehr kann ich mir nicht einmal in meiner kühnsten Phantasie vorstellen.«
Sandal nickte.
24.
Das riesige Bienenstockschiff war gelandet.
Der Bildschirm zeigte eine weite, unfruchtbare Ebene, auf der eine Reihe der Wabenröhren niedergegangen war. Nahe dem Horizont lag die vier Kilometer durchmessende Basis, auf der die Röhren durch den Weltraum transportiert worden waren, bevor sie scheinbar wahllos ausgeschleust und auf der Oberfläche abgesetzt worden waren.
»Es wird heiß, Freund«, stellte Sandal fest und lockerte das Stirnband aus weißem Leder. Dann ergriff er den Kompositbogen, preßte den Lederköcher, in dem sich die Ahnenrolle derer von Crater befand, mit beiden Händen zusammen. Er ließ den Bogen wieder los, holte einen der langen Pfeile aus dem Köcher und bog ihn durch. Er war nervös. Das lange Warten zerrte an seinen Nerven. Außerdem peinigte sie nicht nur die Hitze – auch die Schwerkraft war hier plötzlich viel höher als gewohnt.
Schließlich wurde es ihm zuviel. Er hängte sich die Köcher über die Schulter, prüfte den Sitz des Translators am Oberarm, ergriff den Bogen und schaute auf das Kombigerät an seinem Handgelenk.
»Wir warten schon seit drei Stunden darauf, daß etwas passiert«, sagte er. »Aber bei den anderen Zylindern rührt sich nichts. Wir haben nur in großer Entfernung Bewegungen gesehen, die von planeteneigenen Lebewesen herrühren dürften. Es wird heiß, meine Glieder werden schwer – und das Schreien des Ersten Dieners wird immer unerträglicher. Worauf sollten wir noch warten, Freund? Gehen wir!«
»Die Hitze stört mich nicht«, antwortete der Knöcherne. »Aber mein Körper wird mir zu schwer. Wir warten nicht länger.«
Er umklammerte entschlossen die lange, klobige Faustfeuerwaffe. Seine Augen wandten sich Sandal zu.
»Was werden wir vorfinden?« fragte er.
Ein Schrei der Kreatur im vorderen Teil des Zylinders ertönte. Der Gelbe hatte unmittelbar nach der Landung damit angefangen.
»Die Hölle«, sagte Sandal und ging an dem Freund vorbei zum Ausstieg. Der Energieverschluß hatte sich inzwischen geöffnet.
Sandal zuckte unwillkürlich vor dem heißen Lufthauch zurück, der ihm entgegen schlug.
Er trat vor Tahonka-No ins Freie. Hinter ihnen schrie der noch immer wachsende Erste Diener wie in höchster Not. Sandal versuchte, das schauerliche Geheul nicht zu hören.
Er ließ seine Blicke über die Ebene gleiten, die nun ausgedehnter und trostloser wirkte als auf dem Bildschirm. Der Boden war aufgewühlt und von
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