Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
Augen zu besitzen. Die Augen waren facettenartig, saßen auf beweglichen Stielen, waren faustgroß und winzig, besaßen hornige Lider oder waren liderlos. Aber alle starrten sie Ribald Corello an, als wollten sie ihm etwas sagen.
Er glitt auf den Prallfeldern durch den Dschungel der skurrilen Formen und der hypnotischen Augen hindurch – die auf einmal keine Augen mehr waren. Sie leuchteten plötzlich wie Sonnen. Milliarden und aber Milliarden Sonnen waren um ihn.
Und er fuhr nicht mehr auf dem Boden eines Raumschiffdecks, sondern flog durch die Unendlichkeit des Weltraums. Die Sonnenlichter verloren ihre Beständigkeit und wurden zu rot wallenden Leuchtgebilden.
Er befand sich im Hyperraum auf einem Dimesextaflug!
Die Kälte dieses unvergleichlich fremden und abstrakten Überraumes griff nach ihm. Er war fasziniert und erschrocken zugleich, fühlte sich angezogen und abgestoßen. Aber er spürte über all diesen widersprechenden Gefühlen, daß er auf seinem Flug zwischen den wabernden und wallenden roten Gebilden, die Galaxien und Universen waren, der Lösung aller Rätsel entgegentrieb.
Er wußte nicht, wo sein Ziel lag, aber er war voller Ungeduld, es endlich zu erreichen. Er war bereit, alle Hindernisse zu beseitigen, die sich ihm in den Weg stellten.
Dunkle Gestalten tauchten auf, von humanoider Gestalt und ihm vertraut. Es hätten Freunde sein können, denn es handelte sich um Menschen. Doch als sie sich ihm entgegen warfen, erkannte er sie als seine Feinde. Sie wollten ihn daran hindern, sein Ziel zu erreichen!
Er ließ die Gelenkarme seines Trageroboters rotieren und warf die angreifenden Gestalten zurück. Als sie trotzdem in immer bedrohlichere Nähe kamen, schickte er ihnen hypnosuggestive Befehle entgegen.
Er hätte es dabei bewenden lassen können. Doch er fühlte plötzlich eine noch nie gekannte Kraft seinen Geist durchfluten, so daß er nicht anders konnte, als sie einzusetzen. Er erkannte, daß die fremde Macht seinen Geist speiste und ihn unüberwindlich machte. Sie verlieh ihm Fähigkeiten, wie ehedem dem Fremdwesen Heydrac Koat – er vereinigte in diesen Augenblicken alle parapsychischen Fähigkeiten in sich.
Er wurde spielend mit den Angreifern fertig. Es störte ihn nicht, daß er gegen seine früheren Verbündeten kämpfen mußte. Was machte es aus, daß es sich um die Wissenschaftler und Soldaten des Einsatzkommandos handelte, die versuchten, ihn dazu zu bringen, das Schiff zu verlassen – jetzt waren sie seine Feinde!
Sie hatten es schließlich fertiggebracht, daß die Illusion eines Dimesextafluges durch den Hyperraum zerrann. Er würde nun nie mehr das verheißungsvolle Ziel erreichen und das Geheimnis aller Geheimnisse enträtseln können. Er befand sich wieder an Bord des Explorers und mußte gegen die Männer kämpfen, die ihn zwingen wollten, das Schiff zu verlassen.
Er hörte ihre Schmerzensschreie, wenn sie von den rotierenden Roboterarmen getroffen wurden, sah sie lautlos zusammensinken, wenn seine Paralysestrahlen nach ihren Nervenzentren griffen.
Und plötzlich sah er vollkommen klar. Der Druck wich abrupt von seinem Geist. Von einer Sekunde zur anderen fiel der fremde Zwang von ihm ab – er war nicht länger mehr der Sklave der unheimlichen Macht. Der Spuk war vorbei.
***
»Seit wir ihn vor fünf Stunden in der scheintoten Starre vorgefunden haben, hat er sich noch nicht gerührt«, berichtete Galbraith Deighton.
»Er kann jederzeit wieder zu sich kommen«, meinte Rhodan. »Hoffentlich reichen dann die Sicherheitsmaßnahmen aus.«
Er hatte sich mit seinen engsten Vertrauten in dem Laderaum eingefunden, wo Heydrac Koat untergebracht war. Nachdem die psionischen Gewalten abgeflaut waren, fanden die Einsatzkommandos und die Mutanten mit Perry Rhodan an der Spitze den Asporco wie leblos daliegend vor.
Sie brachten ihn aus dem völlig zerstörten Aufenthaltsraum in die Lagerhalle und errichteten um ihn einen HÜ-Schirm und einen Paratronschutzschirm. Innerhalb dieser doppelten Energiezone standen Narkosegeschütze bereit, die mit Individualtastern gekoppelt waren. Wenn Heydrac Koat erwachte und sich die Stimmen der Qual bemerkbar machten, würden es die Individualtaster registrieren und sofort die Narkosegeschütze aktivieren.
»Mehr können wir nicht tun«, ließ sich Roi Danton vernehmen.
»Mehr ist auch nicht nötig«, versicherte Reginald Bull. »Schon beim geringsten Aufflammen der parapsychischen Fremdimpulse treten die Narkosegeschütze in
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