Silberband 060 - Die Cynos
finden werden.«
»Halten Sie noch eine Viertelstunde aus«, sagte Corello. »Wir werden Sie befreien. Suchen Sie alle Leute zusammen und begeben Sie sich gemeinsam an einen Platz, wo Sie einstweilen vor den Lacoons sicher sind. Sie, Rouk, schalten einen der Minisender ein, damit wir Sie finden können.«
»In Ordnung«, ertönte wieder Rouks Stimme aus dem Lautsprecher. Dann fügte er hinzu: »Wenn Sie hier gewaltsam eindringen, dann setzen Sie keine Sprengkörper ein. Hier sind überall wertvolle Geräte gelagert, und es wäre ein großer Verlust für die MARCO POLO, wenn Sie sie zerstörten.«
»Ich werde meinen Aggressionstrieb im Zaume halten«, gab Corello zurück. Der Spott in seiner schrillen Stimme war unverkennbar. »Bleiben Sie mit mir in Verbindung.«
Er wandte seine großen Augen Irmina zu. »Sind Sie bereit, mit mir allein in die Höhle des Löwen zu gehen?«
»Wir werden es schon schaffen«, sagte sie zuversichtlich.
Die beiden Greifarme hingen an der Seite des Trageroboters herunter, während die beiden Waffenarme schußbereit nach vorn gerichtet waren. So flog er in dem energielosen Antigravschacht in die Tiefe.
Corello saß konzentriert in der körpergerechten Schale aus weichem, anpassungsfähigem Schaumstoff. Er war darauf vorbereitet, die Waffen seines Roboters oder seine parapsychischen Fähigkeiten einzusetzen. Außer einigen Phiolen mit einem schnell wirkenden Nervengift, das jedoch keine schädlichen Rückstände hinterließ, hatte er keine zusätzliche Ausrüstung mitgenommen.
In Höhe des von Rouk beschriebenen Laderaumes flog er mit seinem Tragerobot aus dem Antigravschacht hinaus und glitt auf den Prallfeldern den Hauptkorridor entlang.
Irmina Kotschistowa trug einen Kampfanzug und folgte ihm im Schutz ihres Deflektorfeldes. Sie hatte ebenfalls nur eine Waffe an sich genommen, einen Paralysator, und verließ sich im übrigen auf ihre Fähigkeit der Metabio-Gruppierung. Sie konnte damit organische Zellen umgruppieren, das hieß, sie zerstören, sie mutieren lassen, sie zur Metamorphose reizen.
Sie hoffte innerlich, daß sie diese furchtbare Waffe nicht einsetzen mußte.
Ribald Corello sprach leise in sein Sprechfunkgerät. Irmina konnte ihn in ihrem Helmempfänger hören. »Rouk, wie sieht die Situation bei Ihnen im Laderaum aus?« Es erfolgte keine Antwort.
Corello glitt mit seinem Trageroboter schnell den Korridor hinunter, die großen Augen geradeaus gerichtet, eingehüllt in einen energetischen Schutzschirm, den er jederzeit kraft seines Geistes tausendfach verstärken konnte. Aber es schien, als würde das nicht nötig sein. Denn der breite Hauptkorridor lag wie ausgestorben vor ihnen. Nirgends war ein Lacoon zu sehen.
»Das gefällt mir nicht, Ribald«, raunte Irmina in ihr Helmsprechgerät.
»Mir gefällt es auch nicht«, gestand der Supermutant. »Es hat fast den Anschein, als wären uns die Lacoons aus dem Weg gegangen. Rouk!« Wieder wurde nicht geantwortet.
Corello und Irmina waren nur noch zweihundert Meter von ihrem Ziel entfernt.
»Warum nur reagiert Rouk nicht auf Ihre Anrufe?« grübelte Irmina. »Wenn er und die sechzehn Mann von den Lacoons entdeckt worden wären, hätte er zumindest Zeit gehabt, uns davon zu informieren.«
»Corello!« Das war Galzhasta Rouk.
»Endlich«, seufzte Corello erleichtert. »Warum haben Sie sich nicht gemeldet?«
»Ich hielt es für besser, den Sprechfunkkontakt für einige Zeit zu unterbrechen«, antwortete Rouk mit seltsam veränderter Stimme. »Die Lacoons haben ganz unvermittelt die Suche nach uns abgebrochen und sich zurückgezogen. Ich vermute, daß dahinter bestimmt eine Teufelei steckte. Deshalb wollte ich abwarten.«
»Seien Sie sicher, daß die Lacoons irgend etwas im Schilde führen«, sagte Corello überzeugt. Er kicherte. »Aber keine Sorge, wir sind darauf vorbereitet.«
Er schaltete die Verbindung zu Rouk ab und sendete auf jener Frequenz, auf die Irminas Helmfunkgerät abgestimmt war. Er sagte: »Die Lacoons werden sich tatsächlich wundern, wenn sie merken, daß wir ihre Absichten durchschaut haben. Können Sie sich vorstellen, welcher Art die Falle ist, die man uns gestellt hat?«
Irmina runzelte die Stirn. »Ich denke schon«, sagte sie unbehaglich. »Es … ist schrecklich.«
»Wir werden ihnen schon entkommen, Irmina«, sagte er beruhigend. »Sie dürfen nur nicht zögern, Ihre Fähigkeit im entscheidenden Moment einzusetzen.«
Sie hoffte immer noch, daß sie gerade das nicht tun mußte. Aber wie
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