Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
sehen, daß es Tag war; das rote Licht der Sonne strahlte auf die riesigen, gebogenen Knochen eines großen Skeletts, das dreißig oder mehr Meter vom Grasrand entfernt im Sand steckte. Ein Schauer rann Sandal über den Rücken.
»Bei Crater!« sagte er und kaute eine Handvoll dreieckiger Nüsse. »Das wird ein heißer Tag für uns.«
15.
Die Baumgruppe, die aus etwa einem Dutzend Stämmen und fünfzig Büschen voller Früchten bestand, durchmaß etwa fünfzig Meter. Das Thoen turnte schnell einen Baumstamm hinauf und verschwand.
Sandal setzte sich und betrachtete traurig den unbrauchbaren Wasserbehälter. Er grub ein Loch und versteckte den Beutel, dann entfernte er einige Stacheln, die in der Ausrüstung steckengeblieben waren.
Der Knöcherne hob matt den rechten Arm und sagte deutlich: »Wir können keinesfalls durch den Wüstenstreifen, solange es hell ist!«
»Ganz klar. Auch meine Meinung, No!« stimmte Sandal zu.
Hier schienen sie sicher zu sein. Die Sonne schob sich höher und höher, und unter den Baumkronen wurde es heller. Eine rote Glut erfüllte die Luft. Der Knöcherne lag da und erholte sich, und Sandal betrachtete den Sand.
Er hatte gelernt zu warten.
Sand, sagte sich Sandal, war zerstörter, zermahlener Felsen. Jahrtausende und länger hatten Natur und Erosion eingewirkt und die Felsen zerschliffen. Im günstigsten Fall bedeutete es, daß unter bestimmten Sandflächen noch fester Felsgrund vorhanden war. Der Rest waren Sand und bleichende Knochen, wie die Warnung gesagt hatte.
»Wir haben Glück gehabt. Ein Viertel der Strecke ist geschafft.«
»Ja, wir haben sehr viel Glück gehabt«, sagte Tahonka-No.
Falls jemand auf diesem Planeten landete, beispielsweise einen Raumanzug besaß, dann konnte dieser Eindringling ohne Gefahr das Trommelfeuer der Stacheln durchqueren.
Und wenn er keine energetischen Anlagen in Betrieb setzte, würde man ihn bei einigem Glück nicht orten, zumal auch den Wächtern das Überfliegen dieses Ringes verboten war.
Dieses natürliche Feld pflanzlicher Minen war nicht mehr als eine deutliche Warnung. Die Gefahren würden sich steigern, je näher man dem Strand kam.
»Wir erholen uns am besten, wenn wir schlafen«, schlug Sandal vor. »Wir haben Zeit bis zum Anbruch der Nacht. Wir werden nicht gesehen, wenn wir den Sand bei Nacht durchqueren. Der sandige Streifen ist weniger breit als dieses Feld.«
»Du hast recht!« Der Knöcherne stand auf. Die Anstrengung des rasenden Laufes hatte ihn gezeichnet; er sah hagerer aus als sonst.
Sie breiteten die Hängematten aus, befestigten sie, banden auch das Reittier fest und schliefen ein.
Nach sieben Stunden wurden sie von einem gellenden Schrei geweckt. Sie reagierten mit verblüffender Schnelligkeit und völlig richtig.
»Auf! Gefahr!«
Sandal und Tahonka-No ließen sich nach links und rechts aus den Matten fallen, hielten ihre Waffen bereits in den Händen, als sie nach beiden Seiten auseinanderrannten und am Rand des Blätterdomes stehenblieben.
Das Reittier hatte den Strick gelöst, war zwischen den Zweigen hervorgegangen und hatte sich grasend bis in die Nähe einer Kakteenwurzel bewegt.
Die Kaktee hatte sich aufgerichtet und rund ein Drittel aller Stacheln in das Tier geschossen.
Das Lycamber ging durch und sprang buckelnd in die Höhe. Es schrie laut, löste drei weitere Kakteenfallen aus und raste dann, von Schmerzen gepeinigt, geradeaus in den Sand hinein.
Das Tier kam genau fünfzig Meter weit, dann versank es im Sand. Ein langsamer Strudel bildete sich, das Blut quoll aus den zahlreichen kleinen Wunden, und der kreiselnde Sand verschlang das Tier zentimeterweise.
Einige Zeit wehrte es sich noch, mit weit aufgerissenem Rachen und vorquellenden Augen, dann versank es.
Der Mahlsand schloß sich, nur noch einige Stöße erreichten die Oberfläche und bewegten sie.
»Wenn ich vergessen hätte, unsere Ausrüstung vom Sattel zu nehmen …«, flüsterte Sandal und trocknete sich die schweißnasse Stirn ab. Er fühlte sich unglaublich elend.
Langsam ging er zurück zum Stamm des Baumes. Tahonka-No näherte sich von der anderen Seite.
»Wir sind ohne Reittiere!« stellte der Knöcherne fest. »Fußgänger wie am Anfang!«
Sandal nickte bedauernd.
»Viel haben wir nicht zu tragen, aber ich habe mich schon gefragt, wie das Tier durch den Sand gekommen wäre. Jedes Ding hat eine unangenehme und eine positive Seite – das ist die positive.«
Der Knöcherne sicherte seine Waffe, steckte sie zurück und
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