Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
er wollte die fremde Macht nicht auf sein Vorhaben aufmerksam machen. Andererseits zweifelte er nicht daran, daß seine Beherrscher genau wußten, daß er Selbstmordabsichten hatte. Schließlich hatten sie ihn schon ein paarmal daran gehindert, sich selbst umzubringen.
Bei diesem lautlosen Kampf war Corello bisher immer unterlegen. Seine offensichtliche Schwäche war es vor allem, die ihn resignieren ließ. Hätte er an eine Chance geglaubt, sich seiner Beherrscher zu entledigen, wäre er nicht zum potentiellen Selbstmörder geworden.
Am Ende der Halle befand sich ein verschlossener Durchgang. Corello wußte nicht, was dahinter lag, aber er nahm an, daß er in der einmal eingeschlagenen Richtung weitergehen mußte, wenn er ins Zentrum kommen wollte.
Sein Roboter brach das Schloß auf. Danach war es für die Maschine einfach, das Tor zu öffnen. Corello wurde in die nächste Halle getragen. Er hielt den Desintegrator schußbereit. Zwar rechnete er nicht damit, daß er einen seiner geheimnisvollen Beherrscher sehen würde, aber er wollte sofort handeln, sobald er sein Ziel erreicht hatte.
Nachdem er vier Hallen durchquert hatte, entdeckte er ein Warnschild, das auf die Nähe des Reaktorraums hinwies.
»Gut!« stieß er zufrieden hervor. Dann steuerte er den Roboter auf den Reaktorraum zu.
***
Sakyamuni Batsuna richtete sich auf und schüttelte benommen den Kopf. Die Schmerzen reichten bis in den Nacken hinab. Übelkeit stieg in ihm hoch. Er taumelte bis zur Wand und stützte sich. Dann mußte er sich heftig übergeben.
Gehirnerschütterung! dachte er. Wie war das passiert?
Er konnte sich nicht erinnern. Als er sich umdrehte, sah er, daß ein paar Schritte von ihm entfernt ein Loch in der Gebäudewand klaffte. Batsuna blinzelte verwirrt. Er bedauerte, daß es jetzt dunkel war, so daß er keine Einzelheiten erkennen konnte.
Verschwommen erinnerte er sich, daß er irgend etwas gesehen hatte. Auf jeden Fall mußte er Alarm schlagen.
Batsuna ahnte, daß er Zeuge eines ungewöhnlichen Vorgangs geworden war. Irgend etwas Ungewöhnliches war geschehen.
Batsunas Schädel dröhnte. Er preßte beide Hände gegen den Kopf. Wenn nur die Erinnerung zurückgekehrt wäre!
Eines stand jedoch fest: Es hatte einen Überfall auf das Herkyo-Werk gegeben. Wer konnte so etwas Verrücktes tun?
Batsuna drehte sich um die eigene Achse. Irgendwo stand sein Spezialgleiter. Er mußte dorthin gelangen und über Bordfunk die Zentrale benachrichtigen.
Der Chinese setzte sich in Bewegung. Mit unsicheren Schritten überquerte er den Hof. Da er nicht mehr wußte, wo er den Gleiter abgestellt hatte, nahm er an, daß er noch wichtigere Dinge vergessen hatte. Er blieb stehen und sah sich um.
Endlich entdeckte er die Maschine. Er taumelte darauf zu. Als er in die Kanzel geklettert und auf dem Sitz zusammengesunken war, fühlte er sich so schwach, daß er zunächst reglos liegenblieb. Erneut drohte ihn Bewußtlosigkeit zu übermannen.
In diesem Augenblick erfolgte die Explosion. Eine gewaltige Stichflamme schoß aus dem Dach eines weiter entfernten Fabrikgebäudes und sorgte für den Bruchteil einer Sekunde für Tageshelle. Bevor Batsuna geblendet die Augen schloß, sah er die Umgebung mit unglaublicher Deutlichkeit.
Ein dumpfes Grollen, das schnell zu einem lang anhaltenden Donnern anschwoll, ließ den Boden rund um das Fabrikgebäude dröhnen und erschütterte die Spezialmaschine des Kontrolleurs.
»Der Reaktor!« stammelte Batsuna. »Der Reaktor ist durchgegangen.«
Mit zitternden Fingern und noch immer geblendet, schaltete Batsuna die Innenbeleuchtung der Kanzel ein. Sicher brauchte er jetzt keinen Alarm mehr zu geben, denn die Explosion war wahrscheinlich im gesamten asiatischen Raum geortet worden.
Trotzdem schaltete er das Funkgerät ein und stellte eine Verbindung zur Zentrale her. Auf dem Bildschirmteil des Gerätes erschien das verschlafen aussehende Gesicht eines Angestellten. Als er jedoch Batsunas Gesicht sah, wurde er schnell munter.
»Sakyamuni! Bei allen Planeten! Wie sehen Sie denn aus?«
»Das Herkyo-Werk ist überfallen worden!« stieß Batsuna hervor.
Eine neue Schwächewelle überkam ihn. Er wollte sich an den Instrumenten festhalten und hochziehen, doch er besaß nicht mehr die Kraft dazu. Erneut wurde er bewußtlos und sank vom Sitz auf den Boden vor den Kontrollen.
***
Sechs Minuten nach der Explosion im Herkyo-Werk erreichte die Nachricht von dem Unglück Imperium-Alpha.
Perry Rhodan reagierte sofort.
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