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Silberband 064 - Die Stimmen der Qual

Titel: Silberband 064 - Die Stimmen der Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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unterschätzen die Menschheit. Die Terraner werden schnell merken, was gespielt wird. Weder Terhera noch andere Radikale werden eine Chance bekommen, politische Macht zu erringen.«
    »Die Menschheit leidet noch an den Nachwehen der Verdummungswelle, vergessen Sie das nicht.«
    Rhodan wurde ärgerlich. »Ich habe andere Sorgen.«
    »Corello?«
    Er starrte sie an. »Woher wissen Sie das? Hat Bully …«
    »Reginald hat mir nichts verraten«, unterbrach sie ihn. »Aber man braucht nur ein paar Fakten zu kennen und aus den Ereignissen der vergangenen Tage die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ribald ist verschwunden, nicht wahr?«
    »Er und Alaska Saedelaere. Und ein Mann namens Chirkio Rakkells.«
    »Sie lassen Jagd auf diese Männer machen.« Sie hatte sich ihm genähert, so daß er sie hätte berühren können, wenn er eine Hand ausgestreckt hätte. Ihre dunklen Augen wirkten unergründlich. Rhodan wich ihren Blicken jedoch nicht aus.
    »Vor allem auf Corello«, berichtete er. »Wir haben den Verdacht, daß er von einer unbekannten Macht manipuliert wird und nicht Herr seiner Sinne ist. Das gesamte Mutantenkorps verfolgt ihn.«
    »Das findet hier auf der Erde statt?«
    »Ja.«
    »Mit welchem Erfolg?«
    »Das ist es ja!« sagte Rhodan bedrückt. »Wir haben noch nicht einmal eine Spur des Mutanten gefunden. Es ist wie verhext. Ich befürchte, daß wir ihn erst finden, wenn es zu spät ist, um eine Katastrophe zu verhindern.«
    Sie streckte eine Hand aus und berührte ihn am Arm. »Gerade deshalb müssen Sie sich um die politische Entwicklung kümmern.«
    Er wandte sich von ihr ab und trat ans Fenster. Eine starke Lampe im dreidimensionalen Schaubild suggerierte die Sonne. Das Bild einer von Bäumen bewachsenen Hügellandschaft wirkte so echt, daß Rhodan sich gern davon täuschen ließ. In Wirklichkeit befand sich hinter diesem ›Fenster‹ eine stählerne Wand. Die Bibliothek lag sechshundert Meter unter der Erdoberfläche.
    »Ich habe keinen Kontakt mehr zu den Menschen, die ich regieren soll«, sagte er. »Im Grunde genommen kenne ich nur noch meine guten Freunde. Sterbliche, denen ich begegne, bleiben mir fremd.«
    Sie folgte ihm. Er spürte, daß sie dicht hinter ihm stand. »Ich bin eine Sterbliche, Unsterblicher!«
    Der innere Zwang, sich umzudrehen und sie zu küssen, wurde so stark, daß Rhodan sich auf die Unterlippe biß, um davon loszukommen. Seit Wochen versuchte er Klarheit über sich selbst zu gewinnen. War es möglich, daß er in ein anderes geistiges Entwicklungsstadium getreten war? Hatte er so lange gelebt, daß jetzt die psychische Krise eintrat?
    »Es ist ein Bewußtsein der Schuld«, stellte Orana ruhig fest. »In Ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl halten Sie es für unkorrekt, weiterzuleben, während alle anderen, die keinen Aktivator tragen, zum Sterben verurteilt sind.«
    »Verurteilt!« echote Rhodan. »Ist es denn eine Verurteilung, wenn der Körper einem natürlichen Prozeß erliegt? Ist es nicht vielmehr eine Verurteilung, wenn man über seine Zeit hinweg lebt?«
    »Sie sind müde«, stellte sie fest. »Ihre Seele ist müde. Und Sie fühlen sich einsam.«
    Sie kam um ihn herum. Sie war nicht so groß, wie er immer geglaubt hatte, so daß sie sich auf die Zehenspitzen stellen mußte, um ihn zu küssen. Er umarmte sie und drückte sie, als müßte er sich an ihr festhalten. Eine Zeitlang standen sie so da.
    »Mir macht es nichts aus, nur vorübergehend in das Leben eines Unsterblichen zu treten«, sagte sie leise.
    Er packte sie an den Schultern und schob sie langsam zurück. Dabei sah er sie aufmerksam an. »Lieben Sie das Monstrum, das uralt geworden ist?« fragte er.
    »Ich sehe kein uraltes Monstrum«, gab sie gelassen zurück. »Ich sehe einen jüngeren Mann.«
    Er zog sie an sich und küßte sie auf die Stirn. Als sie den Kopf hob und die Augen schloß, wandte er sich ab und wollte aus der Bibliothek stürmen. Im gleichen Augenblick summte sein Armbandsprechgerät. Reginald Bull meldete sich. Rhodan hörte ihm schweigend zu, dann sah er zu Orana hinüber, die auf den Boden starrte und sich nicht rührte.
    »Bull hat sich gemeldet«, sagte er rauh. »Sie haben eine Spur von Corello gefunden. In Südamerika. Ich muß gehen.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Verdammt!« brach es aus ihm hervor. »Was wollen Sie von mir?«
    Er wartete keine Antwort ab, sondern verließ die Bibliothek. Das Zusammentreffen mit dieser Frau hatte ihm gezeigt, daß er verunsichert war, wenn er sich nicht sogar in

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