Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
sind, Sie sehen Alaska Saedelaere verdammt ähnlich.«
»Folgen Sie mir!« sagte der Mann.
Es war ein Befehl. Kerbol Markel fühlte, daß sich ein dumpfer Druck auf seine Brust legte. Er hatte das Gefühl, daß er Widerstand leisten mußte, doch er war dazu einfach nicht in der Lage. Obwohl sich alles in ihm sträubte, folgte er dem hageren Fremden, als dieser sich in Bewegung setzte.
Gemeinsam überquerten sie die Straße. Wenige Minuten später erreichten sie den großen Parkplatz vor dem Stadion. Er war unbeleuchtet.
Der Mann, der wie Alaska aussah, blieb stehen. »Warten Sie!« befahl er.
In der Dunkelheit bewegte sich etwas. Markel konnte es nur undeutlich erkennen, aber er glaubte, daß es sich um eine grotesk geformte Maschine handelte. Seine Unruhe wurde zur Angst. Geduckt stand er in der Dunkelheit und erwartete einen Angriff. Doch es geschah nichts. Dann jedoch hatte er ein merkwürdiges Gefühl.
Er spürte die Anwesenheit mehrerer Wesen, ohne daß er zu sagen vermocht hätte, wo sie sich genau befanden.
»Sie sind nicht allein«, hörte er sich sagen. Seine Stimme kam ihm fremd vor.
Dann spürte er, wie ihm seine eigene Persönlichkeit entglitt. Es war ein schreckliches Gefühl, ganz so, als wollte jemand das Bewußtsein aus ihm herauspressen. Er wehrte sich erbittert, aber er erkannte von Anfang an, daß er unterliegen würde.
Nach einiger Zeit drehte er sich um und verließ den Parkplatz. Niemand folgte ihm, als er in Richtung des Landhauses zurückging. Er betrat sein Haus durch die noch offenstehende Tür. Ohne zu zögern, begab er sich in die Küche.
»Arcas!« hörte er eine weibliche Stimme rufen. »Arcas, bist du hier?«
Von der Küche aus gelangte Markel in einen anderen Raum. Er öffnete den Schrank und nahm die ältesten Kleider heraus, die er finden konnte. Langsam, als müßte er bei jeder Bewegung nachdenken, zog er sie an.
»Arcas!« Diesmal war die Stimme schon ganz in der Nähe, und Sekunden später betrat Cytaya das Zimmer.
»Hier bist du also!« stellte sie fest. »Warum ziehst du dich um? Willst du dich etwa maskieren?«
Er sah sie verständnislos an. »Ich gehe arbeiten!« erklärte er.
Sie runzelte die Stirn. Dann trat ein sorgenvoller Ausdruck in ihre Augen. »Arcas, fühlst du dich nicht wohl?«
»Ich fühle mich wohl«, erwiderte er mechanisch. »Ich gehe jetzt arbeiten. Die Schicht beginnt.«
»Die Schicht? Arcas, wovon redest du?«
Er kehrte in die Küche zurück. Sie folgte ihm, hielt ihn am Arm fest. Mit einem Ruck machte er sich frei.
Sie sah ihn bestürzt an, dann warf sie sich herum und rannte hinaus. Im Garten rief sie nach einem Arzt. Ein schlanker Asiate, der neben dem Partyroboter stand, winkte ihr zu. Er stellte sein Glas ab und kam ihr entgegen.
»Hat jemand zuviel getrunken?« erkundigte er sich.
»Kommen Sie schnell!« drängte sie. »Arcas, ich meine, Kerbol Markel fühlt sich nicht wohl. Er redet seltsam und benimmt sich auch komisch.«
Der Mediziner wirkte unentschlossen.
»Kommen Sie endlich!« schrie sie ihn an.
Das wirkte. Er folgte ihr ins Haus. Doch Markel befand sich nicht mehr in der Küche. Cytaya rief nach ihm.
»Er ist verschwunden«, stellte der Mediziner fest. »Vielleicht macht er einen Spaziergang.«
Cytaya bezweifelte das. Da sie jedoch nicht wußte, wohin Markel gegangen war, mußte sie auf irgendeine Nachricht warten.
***
Der Roboter hinter der elektronischen Sperre wich nicht zur Seite. »Identitätskarte!« plärrte er zum zweitenmal.
Markel durchsuchte die Taschen seines Anzugs. »Ich habe keine Karte«, sagte er schließlich benommen. »Du mußt mich durchlassen.«
Der Roboter am Eingang der KARFLOCK INC. war überfordert und gab eine Meldung an die Zentrale.
»Warten Sie!« sagte er zu Markel.
Er wiederholte diese Aufforderung in Abständen von fünfzehn Sekunden. Das Werk lag fast in völliger Dunkelheit. Markel wunderte sich, daß er als einziger kam, um mit der Arbeit zu beginnen.
Nach einiger Zeit erschien ein mürrischer und verschlafener alter Mann am Eingang. Er hatte einen Schal um den Hals gewickelt und hustete. Ein grauer Schnauzbart ließ ihn traurig aussehen.
»Was soll der Unsinn?« fuhr er Markel an. »Könnt ihr mich nicht einmal nachts in Ruhe lassen?«
»Ich will arbeiten«, erklärte Markel. »Lassen Sie mich hinein, damit ich anfangen kann.«
Der Alte musterte ihn von oben bis unten. »So, wie Sie gekleidet sind, kommen Sie wohl aus irgendeiner Bar. Betrunken, was? Verschwinden Sie
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