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Silberband 062 - Götzendämmerung

Titel: Silberband 062 - Götzendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Willkommen! Willkommen!« schrie der Götze laut. »Ich habe lange auf dich gewartet, Herr! Lasse dich einladen! Lasse dich bewirten! Rufe alle deine Freunde, Gott des Waldes und der Schönheit!«
    Er war zweifelsohne wahnsinnig. Sein Wahnsinn äußerte sich dergestalt, daß er Sandal mit einem Gott verwechselte, mit einem ›Pan‹ der Natur Yatnokans. Sandal ließ die Bogensehne langsam nach vorn rutschen, behielt aber den Pfeil in der linken Faust.
    Der Götze warf sich vor ihm in den Kies und rief: »Ich habe gewartet! Ein prächtiges Zelt ist bereit! Ich habe für dich die Musik geschrieben, das Instrument gebaut, die Willkommensmelodie gespielt! Bring deine Gespielen mit dir!«
    Tahonka-No trat aus der Deckung, schräg hinter ihm, durch seinen Körper geschützt, kam Chelifer näher. Tahonkas Waffe zielte auf den Kopf des Gottes. Der Knöcherne schwieg und sah sich ständig wachsam um. Er witterte eine Falle. Chelifers Gesicht trug den Ausdruck allerhöchster Verblüffung.
    Der Götze rief, am Boden kauernd und seine Arme nach Sandal ausgestreckt. »Ich höre, was die Vögel und die Tiere sagen und mir erzählen. Ich weiß alles, was zwischen den Meeren vorgeht. Und ich weiß, daß ihr gekommen seid, um meine Gastfreundschaft zu genießen. Auch die anderen vier deiner Gefährten haben den Klang der Melodie gehört und kommen hierher. Seid willkommen!«
    »Ich danke dir!« sagte Sandal und versuchte sich von seinem Erstaunen zu erholen. »Wir werden deine Gastfreundschaft annehmen.«
    Tahonka begriff. »Ich gehe ihnen entgegen. Hier droht uns keine Gefahr. Aber die Möglichkeit, ihn unbewußt zu beleidigen ist groß – nichts Unüberlegtes, Freund Sandal!«
    Sandal nickte und erwiderte leise und schnell: »Bring sie hierher. Sie sollen nichts zerstören. Vielleicht kann Lloyd herausfinden, was diesen Götzen krank gemacht hat; stellvertretend für alle anderen. Ich versuche, ihn zu beruhigen.«
    Tahonka schob Chelifer näher an Sandal heran, drehte sich um und verschwand zwischen den fast mannshohen Büschen. Als das Geräusch der zurückschlagenden Zweige aufhörte, hätte selbst Sandal nicht mehr sagen können, in welche Richtung sich der Freund entfernt hatte. Sandal machte eine schwungvolle Geste mit dem rechten Arm.
    »Steh auf, Freund. Danke für die Melodie!« sagte er.
    »Euch zu Ehren! Komm in das Zelt, das ich bewohne. Es ist so prächtig, wie es meine bescheidenen Mittel zulassen. Dort gibt es Saft aus Früchten, Braten und Schinken, viele Früchte und Leckereien.«
    Er drehte sich um und ging, sich immer wieder verneigend, rückwärts. Seine ›Hände‹ bedeuteten Chelifer und Sandal, ihm zu folgen.
    »Was hast du vor?« flüsterte Chelifer fragend. Sie ging neben Sandal und behielt die Hand auf dem Kolben der entsicherten Waffe.
    »Erst einmal warten. Höflich und zurückhaltend sein. Fellmer Lloyd soll entscheiden.«
    »Ob sie wirklich auf uns warten, die andere Gruppe?«
    Sandal hob den Kopf und sagte leise: »Der Götze hat es gesagt! Wenn er wirklich die Verständigungsmöglichkeiten kleiner Tiere kennt …?«
    Laut fragte Sandal: »Wie heißt du, Freund?«
    »Y'Xanthair, Herrscher der Waldes. Dein Name ist ›Vetter Yamons‹?«
    Sandal nickte nur. Er kannte weder diesen Begriff noch denjenigen, der ihn verkörperte.
    »Und deine sechs göttlichen Freunde? Werden sie meiner Einladung folgen?«
    »Ich zweifle nicht daran!« sagte Sandal und lächelte.
    Der Götze vor ihm schien einer jener Abkömmlinge des Insektenvolkes zu sein, deren Gestalt ziemlich ›humanoid‹ war. Die Beine mit den scharf abgesetzten Gelenken krümmten sich nach hinten, die Füße waren länger als menschliche Füße und steckten in grünen Stiefeln. Der Körper mit der scharf eingeschnittenen Wespentaille erschien in der Proportion ausgewogen, und die Arme waren in halbrunden Schultergelenken drehbar. Ihre Finger waren lang und sahen wie schwarze, polierte Knochen aus, mit dreckigen Nägeln. Der Kopf allerdings betonte die Fremdartigkeit der Schwarmherrscher.
    Er war fast dreieckig und oben stark gerundet. An den Stirnen wuchsen lange, biegsame Fühler hervor, mit Büscheln von Tasthärchen an den Spitzen. Riesige Augen, in Facetten unterteilt. Die einzelnen Felder in allen Farben des Spektrums. Zwei runde, dunkle Atemöffnungen und ein schmaler, langgezogener Insektenmund mit hornigen Lippen, die bei jedem Wort klickten und rasselten wie eine Trommel. Sandal und Chelifer

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