Silberband 060 - Die Cynos
der Aufforderung schon Folge leisten, als er zu einem der Laderäume kam. Alle Schotte waren offen. Lacoons waren davor postiert. Andere Schlangenköpfe, mit Hitze- und Schwundstrahlern bewaffnet, durchsuchten in Gruppen zu dreien die bis obenhin mit Ladegut vollgestopfte riesige Halle.
Für Rouk stand es fest, daß die Lacoons nach Besatzungsmitgliedern suchten, die offensichtlich nicht mehr in die oberen Decks flüchten konnten und hier Zuflucht gesucht hatten. Das war ein Grund für den Ezialisten, der Aufforderung, sofort die Kommandozentrale aufzusuchen, nicht nachzukommen.
Nachdem die Versammlung in der Offiziersmesse aufgelöst worden war, hatten sich auch Irmina Kotschistowa und Ribald Corello in die Kommandozentrale begeben. Hier wurden sie über alle Geschehnisse auf dem laufenden gehalten und konnten im Bedarfsfall die Rettungskommandos besser einsetzen.
Um die Meldungen über die ständig wachsende Schwarmflotte in der Nähe des Praspa-Systems kümmerten sie sich nicht. Dafür waren andere zuständig.
Irmina hörte hinter sich Oberst Korom-Khan sagen: »Mir gefällt diese Ruhe nicht. Warum sind die Lacoons so zurückhaltend? Warum unternehmen sie keine Ausbruchsversuche? Das paßt doch nicht zu ihrer Kriegermentalität.«
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, entgegnete Rhodan nervös. »Seien wir froh, daß uns die Lacoons solchen Spielraum lassen. So können wir unsere Vorbereitungen treffen und nach den Verschollenen suchen.«
Er machte eine Pause und fragte dann unvermittelt: »Wie sieht es beim Rettungskommando aus, Irmina?«
Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Aber sie faßte sich schnell und sagte: »Galzhasta Rouk hat auf dem Weg nach oben einen Laderaum entdeckt, in dem sich aller Wahrscheinlichkeit nach Eingeschlossene befinden.«
Sie erwähnte nicht, daß die Lacoons die eingeschlossenen Terraner ebenfalls entdeckt hatten und nun eine großangelegte Suchaktion starteten. Warum sollte sie Rhodan auch damit belasten? Er hatte ohnehin genug Sorgen.
Sie scheuchte diese Gedanken fort und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Da sie in den letzten Minuten abgelenkt worden war, mußte sie sich bei Ribald Corello über den Stand der Dinge erkundigen.
Der Supermutant mit dem Körper eines Kleinkindes und dem überdimensionalen Kopf stand mit Galzhasta Rouk über die Sprechanlage seines Trageroboters in Verbindung.
»Hat Rouk schon eine Spur der Eingeschlossenen gefunden?« erkundigte sie sich.
Corello schüttelte kaum merklich den Kopf, der fast zur Gänze unter der SERT-Haube des Trageroboters verschwand. Nur sein kleines Gesicht und die großen, runden Augen blickten darunter hervor. Seine zierlichen Hände lagen auf den Armaturen der Armstützen.
»Rouk kann sich den Eingeschlossenen nicht zu erkennen geben«, erläuterte er. »Er muß den Deflektor eingeschaltet lassen, weil ihn sonst die Lacoons entdecken würden. Er hat keine andere Wahl, als zu warten, daß er einen der Eingeschlossenen durch Zufall findet. Sie haben sich anscheinend gut versteckt.«
Irmina biß sich auf die Lippen. Das Warten machte sie nervös.
Plötzlich zuckte sie zusammen. Aus dem Lautsprecher von Corellos Funksprechgerät erklang ein Schrei, der von weit her zu kommen schien. Dann war ein Fluchen, ein Keuchen vermischt mit anderen undefinierbaren Geräuschen zu hören. Der Kampfruf der Lacoons ertönte, brach jedoch abrupt ab.
Gleich darauf meldete sich Rouk, schweratmend und erregt.
»Die Schlangenköpfe haben einen der Männer in seinem Versteck aufgestöbert. Ich kam gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihn töten konnten. Er war bereits hypnotisiert. Jetzt befindet er sich bei mir innerhalb des Deflektorfeldes. Aber das ist kein Zustand auf Dauer. Wir sind in unserer Bewegungsfreiheit zu stark eingeschränkt.«
»Kann der Mann sagen, wie viele es sind, die Zuflucht in dem Lagerraum gesucht haben?« fragte Corello.
»Er soll es Ihnen selbst sagen.«
Zuerst war eine Reihe von Geräuschen zu hören, dann meldete sich eine fremde Stimme.
»Hier spricht Sergeant Müller. Mit mir halten sich sechzehn Mann in diesem Lagerraum auf. Als wir den Lagerraum beim Aufheulen der Alarmsirene verlassen wollten, wimmelte es auf allen Korridoren von Schlangenköpfen. Wir waren unbewaffnet und konnten uns auch nicht mit der Hauptzentrale in Verbindung setzen, weil alle Leitungen zerstört sind. Jetzt durchsuchen die Lacoons den Laderaum systematisch, und es ist keine Frage, daß sie uns früher oder später
Weitere Kostenlose Bücher