Silberband 062 - Götzendämmerung
einer Entscheidung kämen. Offensichtlich deuteten die Götzen unser Zögern richtig. Sie ergänzten ihr Angebot um den Vorschlag, einen einzigen Parlamentär ins Solsystem zu schicken – und zwar einen parapsychisch nicht begabten Götzen. Wir antworteten daraufhin, daß wir den Unterhändler erst gründlich überprüfen wollten, bevor wir ihm die Einreise ins Solsystem gestatten würden. Die Götzen erklärten sich damit einverstanden.«
Rhodan sah uns nacheinander ernst an. »Meiner Meinung nach sind die Götzen verzweifelt. NATHAN hat das erweiterte Angebot ausgewertet und kam zu dem Schluß, daß eine Wahrscheinlichkeit von sechzig Prozent dafür besteht, daß das Angebot der Götzen ehrlich gemeint ist.« Er schwieg eine Weile, dann fuhr er fort: »Diese sechzig Prozent waren ausschlaggebend. Wir haben von der lunaren Biopositronik eine Mannschaft zusammenstellen lassen, die einen maximalen Erfolg unserer Mission garantiert.«
Ich sah mich genauer um. Außer Merkosh, Gucky und Fellmer war auch Lord Zwiebus anwesend. Im Hintergrund saß der Telekinet Balton Wyt – und natürlich war unser CYD-Kommando vollzählig vorhanden. Peltrow Batriaschwili folgte den Ausführungen mit dem für ihn typischen Eifer, Dalaimoc Rorvic döste mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin, Bescrilo Nonderver kaute auf einer kalten Zigarre, und Riev Kalowont malte Männchen auf eine Magnetfolie.
Bevor Perry Rhodan weitersprechen konnte, stand ich auf und hob die Hand.
»Ja, bitte, Captain a Hainu!« sagte Rhodan höflich. Er war fast immer höflich, ganz im Gegensatz zu Commander Rorvic, der das ›a‹, den wesentlichsten Bestandteil meines Namens, stets wegließ.
»Sir«, sagte ich, »warum wollen wir denn den fremden Parlamentär überhaupt ins Solsystem holen? Es wäre doch viel sicherer, die Verhandlungen draußen im schwarminternen Raum stattfinden zu lassen.«
Dalaimoc Rorvic wandte mir sein Vollmondgesicht zu und starrte mich böse an. »Halten Sie den Mund und verderben Sie mir nicht den Spaß, Sie Marsfloh!« flüsterte er drohend. »Erst Komplikationen machen das Leben süß.«
Perry Rhodan räusperte sich. »Hatten Sie etwas zum Thema gesagt, Commander Rorvic?« fragte er.
»Nein, Sir, nur zu Hainu«, antwortete das fette Scheusal kaltschnäuzig.
Rhodan blieb gelassen, was ich bewundernswürdig fand. Er wandte sich wieder mir zu. »Ihr Einwand ist völlig berechtigt, Captain a Hainu. Selbstverständlich hatten wir den Götzen zuerst vorgeschlagen, die Verhandlungen auf einem unbewohnten Planeten im schwarminternen Raum stattfinden zu lassen. Die Götzen brachten ein gewichtiges Gegenargument vor, das auch von NATHAN akzeptiert wurde. Sie erklärten, immer mehr Karties würden wild gebären, wodurch sich die psionische Aufladung des schwarminternen Weltraums erhöht. Bei Verhandlungen im schwarminternen Raum könnten sie nicht dafür garantieren, daß ihre Delegation friedlich bliebe. Ein geringer Anstieg der psionischen Ladung könnte dazu führen, daß die Götzen unsere Verhandlungsdelegation in blinder Wut angriffen, wodurch die Verhandlungen zum Scheitern verurteilt wären. Der das Solsystem umspannende Paratronschirm dagegen hielte die psionische Gebärstrahlung völlig ab, so daß in seinem Schutz die Verhandlungen nicht gefährdet würden.« Rhodan lächelte mir freundlich zu. »Das ist der Grund dafür, daß wir im Solsystem verhandeln werden, Captain a Hainu.«
Er ließ seinen Blick durch die Runde wandern, dann erkundigte er sich, ob noch Fragen offen seien. Als sich niemand meldete, fuhr er fort:
»Natürlich dürfen wir den Götzen nicht vertrauen. Darum schicken wir ihrem Unterhändler das Explorerschiff EX-4355 entgegen. Kommandant ist Professor Dr. Mart Hung-Chuin; Leiter der Aktion werde ich sein. Außer der normalen Besatzung der EX-4355 nehmen alle hier anwesenden Personen teil. Wir werden im schwarminternen Raum den Parlamentär der Götzen übernehmen und gründlich überprüfen. Erst wenn einwandfrei erwiesen ist, daß der betreffende Götze tatsächlich keine parapsychischen Fähigkeiten besitzt, kehren wir mit ihm ins Solsystem zurück. Übermorgen, am fünfzehnten März, starten wir – und zwar um neun Uhr Standardzeit. Bitte, informieren Sie sich anschließend an unsere Besprechung über den Einsatzplan und bereiten Sie sich auf Ihre Tätigkeit gründlich vor.«
Er neigte leicht den Kopf. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.« Er verließ den Raum in Begleitung von Lord
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