Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
halbrunden Bildschirm waren wieder die Sterne des Alls zu sehen. Von dem mächtigen, kristallinen Gebilde des Schwarms war nichts zu entdecken.
Die Teilungsflotte war an ihrem Ziel angelangt.
Es war für die Sextadim-Physiker nicht sonderlich schwer gewesen, den Bildschirm innerhalb der Sechskantröhre zu manipulieren. Sie hatten herausgefunden, wie man den Aufnahmewinkel veränderte, die Bildschärfe regulierte und stark vergrößerte Bildausschnitte bekam.
Darüber hinaus ließen sie die Finger von den Geräten, um nicht etwa einen Alarm auszulösen oder sonstige Gefahren heraufzubeschwören.
Nach dem Rücksturz der Flotte in den Normalraum befand sie sich am Rande eines relativ großen Sonnensystems. Alpha und Beta erkannten auf dem Bildschirm fünf Planeten, die vor der Sonne standen. Aber das besagte nicht, daß es nicht auch noch mehr Planeten geben konnte, die sich auf ihrer Kreisbahn hinter der Sonne befanden.
Mit ihren in den Kampfanzügen eingebauten Geräten war es ihnen möglich, eine einfache Spektralanalyse vorzunehmen. So fanden sie heraus, daß zwei Planeten – von ihnen aus gesehen der dritte und der vierte – noch innerhalb der Ökosphäre lagen. Die günstigste Entfernung besaß allerdings der dritte Planet, so daß sie überzeugt davon waren, daß er als Ziel auserkoren worden war.
Die Wabenschiffe und ein Teil der Wachflotte verringerten ihre Geschwindigkeit. Das merkten die Zwillingsbrüder daran, daß sich die Spektrallinien der Sonne von Blau weg verschoben. Bekanntlich empfing man bei Annäherung an eine Lichtquelle pro Sekunde mehr Schwingungen, als wenn man sich von ihr entfernte. Mehr Schwingungen bedeuteten blaueres Licht. Da die ursprünglich bläulich leuchtende Sonne ihre Farbe nach Gelb hin veränderte, stand es für die Zwillingsbrüder fest, daß sie sich ihr mit fallender Geschwindigkeit näherten.
Sie stellten aber fest, daß etwa dreitausend Schiffe sich vom Pulk trennten. Darunter befanden sich achtzig der gefürchteten Pilzraumschiffe, wie sie Schwarminstallateure für die Sekundäranpassung der ausgewählten Geburtswelten verwendeten.
Die konventionellen Pilzraumschiffe waren fünftausend Meter lang, der halbrund gewölbte Pilzhut durchmaß an seiner unteren Achse siebentausend Meter. Der metallene, ausgebauchte Pilzstamm war an seinem kreisrunden, abgeflachten Ende immerhin auch noch zweitausend Meter dick. Auf dieser Fläche landete das Pilzraumschiff. Die Antriebsdüsen waren jedoch nicht in dieser Landeplattform untergebracht, sondern auf der Unterseite des Pilzhutes, rund um den säulenartigen, gewölbten Sockel. Die Pilzraumschiffe flogen mit der siebentausend Meter durchmessenden, halbrunden Kappe nach vorne.
Als Alpha die Bildschirmvergrößerung einschaltete und eines der ausschwärmenden Pilzraumschiffe auf die Bildfläche bannte, erkannten die Zwillingsbrüder überrascht, daß sie es hier mit einem modifizierten Typ zu tun hatten. Diese Schiffe besaßen keine halbrunden Pilzdächer, sondern kegelförmige Spitzdächer und waren dadurch um gut tausend Meter länger.
Atlan hatte bei einem Erkundungsflug im Opus-Nurmo-System solche modifizierten Flugkörper zum erstenmal gesehen. Diese Spitzdach-Pilzraumschiffe hatten damals keine Sekundäranpassung bewirkt, vielmehr hatten sie in einer einzigen Transition das gesamte Sonnensystem um 532 Lichtjahre verschoben.
»Glaubst du, daß die Schwarminstallateure auch mit diesem Sonnensystem eine Transition vorhaben?« fragte Alpha seinen Bruder.
Beta hob die Schultern, was wegen des schweren Druckanzuges nicht zu erkennen war. »Kann sein. Andererseits wäre es auch möglich, daß diesmal die Spitzdachschiffe für die Sekundäranpassung verwendet werden. Wir wissen jetzt, daß nicht alle Schwarmvölker die gleichen Methoden des Raumflugs anwenden. Ähnlich könnte es auch auf anderen Gebieten sein.«
Die dreitausend Raumschiffe verschwanden im Linearraum, während die übrige Flotte nun mit etwas mehr als halber Lichtgeschwindigkeit in das Sonnensystem einflog. Der äußerste Planet wurde in einer Entfernung von zwei Millionen Kilometern passiert.
Plötzlich empfing Blazon Alpha Funknachrichten. Die ganze Sendung dauerte höchstens zehn Sekunden, doch Alpha genügte diese Zeitspanne, um den Standort des Senders zu orten. Die Funknachrichten wurden von ihrem Wabenraumschiff abgegeben.
»Es hört sich an wie Vogelgezwitscher«, stellte Beta fest, der die Impulse ebenfalls empfangen hatte.
»Ob man das
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