Silberband 060 - Die Cynos
nebelartiges, silbrig glänzendes Feld im Empfangsteil des Transmitters. Es raste einige Male um einige Zentimeter hin und her, ohne eine deutlich erkennbare Form zu gewinnen. Dann brannte ein Computer durch. Zunächst stiegen Rauchwolken aus ihm auf, dann unterbrachen mehrere krachende Kurzschlüsse die Stille. Das nebelartige Feld verschwand im Nichts. Ein roter Blitz schlug aus dem Transmitter und zerfetzte einen Verstärker. Vor dem Empfangsteil des Materiesenders rieselte rötlich grauer Staub zu Boden.
Professor Aronus Belcant war blaß geworden. Seine Hände zitterten. Deutlicher hätte seine Niederlage nicht ausfallen können. Hung-Chuin bemerkte den dunkelhaarigen Assistenten neben sich. Er wandte sich ihm zu.
»Was gibt es, Sira?«
»Wir haben es geschafft«, antwortete der junge Mann. »Die Fabrikationsstraße liefert jetzt einwandfreie GrIko-Netze.«
»Wunderbar. Und wie sieht es mit dem Gravoenergiespeicher aus?«
»Bis jetzt hat es keinen Zwischenfall gegeben. Wir sind davon überzeugt, daß die Lösung von Professor Hung-Chuin richtig ist.«
Aronus Belcant hatte die Nachricht gehört. Er reichte Hung-Chuin die Hand. Seine Stimme klang matt, als er sagte: »Ich gratuliere dir, Mart.«
Hung-Chuin schlug Belcant mit der Hand gegen den Oberarm.
»Du hast deinen Anteil an diesem Erfolg, Aron. Das wollen wir nicht vergessen. Wenn wir jetzt auch noch den Impulsdichteverteiler schaffen, dann können wir zufrieden sein.«
»Du wirst das schon machen, Mart«, entgegnete Belcant. Er ging an seinem Chef vorbei und verließ das Labor.
»Um ehrlich zu sein«, sagte Hung-Chuin verärgert. »Manchmal könnte ich ihm kräftig ins Hinterteil treten.«
»Dafür müßten Sie aber auf einen Stuhl steigen, verehrter Kollege«, bemerkte Waringer und blickte auf den Koreaner hinab.
In den Laboratorien der Hundertsonnenwelt herrschte eine geradezu euphorische Stimmung. Die Nachricht, daß es gelungen war, das GrIko-Netz bis zur Produktionsreife fortzuentwickeln und ein entsprechendes Herstellungsverfahren zu finden, hatte sich außerordentlich schnell über den ganzen Planeten verbreitet. Jetzt zweifelte niemand mehr daran, daß Waringer in kurzer Zeit eine umfangreiche Testmannschaft mit dem Netz ausrüsten konnte. Die Abschlußversuche liefen noch am gleichen Tag an.
Aronus Belcant zog sich demonstrativ in sein Appartement zurück. Oberst Tamika war überrascht, als er den Wissenschaftler hier vorfand. Der Hyperdimregulator und Biologe hatte es sich auf einer Antigravliege bequem gemacht.
»Was ist in Sie gefahren, Professor?« fragte der Kommandant der JOHN MARSHALL. »Die Hundertsonnenwelt feiert Waringer, Hung-Chuin und Sie – aber Sie ziehen sich zurück und sehen eine Klamotte, die schon vor fünfzig Jahren als zu albern und idiotisch abgelehnt wurde.«
Er deutete auf den Bildschirm eines Fernsehgerätes, das von dem Ultraschlachtschiff mit einem Unterhaltungsprogramm beschickt wurde.
Belcant erhob sich und schaltete das Gerät aus. »Sie können einem aber auch jeden Spaß verderben«, sagte er ungehalten. »Was gibt es?«
»Ich verstehe Sie nicht. Warum schließen Sie sich jetzt aus? Sie waren doch erheblich an den Forschungsarbeiten beteiligt.«
Belcant mixte zwei Cocktails. Er reichte dem Kommandanten ein Glas und prostete ihm zu.
»Was wollen Sie noch wissen?« fragte der Wissenschaftler.
»Warum spielen Sie jetzt plötzlich den Beleidigten? Nur weil Ihre Party geplatzt ist?«
Aronus Belcant lächelte.
»Das haben Sie hübsch gesagt, Commander, aber Sie irren sich. Ich habe keine Lust, jetzt schon zu feiern. Mein Experiment ist gescheitert, und ich fürchte, ich werde jetzt keine Gelegenheit mehr haben, in der von mir eingeschlagenen Richtung weiterzuforschen. Darüber muß ich erst einmal hinwegkommen.«
»Wenn Sie Erfolg gehabt hätten, dann hätten Sie so etwas wie einen Multiplikator fabriziert. Ist das richtig?«
»Vollkommen.« Belcant machte jetzt einen lebhaften Eindruck. Das Gespräch wandte sich wissenschaftlichen Fragen zu. Das weckte den Chefassistenten aus seiner Lethargie auf. Oberst Tamika verstand ihn jetzt ein wenig besser als vorher. Belcant war ein Mensch, der sich ausschließlich für wissenschaftliche Probleme interessierte – und für gesellschaftliche Ereignisse, bei denen er im Mittelpunkt des Geschehens stand.
»Wenn es so ist, Professor, warum funktioniert Ihr Gerät dann nicht?«
»Da bin ich überfragt«, entgegnete Belcant. »Vielleicht liegt es am
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