Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
amüsieren.
»Dann schicken Sie mir zwei Männer, die eine Verhaftung vornehmen können.«
Winterhausen rieb sich sein breites Kinn. »Wen wollen Sie denn verhaften lassen?«
»Einen Mann! Er heißt Schmitt.«
»Sind Sie sicher?«
»Sergeant!« schrie Calmano. »Schicken Sie zwei Männer! Das ist ein Befehl. Ich werde diese Entscheidung gegenüber Major Subate verantworten. Er ist mein zuständiger Deckoffizier und wird volles Verständnis zeigen, wenn ich ihm erkläre, was sich hier zugetragen hat. Es geht nicht an, daß sich Besatzungsmitglieder über Offiziere lustig machen.«
Winterhausen hatte sich unwillkürlich geduckt. »Ich komme selbst«, sagte er. »Wenn die Sache so wichtig ist.«
Der Verpflegungsoffizier nickte grimmig und schaltete ab. Als er wieder die Messe betrat, sah ihn der kleine Mann mit einem erwartungsvollen Lächeln an.
»Sie warten hier!« herrschte Calmano ihn an. »Ein Sergeant wird kommen und Sie verhaften.«
»Oh!« machte Schmitt. »Das wird nicht möglich sein.«
»Warum sollte es nicht möglich sein? Sie sind entweder betrunken oder verrückt. Auf jeden Fall haben Sie sich gegenüber einem Offizier schlecht betragen. Da Sie selbst sagten, daß Sie keinen Rang haben, bin ich Ihr Vorgesetzter.«
»Aber Sie können mich nicht verhaften lassen.«
»Und warum nicht?«
Die kleinen Fältchen um die Augen des Mannes zogen sich zusammen. Sehr höflich sagte er: »Weil ich es nicht möchte.«
Calmano preßte die Hände so fest zusammen, daß es weh tat. Aber er sagte nichts. Er entschloß sich, zu allen weiteren Bemerkungen Schmitts zu schweigen. Er würde sich diesem Kerl gegenüber keine weiteren Blößen mehr geben.
Zwei Minuten später erschien Sergeant Carl Winterhausen, ein braunhäutiger Riese, dessen Uniform über Muskelpaketen spannte. Das Gesicht des Sergeanten sah wie gegerbtes Leder aus.
Mit einem Zeigefinger, der dicker als Calmanos Daumen war, deutete Winterhausen auf den ruhig wartenden Schmitt. »Ist er das?«
»Ja«, sagte Calmano erleichtert.
»Ich muß Sie auf Antrag dieses Offiziers verhaften«, sagte Winterhausen mit seiner grollenden Stimme. »Nennen Sie mir Ihren Namen und Ihren Rang.«
Calmano stöhnte.
»Mein Name ist Schmitt«, sagte Schmitt. »Und ich habe keinen Rang.«
»Das macht nichts«, meinte Winterhausen, der in seiner Denkweise wesentlich unkomplizierter war als Calmano. »Ich verhafte Sie trotzdem.«
»Das wird nicht möglich sein«, sagte der Fremde. »Ich möchte mich nämlich nicht verhaften lassen. Ich bin hierher gekommen, um mich für die Mahlzeiten anzumelden. Das ist mir bisher nicht gelungen. Sobald ich es jedoch erledigt habe, werde ich mich in die Zentrale begeben, um Perry Rhodan zu begrüßen.«
»Sehen Sie jetzt, was mit ihm los ist!« entfuhr es Calmano. »Er ist ein Verrückter. Völlig verrückt ist er. Schaffen Sie ihn endlich hinaus.«
»Schon gut«, sagte Winterhausen geduldig. »Es wundert mich nicht, daß die Besatzungsmitglieder anfangen, die Nerven zu verlieren. Was wir in den letzten Wochen erlebt haben, übersteigt das Durchhaltevermögen vieler Menschen.«
Er legte dem kleinen Mann eine seiner Hände auf die Schultern und sagte: »Kommen Sie jetzt!«
»Nein!« Schmitt blieb hartnäckig. »Ich kann Sie nicht begleiten.«
Winterhausen packte ihn am Rückenteil seiner Jacke und hob ihn mit einer Hand hoch. »Genug jetzt!« rief er. »Sie kommen mit.«
Dann ging alles so schnell, daß Captain Calmano keine Möglichkeit hatte, irgendeine Bewegung zu erkennen. Auch später, als er den Vorgang vor seinem geistigen Auge rekonstruierte, konnte er sich nicht erinnern, wie Schmitt den riesigen Winterhausen zu Boden geschickt hatte.
Und doch geschah es!
Der kleine Fremde stand plötzlich wieder auf den Beinen, während Winterhausen mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden krachte und mit aufgerissenen Augen zu seinem Bezwinger emporblickte.
»Und jetzt«, sagte Schmitt freundlich zu Calmano, »tragen Sie mich bitte in die Verpflegungsliste ein. Wie ich bereits sagte, ist mein Name Schmitt.«
Calmano wich vor ihm zurück. »Ja, ja«, sagte er hastig. »Ich werde die Eintragung sofort vornehmen.«
Er zog sich in seine Kombüse zurück und sank vor dem Interkomanschluß auf seinen Stuhl. Diesmal zitterten seine Hände noch stärker. Er wußte, daß er irgend etwas tun mußte, aber er wußte nicht, wen er alarmieren sollte. Würde ihm überhaupt jemand glauben?
Inzwischen richtete Sergeant Winterhausen sich auf.
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