Silberband 060 - Die Cynos
außerdem schon lange nicht mehr auf der Erde gewesen.«
»Der Aufenthalt dort wird kein reines Vergnügen werden. Wir kommen nicht als Touristen«, sagte Waringer.
»Das ist mir klar. Dennoch bin ich froh.«
»Haben Sie eine Spezialausbildung für militärische Auseinandersetzungen erhalten?« fragte Waringer.
»Selbstverständlich. Ich bin als Pilot und Schütze für kleine Flugeinheiten und für Bodenkampfgeräte ausgebildet worden.«
Waringer lächelte. »Derartige Spezialisten werden wir hoffentlich nicht benötigen.«
»Vermutlich werden wir überhaupt nicht kämpfen müssen«, sagte Hung-Chuin. Er blickte zur JOHN MARSHALL hinüber. Die Hülle des zweieinhalb Kilometer durchmessenden Raumriesen der GALAXIS-Klasse funkelte im Licht der zahlreichen Sonnen, die sich bogenförmig von Horizont zu Horizont über den Himmel spannten.
Das Schiff hatte eine Besatzung von einer Sollstärke von 5.000 Mann. Diese Anzahl von Personen war auf der Hundertsonnenwelt leicht aufzutreiben gewesen. Genügend Männer und Frauen brannten darauf, an einem ersten Testflug in die Galaxis teilzunehmen, um selbst mitzuerleben, ob die langwierigen Arbeiten am GrIko-Netz wirklich erfolgreich gewesen waren.
Waringer hatte entschieden, daß die neue Besatzung der JOHN MARSHALL nicht nur von hervorragenden wissenschaftlicher Qualifikation sein, sondern darüber hinaus auch aus bestens geschulten Soldaten und Raumfahrern bestehen sollte. Zum Chef des wissenschaftlichen Teams an Bord hatte er Mart Hung-Chuin ernannt. Der Koreaner hatte darauf bestanden, das Netz an sich selbst zu erproben.
Kommandant des Ultraschlachtschiffes war Oberst Tamika, der sich für Flüge dieser Art schon bestens qualifiziert hatte. Jetzt bewegten sich Schlangen von Menschen aus drei Richtungen auf das Raumschiff zu. Die meisten von ihnen führten Ausrüstungsgüter mit sich.
Einige von ihnen lenkten Transportgleiter, die mit roten Blinklichtern ausgestattet waren. Diese Fahrzeuge hatten absoluten Vorrang vor allen anderen. Auf ihnen wurden die GrIko-Netze in das Schiff gebracht. Versorgungsfahrzeuge unterschiedlichster Art und Bauweise fuhren umfangreiches Ausstattungsmaterial in den Kugelraumer. Eine ununterbrochene Kette von Lastenschwebern flog die höher gelegenen Schleusen an. Matten-Willys unterstützten die Transporte nach Kräften. Zahlreiche Posbis hatten Spezialaufgaben übernommen und erfüllten sie mit absoluter Zuverlässigkeit.
Hung-Chuin reichte seinem Chefassistenten die Hand. »Wir sehen uns nach dem Start in der Kommandozentrale, Aron«, sagte er.
Die JOHN MARSHALL startete sieben Stunden später um 22.20 Uhr am 4. September 3442 Erdzeit.
Das Ultraschlachtschiff hob vom Raumhafen ab, als sei es schwerelos, beschleunigte dann immer mehr, durchbrach die Lufthülle und raste in den freien Raum hinaus. Die meisten Männer und Frauen der Besatzung beobachteten auf ihren Bildschirmen, wie die Kunstsonnen zurückfielen, die den Planeten der Posbis ringförmig umgaben. Der Flug ins Ungewisse begann.
289.412 Lichtjahre trennten die Hundertsonnenwelt der Posbis von der Erde.
Das Raumschiff beschleunigte mit Höchstwerten. Man wollte keine Sekunde Zeit verschenken. Als Oberst Tamika die erste Linearetappe einleitete, erschienen die führenden Wissenschaftler der Expedition in der Zentrale.
Tamika kam Waringer und Hung-Chuin entgegen. »Wir werden in zehn Linearetappen bis an den Rand der Galaxis vorstoßen«, erklärte er. »Bis dahin sollte alles geklärt sein.«
»Am Rand der Galaxis, also nach der zehnten Linearetappe, wird die veränderte Gravitationskonstante akut«, sagte Hung-Chuin. »Das elfte Linearmanöver führt in den gefährlichen Bereich der Außengalaxis hinein. Bis zur Erde sind es dann noch etwa 45.000 Lichtjahre.«
»Wir sollten alle Waffen mit tödlicher Wirkung in einem Sektor des Schiffes zusammenbringen und verschließen«, empfahl Waringer. »Roboter sollten sie absichern und bewachen.«
»Handfeuerwaffen und Geräte, die man notfalls als Waffen gebrauchen könnte, gibt es überall im Schiff«, entgegnete der Kommandant. »Wir werden Tage benötigen, bis wir sie alle eingesammelt und unter Verschluß gebracht haben.«
»Die Zeit müssen wir uns nehmen«, sagte Waringer. »Ich möchte nicht erleben, daß Verdummte mit Mikronuklearsprengsätzen herumspielen. Die Feuerleitzentrale ist ebenfalls hermetisch abzuriegeln und äußerstenfalls durch spezialprogrammierte Roboter zu besetzen. Wir treffen alle nur erdenklichen
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